Get tragic

An Allerseelen rockte Blood Red Shoes im Rahmen ihrer "Get Tragic-Tour" in Wien und die Menge im Flex tanzte sich das kalte Wetter aus den Knochen.

Nach ihrem kurzem Gastspiel vor The Pixies im Gasometer kamen Blood Red Shoes endlich wieder für eine eigene Show nach Österreich.  Am 02.11. gastierten sie mit Unterstützung zweier zusätzlicher Musiker im Wiener Flex. Doch bevor es für die Briten Stage Time hieß, tat 45AcidBabies ihr Bestes um das Publikum aufzuwärmen. Die Band aus Utrecht in den Niederlanden spielt eine Mischung aus Garagerock und Elektropunk,  allerdings fiel es etwas schwer einen roten Faden in dem Ganzen zu finden. Entweder wechselten sie innerhalb eines Songs von einem Stil zum Anderen – was ja kein Problem wäre,  wenn es  catchy wäre, oder die Stücke klangen zu ähnlich. Auch die Interaktion von Frontfrau Sophia de Geus (Gesang, Gitarre, Keys)  mit der Menge hielt sich – ob der Sprachbarriere?!- in Grenzen.  Viel mehr als eine Bandvorstellung und den Hinweis auf Merch gab‘ es nicht zu vermelden.  Auch ihre Bandkollegen Daniel Brem (Bass/Synth/Gesang), Sam Verbeek (Guitar, Gesang)  und Giorgio Paquay (Drums ) – sicher keine schlechten Musiker, wirkten im Gegensatz zu dem riesigen Visual-Babykopf  im Hintergrund eher blass.  Dementsprechend feierte im Flex nur ein Teil der schon anwesenden Besucher.
 

We don't see eye to eye... (Eye To Eye" - Get Tragic by Blood Red Shoes)

Wesentlich kraftvoller ging es dann Punkt 21 Uhr mit Blood Red Shoes aus Brighton weiter. Der Hauptact startete  mit "Elijah" von ihrem neuesten Album Get Tragic in den Abend. Schlagzeuger (und Sänger)  Steven Ansell fesselte hier die Leute gleich mal mit seinen  Beats, noch bevor der Gesang von Laura-Mary Carter einsetze, von der man erst nur die Gitarrenmelodie hörte. Im Hintergrund spielten James Allix und Lins Wilson als Verstärkung mit, um den neuen Stücken einen breiteren Klang zu geben. Ein wenig weg von dem rotzigen, rohen  Sound aus früheren Tagen, aber immer noch Blood Red Shoes-mäßig.  Zwar hörte man bei der ersten Nummer den Gesang Ansells mehr schlecht als recht, das war allerdings bei der zweiten Nummer "God Complex" behoben.  Bevor sie "Mexican Dress" spielten richtete Steven das erste Mal die Worte an die Besucher. "Wie geht’s?" fragte er auf Deutsch und meinte dann auf Englisch weiter, dass es nach der Pixies Show toll wäre wieder hier in der Stadt, speziell im Flex, ihrem alten Pflaster, zu sein.
"Don’t Ask" vom 2010 veröffentlichten Album Fire Like This stand ebenso auf der Setlist wie "Light It Up", das ebenfalls darauf zu finden ist. Die Menge freute sich über diese Klassiker und klatschte, tanzte und ein kleiner Teil pogte sogar zu dem Garage/Indie/Alternative- Rock Melodien. Die Lyrics wurden textsicher vom breitgefächerten Publikum mitgesungen.  Trotzdem kam Laura –Mary Carter nie mehr als ein "Thank you very much" über die Lippen. Sie spielte die coole, unnahbare Frontfrau – fast wie immer-  und dieses Mal entwich ihr irgendwie noch nicht mal ein Lächeln. Ob sie einen  schlechten Tag hatte, darüber kann man nur spekulieren, denn an den Zuschauern lag es nicht. Über ihr Gitarrenspiel und den Gesang konnte man jedenfalls nicht meckern. Laura-Mary wirkte hoch konzentriert. Manchmal so, als wäre sie selbst nicht mit dem Sound zufrieden.  Ihr Bandkollege versuchte mit extra Charme, Rockstargesten-z.B. auf die Drum steigen- und immer wieder Interaktion mit den Leuten das zu überspielen. Das Flex bejubelte nichtsdestotrotz den souveränen Gig der Blood Red Shoes. Als Zugabe brachten sie noch "I Wish I Was Someone Better" von ihrem Debüt Box Of Secrets (2008) und  "Colours Fade" wieder von Fire Like This  auf die Bühne. Die feine Songauswahl zwischen alten und neuen Liedern bereitete somit gekonnt einen schönen Abschluss des Abends. Bloß "Heartsink" wäre noch wünschenswert gewesen, aber man kann bekanntlich nicht alles haben und wir würden wohl zu tragisch werden.

Setlist Blood Red Shoes:

Elijah
God Complex
Mexican Dress
Cold
Don‘t Ask
Light It Up
Lost Kids
This Is Not For You
The Perfect Mess
Red River
Je Me Perds
An Animal
Black Distractions
Vertigo
Howl
Eye To Eye
Bangsar
I Wish I Was Someone Better
Colours Fade

Stephanie Ambros
Kathrin
Suppanz