Am 03.04. 2017 gastierten Counterfeit im Rahmen ihrer "Together We Are Stronger Tour", zusammen mit den ebenfalls aus England stammenden Supportbands Tigress und Decade, im Flex und sorgten für viel rockige Musik und eine kochende Stimmung.
Im Flex ging am 03. April ordentlich die Post ab, denn die britische Punkrockband Counterfeit stattete ihren österreichischen Fans einen Besuch ab. Ebenfalls dabei waren mit Tigress und Decade zwei weitere Acts aus England.
Die ersten Anhänger Counterfeits fanden sich bereits am Nachmittag vor der Location ein und warteten bei strahlendem Sonnenschein auf den Einlass. Ein Teil der Besucher reiste aus den Nachbarländern an, um in den Genuss des Konzertes zu kommen oder ein weiteres zu sehen.
Um 19:00 Uhr durften sie dann in den Club um sich die besten Plätze in den vorderen Reihen zu sichern. Der Anteil an weiblichen Besuchern war deutlich ersichtlich und man stellte sich manchmal schon die Frage, wer wegen der Musik gekommen war oder ob jemand einfach nur Jamie den Schauspieler sehen wollte.
Neustart
Eine Stunde später begannen, -von lauten Gitarren und einem heftig bearbeiteten Schlagzeug begleitet-, Tigress aus Essex den Abend. Sängerin Katy Jackson brüllte noch ein "Vienna, what's up!" in ihr Mikrofon und stieg mit ihrer kraftvollen Stimme in den ersten Song "Alive" ein. Von der ersten Sekunde an fegte sie in ihrem coolen Outfit, das sie mit einem Jeansmantel perfektionierte, wie ein Wirbelwind über die Bühne, sodass ihre zwei dunklen Zöpfe mit den hellen Spitzen nur so hüpften. Ebenso arbeitete das Quintett -komplettiert von den beiden Gitarristen Tom Harrsion und Sean Bishop, sowie Josh Coombes (Drums) und Jack Divey (Bass)- sofort mit dem Publikum. Gängige Phrasen wie "Vienna, make some noise!" und "Hands up!"und "Bounce!" verwendeten sie gerne und die Besucher kamen diesen Bitten nur zu gerne nach.
"Miracle " und "Headaches" folgten im Set und Menschen vor der Bühne klatschten eifrig zu den Beats mit, die Josh -gekleidet in einem ärmellosen schwarzen T-Shirt- auf seinem Schlagzeug vorgab. Zusätzlich schnappte Katy sich zwischendurch immer wieder einen Schellenring. Die Gruppe, die sich vor ein paar Jahren noch The Hype Theory nannte und nur "eine von vielen Gruppen" im klassischen Poppunk-Genre war, änderte nicht nur ihren Namen, sondern auch ihren Sound. Die Kraft, der Druck und die Energie in den Liedern ist merklich spürbar und wem Bands wie Paramore und Co mittlerweile zu radiotauglich geworden sind, wird mit Tigress seine Freude haben. Die brandneue Single "Give Me A Chance" von ihrer EP Human stand natürlich auf ihrer Setliste und Katy forderte die Besucher auf, ihre Fäuste in die Luft zu strecken. Den Abschluss bildete dann noch das energiegeladene "Powerlines", bei dem die Gitarren ordentlich röhren durften. Unter Jubel verließen sie die Bühne und machten Platz für den zweiten Supportact.
Vorschusslorbeeren
Alex Sears (Gesang) , Connor Fathers (Gitarre), Dan Clarke (Schlagzeug), Harry Norton (Bass) und Joe Marriner( Gitarre) nennen sich Decade und wie einige der Zuschauer behaupteten, sind sie das neue große Ding aus Großbritannien. Ganz in Schwarz gekleidet betraten die fünf Herren aus Bath, die vor einiger Zeit ihr zweites Album Pleasantries veröffentlichten, die Bühne. Der Stil der Briten ist nicht leicht zu beschreiben, bedienen sie sich doch an Elementen aus den verschiedensten Genres. Der Begriff Alternative-Rock passt wohl noch am besten, der bei ihnen vor allem durch die weiche klare Stimme des Sängers und die ab und zu gemeinsam mit Gitarrist Connor gesungenen Parts geprägt ist. Mal ist ihre Musik laut und grungelastig -aber trotzdem tanzbar, dann wieder in Richtung zuckersüßer Poppunk. Den ersten Song und die Hälfte des zweiten Liedes mühten sich Decade ab, die Leute für sich zu gewinnen. Kurz sackte die die lebhafte Stimmung, die zuvor herrschte ab, doch irgendwie schwappte die Euphorie der Decade-Fans doch noch über und mehr Leute in der Halle fingen an zu tanzen. "Human Being" fand sich auf der Setliste, genauso wie das Lied "Wasted", das wie Alex ankündigte, "A song about getting drunk and falling over." ist. Gegen Schluss war die Stimmung im Saal ausgelassen und die Band bedankte sich ausgiebig herzlich bei allen, die sich ihren ersten Gig in Österreich anschauten. Mit "Daisy May" verabschiedeten sie sich und luden alle zu einem Tratsch beim Merchstand ein. Ein netter Auftritt, bei dem der Funke bei uns allerdings nicht ganz übersprang.
Weg mit den Mobiltelefonen
Danach war es Zeit für den Hauptact, der im Hintergrund auch einen Banner hatte.
Mit einem Intro und einem erheblichen Geräuschpegel der wartenden Menge ging es für Counterfeit, die mit ihrer "Together We Are Stronger-Tour" Halt machten, auf die Bühne. Die nicht so kleinen Verstärker drehten sie ordentlich auf und eine ungezügelte Punkshow begann. Fast wie zu erwarten, kleideten sie sich in dunkle Klamotten und unterstrichen perfekt das Klischee. "Washed Out" -der erste Titel ihres am 17.03.2017 erschienen Albums Together We Are Stronger - wählten sie auch hier für den Beginn. Ein Großteil der Mädels, die sich an die Bühne quetschten, richteten ihre Blicke erst einmal auf Jamie.
Der Frontmann stellte schon voriges Jahr seine unglaubliche Bühnenpräsenz und die Gabe einen Raum einzunehmen unter Beweis. Trotzdem merkte man der Band an, dass ihnen das vermehrte Spielen von Konzerten gut tat und sie sowohl den Sound, als auch die Performance noch verbesserten. Der im Interview kommunikative, aber trotzdem recht entspannt wirkende Frontmann ist auf der Bühne nicht zu Halten. Mal mit Gitarre unterwegs, mal nur mit seinem Mikrofon, stürmte er ständig in Bewegung herum und sang sich buchstäblich -wie zum Beispiel bei den folgenden Songs "As Yet Untitled" und "Addiction"- die Seele aus dem Leib. Beim dritten Lied sah man, wie er langsam in seiner Jacke zu Schwitzen begann und ihm die Haare im Gesicht klebten. Munter ging es mit "Romeo" und "You Can't Rely" weiter. Bei letzterem Stück sangen seine Bandkollegen Sam Bower (Gitarre, Backing vocals), Tristan Marmont (Gitarre, Backing vocals) und Roland Johnson (Bass, Backing vocals) aus vollem Hals mit, während Drummer Jimmy Craig, ordentlich auf seine Drums eindrosch.
Bower lobte danach das Publikum, das sich nicht nur textsicher zeigte, sondern das auch schon zu einem großen Anteil ihr Debütalbum besaß. Weiters meinte er, dass seiner Meinung nach zu viele Mobiltelefone in der Luft sind und forderte," Put your cellphones in your arseholes, pockets or whatever! " .
Amen! Endlich jemand, der das mal offen zur Sprache bringt!
Für "Letters To The Lost" ließ er in der Mitte des Saals einen Kreis frei machen, in den er sich mit seiner Gitarre und dem Mikro stellte. Um die Leute zur Ruhe zu bringen, verkündete er mit einem Mix aus Arroganz, gesundem Selbstbewusstsein und vermutlich einem kleinen Augenzwinkern: "Shut the fuck up. I'm important." Auf der Bühne blieb nur sein jüngerer Bruder Sam zurück, der sein erstes Konzert in Wien bestritt, weil er 2016 für seine Examen lernte. Mit seiner markanten Stimme und nur in Begleitung seiner Gitarre, umgeben von einem Kreis voll Mädchen, begann der ältere der Beiden das Lied mit den düsteren Lyrics zu singen. Als nach ein paar Zeilen jemand lachte, stoppte er und fragte, ob das lustig sei.
Falls ja, dann könne er die Location verlassen, denn immerhin sei das ein Lied über den Selbstmord eines Freundes. Wie es den Anschein hatte, ein Thema das ihm immer noch nahe geht. Im Flex war es daraufhin um einiges ruhiger und er setzte seine Performance fort, bei der ab und zu Sam mit seiner Gitarre einfiel. Anschließend stieg die Lautstärke erneut und die Menge platzierte sich für einen Circle Pit. Während Bower unten mit dem wilderen Teil der Besucher zu "Family Suicide" feierte, hatte der Rest der Band oben auf der Bühne mal einen Moment um nicht ganz im Schatten des Frontmannes zu stehen. Denn alle die nichts sahen, blickten jetzt unweigerlich auf die Bühne. Eine Jamie Campell Bower Show hätten sich seine Mitstreiter, die musikalisch einen soliden Auftritt boten und zum Teil auch eifrig Drehungen und Sprünge vollführten, nicht verdient. Das beliebte "Lost Everything" kündigten sie als letztes Stück ihres Sets an und brachten die Meute nochmals zum Singen. Selbstverständlich kamen die fünf Engländer noch für eine Zugabe zurück. Jamie, der mittlerweile oberkörperfrei -sehr zur Freude einiger Mädels- seine Tattoos zur Schau stellte, kletterte erst auf das Geländer neben dem Mischpult und wünschte sich einen Circle Pit für "Hold Fire" und man sah dieses Mal genau, wie rot und klatschnass er von seiner schweißtreibenden Performance war. Bevor er die beliebte Single anstimmte kommandierte er noch:"I want you to lose your fucking mind at this song". Ein Sprung von der höchsten Box, die er finden konnte und ein kollektives Mittelfinger in die Höhe strecken von Counterfeit und den Zuschauern beendete einen erfolgreichen und kurzweiligen Konzertabend.
Weitere Mitarbeit : Janis Giovanett - fm5 Redakteur/Fotograf