Kochend heiße Stimmung bei Mac DeMarco

Bei gefühlten 100 Grad bescherte Mac DeMarco den Besuchern im restlos ausverkauften WUK ein Konzert der Sonderklasse, bei dem wohl kein Hemd trocken blieb.

Der junge Softrocker aus Kanada verkörpert pure Freiheit auf der Bühne, tänzelt von der einen Seite zur anderen, reißt ständig Witze, zieht Grimassen und ist noch dazu musikalisch top unterwegs auf seiner Gitarre.

Wer für dieses Spektakel keine Karten mehr ergattert hat, das muss man ganz ehrlich sagen, hat im Jahr 2016 ein wirklich herausragend gutes Konzert versäumt. Immer seltener bekommt man diese unbekümmerte Rock-Attitüde, die diese Band uns ganz ungekünstelt zeigt, im 21. Jahrhundert zu sehen. DeMarco bezeichnet seine Musik selbst liebevoll als Jizz-Jazz-Pop und erinnert einen an 60's Surf Rock.

Endlich machte die fünfköpfige Band am 09.07.2016 nun auch in Österreich Station, wo sich schon eine erstaunlich große Fangemeinschaft zusammengefunden hat. Als Supportact treten zwei Australier auf die Bühne. Alex Cameron und sein Saxophonist präsentieren  typische Disko-Rhythmen aus den Achtzigern und die dazuhörigen Synths, dazwischen finden sich einige Saxophonsolis und über all dem liegt die tiefe, fragile Stimme von Cameron. Dieser ist außerdem Teil des elektronischen Trios Seekae, brachte 2013 sein Debüt-Soloalbum Jumping the Shark auf den Markt und tourt nun mit Mac DeMarco durch Europa. Gekleidet in einen silber-glitzernden Anzug bringt er an diesem Abend mit seinem Huftschwung und Getänzle  das Publikum schon einmal leicht zum Köcheln.
 



Um kurz nach 21:00 Uhr kommt Mac DeMarco, ein Spaßvogel wie er im Buche steht, auf die Bühne spaziert und eröffnet das Konzert mit dem Song "Salad Days" - die Menge kreischt und kocht nun endlich. In den vorderen Reihen trifft man auf eher junges Gemüse, die den Style ihres Idols ziemlich gut nachahmen und alle mit Cap, Latzhose und abgefuckten Vans erschienen sind. Als neuer Bassist ist Rory McCarthy mit von der Partie, der besonders mit seiner Körperbehaarung lüsternde Blicke aus dem Publikum auf sich zieht.

Bei Klassikern wie "Cooking up Something Good" , "Ode to Viceroy" und "Let her go" brodelt es heftig im Publikum und es bildet sich sogar ein Circle Pit. Man sieht der Band an, dass sie sichtlich großen Spaß auf der Bühne hat - Alkohol und Zigaretten inklusive.  Die Gitarre wird zwischendurch auch mal als Gehstock benutzt, es gibt Küsse auf die verschwitzten Bäuche und theatralische Szenen sollen die Zuschauer sichtlich verwirren. Gitarrist und Keyboarder Andrew Charles White fiel des Öfteren in "Ohnmacht" und wurde von seinen Bandkollegen wieder auf die Beine gestellt. Ironie und ständige Blödeleien gehören wohl einfach dazu. Eine gerissene Gitarrenseite wird natürlich auch gleich auf der Bühne ausgewechselt während Andy eine Hymne an sich selbst singt – "Andy, my name ist Andy!" Großartig!

Teilweise fragt man sich während des Gigs schon, ob das gerade wirklich passiert. Fast ist man neidisch auf DeMarco’s Ausstrahlung und Freiheitsgefühl. Der Raum für Improvisation wird von der Band geschätzt und so ergeben sich spontane Jamsessions zwischen den Stücken . "Fuck Yeah Man“ in Dauerschleife oder ein Dankeslied an den Tontechniker Joseph zauberen einem zusätzlich ein Lächeln ins Gesicht. Beendet wird das Konzert mit "Still Together“ und einer Stagediving-Einlage, die er bei keinem Konzert auslässt.
Danke Mac für die schöne Einleitung in den Sommer und hoffentlich auf ganz bald!

 

Anna Zehetgruber