Musikalische Jahresrückblicke gibt es zuhauf. Die FM5 Musikredaktion legt einen weiteren nach und präsentiert ihr persönliches Jahresranking der Alben aus 2014.
Innenpolitisch zahlreiche personelle Wechsel in der Regierung, außenpolitisch der ukrainische Grenzkonflikt sowie der Nahe Osten, gesellschaftspolitisch Conchita Wursts Sieg beim Song Contest und sportlich unsere weltmeisterlichen Lieblingsnachbarn sowie Real Madrid – die Liste ist so subjektiv wie endlos. Welche Musiker 2014 für Aufsehen sorgten, darüber hat sich die FM5 Musikredaktion die letzten Wochen schon den Kopf zerbrochen: wie jedes Jahr gab es lang erwartete Debüts (Skrillex, Royal Blood), unerwartete Comebacks (Pixies, Pink Floyd, Mike Oldfield), solide Routiniers (Bruce Springsteen, Kaiser Chiefs), die kommerziellen Mega-Seller (One Direction, Lorde) und zu guter Letzt reges Treiben am österreichischen Markt (Bilderbuch, Wanda).
Doch wer schaffte es letztlich in die prestigeträchtigen Top5-Rankings unserer Redakteure – die Ergebnisse sind so logisch wie überraschend.
Mathias Frank
Album des Jahres:
Losers - "… and so we shall never part"
Losers, wer? Nach der Auflösung der großartigen The Cooper Temple Clause (Gott habe sie selig) widmete sich Multi-Instrumentalist Tom Bellamy dem Folgeprojekt Losers. Mit ihrem 2. Album haben die Briten nun den perfekten Sound gefunden: eine epische, komplexe Collage aus Rock, Electronic, und Ambiente-Sounds, fernab jeglicher Mainstream-Ambitionen. Außerhalb der Insel quasi nicht existent, ist ihnen zu wünschen, für diese Großtat auch irgendwann die Anerkennung zu bekommen, die sie verdient.
1. Losers – ... and so we shall never part
2. Royal Blood – Royal Blood
3. Miraculous Mule - Blues Utzi
4. Leonard Cohen - Popular Problems
5. Blues Pills - Blues Pills
Zusätzlich erwähnt werden sollen hier noch zwei heimische Acts, deren Debüts es zwar knapp nicht in die Top5 geschafft haben, aber trotzdem jedem Musikfan hierzulande ans Herz gelegt seien: Wanda (die Wiener Antwort auf die Babyshambles) und Heart Formed Brain. Beide Bands beleben die Hoffnung, dass der österreichische Musikmarkt international bald nicht mehr nur auf Andreas Gabalier reduziert wird.
Mona Hermann
- Jungle - Jungle
- Ja, Panik - Libertatia
- Perfume Genius - Too Bright
- Trümmer - Trümmer
- alt-J - This Is All Yours
Nina Wöss
Wer dachte, dass Garish ihr famoses "Wenn Dir das Meine Liebe Nicht Beweist" nicht mehr toppen können, lag falsch. Mit "Trumpf" und der dazugehörigen Tour sorgten die Burgenländer für einige der schönsten Momente des Jahres. Mit leichten Melodien und gewohnt großartigen Texten sorgte Judith Holofernes im Frühjahr für Stimmung. Mit den romantischen Angus & Julia Stone wurde der Sommerausklang eingeläutet und ging schließlich mit den verschrobenen Element of Crime in den Herbst (Konzert im Gasometer nicht verpassen - 22.02.2015!). Die überirdische St. Vincent traf den Zeitgeist perfekt und regte mit intelligenten Texten zum Nachdenken an. Chapeau!
- Element of Crime - Lieblingsfarben und Tiere
- St. Vincent - St. Vincent
- Judith Holofernes - Ein leichtes Schwert
- Garish - Trumpf
- Angus & Julia Stone - Angus & Julia Stone
Elisabeth Voglsam
Noch nie ist es mir so schwer gefallen, fünf Alben als meine persönlichen Highlights des Jahres auszuwählen. Nicht, weil es so viele gegeben hätten, die mich 2014 begeistern konnten - ganz im Gegenteil. Außer den Meisterwerken von Garish, Schmieds Puls und Dry The River konnte mich kein Album 100%ig überzeugen, auf St. Vincent und Alt-J ist jedoch immer Verlass und haben sich eher mit ihrem Gesamtwerk einen Platz unter den ersten fünf verdient.
- Garish - Trumpf
- Schmieds Puls - Play Dead
- Dry The River - Alarms In The Heart
- St. Vincent - St. Vincent
- alt-j - This Is All Yours
Bettina Eichhorn
Ben Howard, Angus & Julia Stone schön wie bisher, Röyksopp & Robyn eine magische Kombi, die gerne wieder miteinander kooperiern darf und The Raveonettes gefallen auf Pe’ahi sogar noch besser als bisher (mir persönlich, mir ist bewusst, dass das nicht alle so sehen). Royal Blood durfte ich dieses Jahr neu kennen lernen und hoffe, es soll nicht nur bei dem einen Album bleiben.
- Ben Howard – End Of The Affair
- Angus & Julia Stone - Angus & Julia Stone
- Röyksopp & Robyn - Do It Again
- The Raveonettes - Pe’ahi
- Royal Blood – Royal Blood
Linda Schürer-Waldheim
2014 war ein musikalisch sehr durchwachsenes Jahr bei mir. Nach Jahren der Indie-/Alternative-Abhängigkeit, kamen immer mehr elektronische Klänge auf den Plattenteller, eine neue Spielwiese war gefunden. Aber der Faden zum Ursprung riss nie ab. Mein absoluter Favorit unter den Alben des Jahres 2014 ist jedoch kennzeichnend für meine musikalische Entwicklung: Caribou - Our Love. Frontman Dan Snaith beschrieb in einem Interview mit The Guardian sehr passend, wie er mittels Caribou seine Leidenschaft für (alternative) elektronische Klänge zum Ausdruck bringt, die nicht dem üblichen Dance-Music-Stil entsprechen. Das Ergebnis: Pure music love.
1. Caribou - Our Love
2. Stars - No One Is Lost
3. Warpaint - Warpaint
4. Chet Faker - Built On Glass
5. alt-j - This Is All Yours
Julius Schlögl
Altbewährtes und Neuentdeckungen finden sich in meiner Jahresalbenbestenliste friedlich nebeneinander vereint. Erstaunlich viele der potenziellen Alben des Jahres sind zu Jahresbeginn herausgekommen, die Veröffentlichungen von Wild Beasts oder Ja, Panik etwa. Letztgenannte haben mich auf Libertatia endlich mit ihrer eigenen Poesie erreicht, nachdem sie mir jahrelang unverständlicherweise doch eher wurscht waren - danke dafür. Gut und neu: die Grazer Träumer von Polkov und die isländischen Samaris mit ihrem Portishead/Björk-ähnlichem Electro-Soul-Pop (oder so ähnlich). Altbekannt und am Anfang etwas enttäuschend, aber halt dennoch wieder enorm stark und ein echter Grower: die All-Time-Helden The Notwist mit Close to the Glass.
1. Ja, Panik - Libertatia
2. Polkov - Polkov
3. Wild Beasts - Present Tense
4. The Notwist - Close to the Glass
5. Samaris - Silkidrangar