Irelands hottest music recommendation

The Murder Capital überzeugten am 06.08.2023 mit ihrem Set ein Publikum aller Altersklassen im Chelsea in Wien. Die stetige Steigerung in ihrer Show bescherte sowohl der Band als auch den Fans einen schönen Abend. Im Vorprogramm gewann Anda Morts die Herzen der Besucher*innen.

Das für den Sommer bescheidene Wetter, mit den kühleren Temperaturen und dem Wind passte perfekt zu den Vibes des Chelseas. Schnell noch ein paar Fish and Chips, ein Pint, Cider oder ein anderes Getränk der Wahl und dem Abend unter den U-Bahn Bögen der U6 stand nichts mehr im Wege.

Als Supportact stellte sich Anda Morts (bürgerlich Andreas Schneider) am Bass vor, der mit seinen beiden Freunden an Gitarre und Schlagzeug im Trio auftrat. Die Gruppe aus Linz spielte unter anderem Songs aus der ersten EP „Morts“(via MOM I MADE IT). Der Stil ist eine Mischung aus Punk und NDW, zwischen Indie und Pop. Die Texte und Melodien gehen ins Ohr, sind manchmal direkt einfach, wirken teilweise auf den ersten Blick banal, doch sind im nächsten Moment ziemlich gewieft.
„Wütend“ und „Es geht nicht“ fanden sich auf ihrer Setliste, sowie der beliebte Song „Leere Flaschen“, der eine Ode an die Quarter-Life Crisis sein soll. Trotz kleiner technischer Probleme machte der kurzweilige Auftritt von Anda Morts und seinen Mitmusikern gute Laune."Linzer Killer-Musik in einem Keller unter der U-Bahn", wie die Herren mit dem gewissen Augenzwinkern bemerkten.

Erwies sich die vorige Band als Stimmungsaufheller für das Wetter, kam nun mit The Murder Capital der Hauptact aus Irland auf die Bühne. Sprich die Gruppe aus Dublin kennt nicht nur solches Wetter zu genüge, sondern passt(e) sogar noch mit ihrer Musikrichtung Post-Punk dazu. Post Punk stammt zwar ursprünglich aus Großbritannien, doch so weit ist der Nachbar nicht entfernt und nicht nur wettermäßig (ziemlich ähnlich) sondern auch in Sachen Touren sind sich die Länder ziemlich ähnlich. So fand sich das Publikum einer sehr selbstbewussten Band gegenüber- die anfangs noch versuchte -trotz modernster Technik- über den verschluckenden Sound der Location Herr zu werden. Fast wirkte die fünfköpfige Gruppe mit ihrer Musik zwischen Alternative-, Punk-, Indie-Rock und zusätzlich ihren Synthie- und elektronischen Elementen zu wuchtig für das das Gebäude, für das Club die akkurateste Bezeichnung ist. Doch je mehr James McGovern, Damien Tuit, Diarmuid Brennan, Cathal Roper, Gabriel Paschal Blake zusammenfanden, und die Stimmung des gut gefüllten Gürtel-Lokals stieg, bestätigte sich, dass diese Wucht so sein muss. Hinten die Band, die doch so nach vorne treibt, vorne der Frontman, zeitweise mit Tamburin und markanter Stimme und Anzug. Stimmlich und in punkto Anzug (zumindest an diesem Tag) eine Mischung aus Theo Hutchcraft (Hurts) und Harry McVeigh (White Lies). Der Rest passte in ihren 08/15 Klamotten nicht ganz dazu, doch das machte sie umso sympathischer. „Let me see these beautiful voices!“,forderte der bisher eher wortkarge Sänger die Menge zum Mitsingen auf. Legten die Iren 2020 auf ihrer Tour mit ihrem Debüt "When I Have Fears" einen Halt im Chelsea ein, so fokussierten sie sich dieses Mal auf den Nachfolger "Gigi’s Recovery". Stücke wie  "Crying", "Gigi’s Recovery" und "Ethel“ sorgten mal mehr, mal weniger für tanzendende Besucher. Dennoch es gab sie, die paar "wild ones", die die Musik verstanden, die tanzten, alle Hemmungen fallen ließen, um nicht zu sagen anstupsten und die Hände in die Höhe warfen. Für das richtige Anrempeln oder mehr fehlte  noch ein winziger Funke. Das Wiener Publikum ist durchaus nicht so einfach, schließlich könnte man doch auch zuerst einmal nicken, außerdem beschäftigten sich einige Damen damit den Sänger in all seinen Phasen von Anzug mit Krawatte bis oberkörperfrei zu filmen. Mit "We Had To Disappear"verabschiedeten sich The Murder Capital, nachdem sie eine formidable zweite Konzerthälfte boten zu ihrem Merchstand. Gerne wieder, denn die Mischung der Herren ist verführerisch, zwischen Moshpit und coolen Dancemoves, hier ist alles erlaubt und das macht nicht nur Spaß, sondern kann sich wirklich hören und sehen lassen. Der Schwarze Tee mit Milch war der tröstliche Abschluss für einen gelungenen Abend, erinnerte dann letzten Endes doch „nur“ an das heimische Wetter und die vergessene Jacke.

 

Stephanie Ambros