Out Of The Woods Festival 2017

Heiß war nicht nur das Wetter, sonder auch das Line-Up des Out Of The Woods 2017, das von 20.07.-22.07. in Wiesen über die Bühne ging. Vielversprechende Newcomer, ein paar wenige Starallüren und große Headliner sorgten für ausreichend Emotionen und ein gelungenes Festival.

Tag1

Von 20.07-22.07.2017 ging in Wiesen bereits im zweiten Jahr das Out Of The Woods Festival über die Bühne. Als Erneuerung gab es am Donnerstag erstmals einen Warm-Up Day. Zwar gab es nicht ganz so viele Bands als Programmpunkt, aber für die Ankommenden war es ein nettes Zuckerl nach dem Zeltaufbau.
Um 18:00 ging es mit Fil Bo Riva auf der Main Stage los.  Der Italiener, der in Dublin aufwuchs, kam mit seiner Acoustic-Gitarre und seiner Band auf die Bühne. Nach ein paar Tönen fiel einem sofort die tiefe Stimme auf, mit der er seine hauptsächlich melancholischen Stücke vortrug. Vor der Bühne fanden sich trotz Anreisetag und der Hitzewelle einige Besucher ein, während es sich der Großteil auf dem Hang gemütlich machte oder überhaupt erst später aufkreuzte. Als Anheizer eignete sich der junge Mann nicht ganz so gut, denn seine Songs zeigten keine große Wirkung auf den hinteren Teil des Publikums. Die einen dösten und die anderen quatschten munter weiter, denn die Musik zog eher hinunter als dass sie für gute Stimmung sorgte. Das fröhlichste Lied seines Sets war ein Johnny Cash -Cover. Den Leuten vor der Bühne gefielen die verträumten, ernsthaften Lieder trotzdem ganz gut.

Klicks, Fan-Favourites und ein Todesfall

Der nächste Programmpunkt hieß Drangsal. Der Künstler und seine Begleitband aus "vorwiegend Deutschland", wie er während des Auftritts erwähnte, präsentierte New-Wave-Pop-mit vielen Synthieklängen. Doch bis es so weit war, verplätscherte einiges an Zeit. Max Gruber und Co kämpften mit technischen Problemen. Da sie ihr Klick nicht hörten, forderte der Sänger den Tontechniker mehrmals auf etwas dagegen zu unternehmen. Als es nach mehreren Versuchen immer noch nicht funktionierte, überlege er vor versammelter Menge, was sie jetzt tun sollten. Abbruch, ein weiterer Versuch…Die Fotografen vor der Bühne schienen ebenso ratlos wie das Publikum. Eine Punkband hätte in diesem Fall wahrscheinlich einfach weitergemacht. Aber was sein muss, muss sein. Nach einem lauten "Fuuuck!" und ein paar Nachjustierungen, ging es endlich weiter und er konnte die übrige Zeit der Darbietung seiner Stücke widmen. Lieder wie "Der Ingrimm", "Und du?" und "Allan Align" standen auf der Setlist. Das große Hochgefühl der Besucher hielt sich in Grenzen, denn das divenhafte Verhalten schreckte doch ab. Da half auch das "Dankeschön" nichts, das der geschminkte Sänger nach jedem Lied an die Zuschauer richtete. Die Fans von Drangsal, die diesen schon länger verfolgen, sangen brav mit, zum ersten Mal Schwung und Stimmung kam aber erst beim nächsten Act auf.
Milky Chance aus Deutschland, die seit einiger Zeit gehypet werden,  waren an der Reihe. Mit wesentlich peppigerem Sound sorgten Clemens Rehbein und Philipp Dausch gleich von Beginn an dafür, dass sich die Menge bewegte, im Takt klatschte und textsicher mitsang. Die Stimme Clemens Rehbeins ist vielleicht nicht jedermanns Fall, dennoch war die tanzbare Musik endlich passend zum Wetter und für das "Feel good-Festival-Feeling". Einzig das Cover von Janis Joplins "Mercedes Benz", für das das Duo ihre Backgroundsängerin in die Bühnenmitte schickte, wäre nicht notwendig gewesen. Überschattet wurden Stücke wie "Blossom" für einige Besucher nichtsdestotrotz, denn die schreckliche Nachricht über den Tod von Linkin Park Sänger Chester Bennington machte zur selben Zeit in Wiesen die Runde.

"Please don't go, please don't go...!"
Danach folgte in kurzer Zeit ein riesiger Umbau zu den Klängen von Biffy Clyros "Mountains". Riesige LED-Lichtstäbe und drei Podeste fanden den Weg für die Soundtüfler aus Leeds und den Main-Act des Abends - alt-J -  auf die Bühne.
Große Erwartung an die Band breitete sich in der immer größer werdenden Menge aus und die Briten enttäuschten in keinster Weise. Mit imposanter Lichtshow und einem Top-Sound überzeugten sie von der ersten Nummer an.
Mit Zwischenansagen gingen sie eher spärlich um, aber gerade deswegen nahm man der Gruppe jedes Wort der Dankbarkeit hier spielen zu dürfen ab. Die Stimmung vor der Bühne kochte und die Fans feierten ausgelassen zu Songs wie "Matilda", "Tara" und "Breezeblocks". Ein grandioser Auftritt der sich mit Leichtigkeit von den anderen Acts abhob und den man guten Gewissens als Highlight des Tages bezeichnen darf.


Tag 2
Aufgrund von Produktionsschwierigkeiten verteilte man am zweiten Tag ein paar Bands auf den beiden Stages um, was allerdings nicht groß störte. Die Hitze erwies sich als ein größeres Hindernis, obwohl diese an dem Tag wenigstens trocken war und zwischendurch ein kleines Lüftchen wehte, das die Besucher dankend genossen.

Kleine Band ganz groß
Um 17:00 Uhr betraten vier Burschen Anfang 20 die Hauptbühne und mussten anfangs vor einer handvoll Leute ihr Set beginnen. Rat Boy  aus Essex ignorierten diesen Umstand - zumindest hatte es den Anschein – und legten sich ordentlich ins Zeug. Mit ihrem Mix aus verschiedenen Genres zogen sie in kürzester eine beachtliche Menge an, die sofort zu tanzen begann. In ihrer Musik finden sich Einflüsse von The Beastie Boys, Jamie T, The Streets, Arctic Monkeys und The Clash.
"Bonjour!" rief Sänger und Gitarrist Jordan Cardy und der Schalk lachte ihm und seinen Kollegen Harry Todd, Liam Haygarth und Noah Booth aus dem Augen. "You have really nice weather here!", meinten die Briten, wobei man sich nicht ganz sicher sein konnte, wie erst sie das meinen. Ihr Bassist konnte einem schon leidtun, wie er mit hochrotem Kopf und weit aufgeknöpftem Hemd auf der Bühne schwitze, das Set aber tapfer durchzog. Auch die Professionalität der restlichen Bandmitglieder war enorm und der Auftritt machte richtig Spaß. Sowohl bei der Band, als auch den Zuschauern war die gute Laune richtig spürbar.
Songs wie "Revolution" und "Laid Back" -von ihrem am 11. August erscheinenden Debütalbum "Scum"- standen unter anderen auf der Setlist. Zwischendurch rappte die ganze Band, und der Drummer sprang mit Leichtigkeit von seinen Schlagzeug über seine Bandkollegen. Lustige Samples zwischendurch rundeten die Nummern perfekt ab. Beim letzten Lied „Fake ID“ startete die Menge sogar einen kleinen Moshpit. Drangsal gestern hätte sich ein Beispiel an den jungen Musikern nehmen können, die überhaupt keine Allüren und trotz ihres jungen Alters wesentlich mehr Routine an den Tag legten. Alles in allem ein sehr energetischer und gelungener Gig. Vielleicht sind Rat Boy bald "the next big thing from the UK"!

Weitere Geheimtipps
Der nächste Punkt hieß Schmieds Puls, die in der österreichischen Szene schon einen gewissen Bekanntheitsgrad genießen. Sängerin Mira Lu Kovacs erzählte zu Beginn ihrer Show, dass sie sowieso auf das Festival gehen wollte und sich jetzt noch mehr freue hier zu sein. Im Verlauf ihres Sets berichtete sie noch von ihrem ersten Festival mit Buena Vista Social Club und Al Jerreau in Wiesen. Songs "Run" und „You will always have a piece of my heart“ -bei dem sie alle aufforderten mitzusingen- brachten sie dem Publikum mit. Zwar warteten vor diesem Set wesentlich mehr Fans vor der Bühne und bliebenauch, doch von hinten wirkte die Menge statisch. Die aufgeheizte Stimmung von vorher war wie weggeblasen. Es war nett und musikalisch wirklich außergewöhnlich, trotzdem wirkten die Musiker auf der Main Stage ein wenig verloren. In einem intimeren Rahmen wäre die Intensität der Stücke viel mehr zur Geltung gekommen.
Ganz anders bei Conner Youngblood, der auf der Second Stage seinen Auftritt hatte. Wer im Vorfeld Infos über ihn las, wusste, dass dieser ein musikalisches Genie ist. Der junge Mann aus Amerika trat Solo auf. Mit dabei hatte er eine Loopstation, ein Keyboard, Synths, seine Gitarren, sein Banjo und natürlich seine Stimme. Mit herzigen Zwischenansagen, gewann der Musiker sofort die Leute für sich und das obwohl sich sein Set mit den wesentlich bekannteren Metronomy kreuzte. Diese hätte er sich selbst gerne angeschaut, ließ er das Publikum wissen und bedankte sich mehrmals, dass so viele ihm zusahen. Die Songs erinnern ein bisschen an Bon Iver -im positiven Sinne-, sind allerdings weniger weinerlich. Mal verträumt, dann wieder ein eingängiger Beat und Gitarrenstimmen entpuppten sich als die perfekte Mischung. Bei "Stockholm" bekam man richtig mit, wie die Leute die Ruhe, die die Songs ausstrahlen genossen. Fetzigere Elemente bewegten aber auch zum Tanzen."Australia" (oder Austria, wie der Sänger scherzte – nur, dass sich Australia leider besser reimt, auch wenn er noch nie dort war) spielte er gegen Anfang mit Hilfe seiner elektrischen Gitarre, und bot zum Schluss den Song noch in einer Acoustic-Version dar. Ein großartiges Talent, das wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte!
 

Die Crème de la Crème der Indiemusik
Nach einem ausführlichen Interview mit ihm musste der nächste Programmpunkt einfach Foals heißen. Sänger Yannis Philippakis und seine Mitstreiter (Jack Bevan, Jimmy Smith, Edwin Congreave und Walter Gervers) hatten die Menge von der ersten Sekunde an in der Hand. Die Indie-Rocksongs der Briten ließen kaum einen Besucher ruhig auf seinem Platz sitzen/stehen. Zwischendurch kletterte Yannis Philippakis schnell auf einen nicht so niedrigen Verstärker und war locker mit einem Hops wieder unten. Die Lichtshow, die an einen Mix aus Discokugel und Sternspucker erinnerte, tat ihr Übriges dazu. Außerdem zeigte sich der Frontman äußert publikumsnah und stieg auf die Barriere um näher an den Fans dran zu sein, was diese mit noch mehr Jubel quittierten. Die Spielfreude merkte man dem Quintett aus England an und sie dankten den Besucher ausgiebig. Die Latte für den Headliner war dementsprechend hoch. Doch Phoenix setzten mit fantastischer Lichtshow -Spiegelwand, Leuchtboden mit Visuals und sonstigen ausgefallenen Licht Spektakel- und hoher Soundqualität eines drauf. Sänger Thomas Mars nahm sogar zweimal ein Bad in der Menge und mit Hits wie "Lisztomania" ließen sie kaum einen Fanwunsch offen. Die Band freute sich ebenso über die ausgelassene Stimmung und verkündete, dass ihr letzter Besuch hier schon 13 Jahre her ist und bedankte sich daher besonders euphorisch bei ihrem Publikum.

 

Tag 3
Der dritte und letzte Tag des diesjährigen OOTW 2017 präsentierte sich besonders schwül, dennoch drehte die holländische Band Kensington um 17:00 Uhr ordentlich ihre Verstärker auf. Sänger Eloi Youssef trug sogar eine Kappe und eine schwarze Kapuzenjacke darüber. Die Stimmung war für diese Zeit und die vorangegangen Festival-Tage mehr als okay. Das Quartett – komplettiert von Casper Starreveld, Jan Haker und Niles Vandenberg- das hierzulande gerade groß im Kommen ist, passte für das eher Indie/Alternative-lastige Festival nicht hundertprozentig. Der radiotaugliche Poprock, der ein wenig einfach gestrickt ist, stach somit heraus, hob sich allerdings nicht unbedingt ab. Nichtsdestotrotz hatten viele Besucher ihren Spaß, klatschten und sangen artig mit. Neben einer Liebeserklärung an ihre Fans, gab es zum Abschluss noch das fetzige "St. Helena".
Danach folgten die Kanadier The Strumbellas, die wiederum einwandfrei in das Programm passten. Mit ihren Indiepoprock-Folk-Songs, ihrer liebenswürdigen Art und ausgiebiger Publikumsinteraktion gewannen sie im Nu die Herzen. Die Band verlautete dass sie zum zweiten Mal in Österreich sei, verriet dass sie selbst große Feist-Fans sind und David Ritter versuchte sich in einigen deutschen Ansagen. Dass einige seiner Kollegen kein Deutsch sprechen, nutze er natürlich schamlos aus und sorgte mit Sprüchen wie "Simon riecht wie ein Furz" und ähnlichem für Lacher. Violinistin Izzy, die auch Backing vocals singt, durfte außerdem für ein Lied die Leadsängerin geben. Wer Acts wie Mumford And Sons, Passenger und Walking On Cars mag, wird diese Musik lieben. Songs wie "Young And Wild" luden jedenfalls zum Tanzen und Mitsingen ein.

90s Dance-Party
Benjamin Clementine, der momentan in der Musikszene eine ziemlich große Nummer ist, betrat als nächstes die Mainstage. Trotzdem schienen ihm nicht genug Leute vor der Bühne zu sein und er versuchte leicht zickig ein paar Leute vom Hang zu bewegen nach vorne zu kommen. Mit mäßigem Erfolg. Zu Beginn bot er mit seiner Band und fünf Backgroundsängerinnen eher schwermütige, soulige Songs dar. Die dritte Nummer "London" erinnerte live ein wenig an Gospel und war um einiges schwungvoller. Die Zuschauer tauten mehr auf und sangen die Zeile "When my preferred ways are not happening..." mit, wie es der Künstler zuvor anordnete. Diesem reichte das immer noch nicht, ließ sich den Teil auf Deutsch übersetzen und sagte den Besuchern, sie könnten es auch so singen. Der Song zog sich dadurch unendlich in die Länge. Es fiel also nicht allzu schwer um zur Second Stange zu wechseln, wo Tommy Cash aus Estland seine One-Man-Show abzog. Der Rapper, den man fast schon als Gesamtkunstwerk bezeichnen könnte, erlebt ebenso seit einiger Zeit das Phänomen des Hypes um ihn. Coole und "weirde" Visuals auf den Leinwänden an der Seite und aus mehreren Genres zusammengewürfelte Beats und Raps, führten bei den Besuchern zu einer riesigen Party. Den 1991 geborene Künstler erstaunte es richtig, dass ein junger Mann in der ersten Reihe seine Texte komplett auswendig wusste. Unter anderem führten immer größer werdende Moshpits, Ansagen des Acts wie "I think we should turn it up a little!" zu jeder Menge Schweiß bei den Besucher. Besonderes Highlight für viele der Anwesenden war, als er bei "Prorapsuperstar" über ein Enya-Sample rappte. So legten einige Besucher -auch wir- während Sohns Auftritt auf der Hauptbühne eine kleine Pause ein um fit für den Headliner zu sein.
 

Gebührender Abschluss
Keine geringere als Musikgröße Feist, war der Hauptact des Schlusstages des OOTW 2017.
In einem rosa Kleid, schwebte die Ausnahmekünstlerin -die gerne mal mit Kate Bush verglichen wird - barfuß und mit ihrer Band auf die Bühne.“It‘s my pleasure to play my album Pleasure for you“ hauchte sie ins Mikrofon und startete in den gleichnamigen Song. Die Songs, mal ruhig, dann rockig und dann wieder avantgardistisch kommen durch ihre beeindruckende Stimme besonders gut zur Geltung. Auch "Lost Dreams" stand auf ihrer Setlist, welches sie verträumt ankündigte. Auch die übrigen Zwischenansagen waren voller Gefühl und die Sängerin freute sich über den Enthusiasmus, der auf dem Festivalgelände in Wiesen herrschte. Als sich dann noch Kanadier im Publikum befanden freute sich Leslie Feist gleich doppelt. Gegen Ende legte sie noch mit ein paar Favoriten wie "1,2,3,4" nach. Dieser ideale Abschluss machte das Out Of The Woods Festival fast zu schön um wahr zu sein.

Stephanie Ambros
Kathrin
Suppanz