There was only love

Imposante Klänge und eine Show im Rausch, gepaart mit vielen Gefühlen, boten "Bright Eyes" am 25.08.2022 bei einem Open Air in der Arena Wien.

Nach einer großen Durststrecke ohne Bright Eyes Konzerte –zwar gab es Solo Konzerte von Mastermind Conor Oberst-und einer Pandemie-bedingten Verschiebung von zwei Jahren, stand am 25. August endlich der langersehnte Gig von Oberst, Mike Mogis und Nate Walcott an. Grund für einen Besuch in Wien war unter anderem ihr 2020 veröffentlichtes Album Down In The Weeds, Where The World Once Was, das sie mit einen Aufgebot von Musiker:innen auf der Open Air Bühne der Arena präsentierten.

Glückliche Familie
Doch erst einmal starteten Penelope Isles bei lauem Sommerwetter den Abend. Das Trio aus Brighton begann mit fast verträumten Klängen, die an Sommer, Sonne und Strand denken ließen. Allerdings die Gedanken an Surf Pop, oder verträumte Indie Hymnen, machte die Band gleich beim dritten Song zunichte. Mit dem Outro, ließen sie an die Brighton Rockband Szene denken, unterstrichen, jedoch durch ihren Mix, ihren ganz eigenen Stil. „Can I introduce the band?“ fragte, Sängerin/Bassistin Lily und stellte sogleich ihren Bruder Gitarrist Jack vor, mit dem sie mal abwechselnd, mal zweistimmig, sang. Ebenso erhielt Drummer Joe seine Vorstellung. „There is only three of us. We are just one happy family.“ Die Gruppe überzeugte mit Stücken wie "Terrified", "Sodoku" und "Three" von ihrem aktuellen Album Which Way To Happy.

Anschließend folgten, sehnlichst erwartet, Conor Oberst und seine Mannen und Frauen. Die Band war zu 14 auf der Bühne. Mit Streichern (unter anderem aus Wien und Umgebung), Bläsern und vielem mehr. Mit Multiinstrumentalisten, wie (ebenfalls) Bright Eyes Mastermind Nathaniel Walcott, den man vor dem Auftritt lässig mit dem Kaffeebecher noch rund um die Arena sah, und Violinistin Emily Stewart, die die Streicher für Österreich zusammenstellte, schürten sie natürlich die Erwartungen.

„Let's just keep keep singing“
Vielleicht ist/war das das Problem von Conor Oberst, der sehr ausdrucksstark zu "Dance And Sing“ die Bühne betrat. Er bewegte sich wie ein Schauspieler, jedoch verwandelten sich seine fast manisch wirkenden Gesten –das Klavier erhielt ein Bad mittels seines Drinks und das Mikro fiel mehrmals zu Boden- und Zwischenansagen nicht unbedingt zum Besseren. Der Chef der Bright Eyes torkelte weiter und seine Mitmusiker und sein Roadie taten ihr Bestes um das alles zu überspielen. Auch er selbst versuchte es wirklich, allenfalls mit mäßigem Erfolg. Bei Zwischenansagen ritt er sich teilweise immer mehr hinein, und gleich beim zweiten Song "Lover I Don’t Have To Love" verpasste er seinen Einsatz am Klavier.„Bad actors with bad habits/Some sad singers…/Let's just keep keep singing“ (Lover I Don’t Have To Love) Fast glaubte man, Conor Oberst entdeckte sich selbst besonders an diesem Abend in seinen Zeilen.

Trotzdem griff der Musiker danach beherzt zur verstärkten Akustik-Gitarre. Nicht immer wusste er wann er diese brauchte und auch sein bandagiertes Handgelenk schmerzte. Viel spürte Conor Oberst an diesem Abend, so erzählte er von seinem toten Bruder und kurz über den anderen, dem es ebenfalls nicht gut gehe. Weiters erwähnte er die Exfrau, seine Probleme mit Gott, liebte uns -das Publikum- und die Vorband sehr. Das Musizieren liebte er noch stärker. Dass er die Musik brauchte merkte man noch mehr. Wirkte "Persona Non Grata" schon zerbrechlich, rief er das „Come Up“ bei "One And Done" geradezu verzweifelt und kroch am Boden herum. Walcott dirigierte souverän die anderen Instrumentalist:innen auf der Bühne und lief selbst an und auf den Tasten + Trompete zu Höchstform auf. Bei "Poison Oak" sorgte Oberst bei nächtlicher Atmosphäre trotzdem für ein paar Gänsehautmomente bei dem einen oder anderen Fan.

"...it's I and I"
Mit "I Believe In Symmetry" und "One For You, One For Me" beendeten die Bright Eyes ihr nicht einwandfreies Konzert, das nicht ganz die angekündigten zwei Stunden dauerte. Nichtsdestotrotz bot die Setlist einen schönen Mix aus älteren Songs und Liedern vom aktuellen Album. Es war vielleicht nicht der beste Auftritt von Oberst, führte einem aber einmal mehr vor Augen, dass der sonst so talentierte Musiker auch nur ein Mensch -mit Problemen- ist. Dass manche so einen Gig nicht einmal nüchtern hinbekommen, zeigt die Liga der Bright Eyes. Conor Oberst ist zu wünschen, dass er sein volles Können bald wieder voll und ganz ausspielen kann, denn nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Bei unserem Lieblingsgrantler Bob Dylan nehmen wir ja schließlich auch so einiges hin.

 

Fotos by Patrick Münnich
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Stephanie Ambros