"Ich möchte coole Frauen in meinem Leben!"

Nach ihrem umjubelten Auftritt 2022, kehrte die Sophie Passmann für eine Lesung ihres Buches "Pick Me Girls" nach Wien zurück. Am 28.09.2023 bot sie ihren Fans einen kurzweiligen Abend, dem es dennoch nicht an Tiefgang Pointen fehlte.

Am 28.09.2023 legte Sophie Passmann im Rahmen ihrer "Pick Me Girls" Tour einen von den Besucher:innen herbeigesehnten Halt in Wien ein. Obwohl es der Tourauftakt der Autorin/Moderatorin/Satirikerin zu diesem Buch war, trat diese routiniert auf die Bühne. Sie möge Städte, die ein Ego haben, lachte die 1994 geborene, als sie den Bühnengang wiederholte und das Publikum erneut klatschen ließ. Erfurt würde sich die Finger wund klatschen. Die Wiener:innen seinen immer gleich laut. Das liebe sie. Unter schallendem Gelächter war das Eis gebrochen. Munter erzählte sie erst einmal los, erntete immer wieder tosenden Beifall von der ausverkauften SiMMCity, die hauptsächlich weiblich besetzt war. Wurde es einmal ruhig im Saal folgte gleich ein Spruch wie "Was ist denn jetzt los? Ist der eine von Bilderbuch plötzlich reingekommen?" Doch neben alldem Kurzweil, las die die Autorin aus ihrem Buch „Pick Me Girls“. Dieses ist nicht ganz so lustig, erzählt viel über Scham und Peinlichkeit, Körper und OPs, Pick Me Girls und Essstörungen. Passmann musste schon einiges an Kritik dafür einstecken, von Feministinnen und von der Presse. Ihr sei wichtig, dass Frauen über Diskrepanzen hinwegsehen und sich klar würden, dass sie als Team stärker sind in einer Welt voller Männer. Scham und Peinlichkeit sind zwei unterschiedliche Dinge.
Sie las diese Stellen ihres Buches vor, erzählte zwischendurch, besprach mit der Menge ihre Anschauung. Gemütlich rauchte sie nebenbei, immer ein flotter Spruch auf den Lippen, wenn man es am wenigsten erwartete. Damit der Ernst und die Traurigkeit nicht den Abend beherrschten, quatschte sie zwischendurch mit der Menge über "everybodys darling" Taylor Swift. Ob Travis Kelce wirklich ihr Auserwählter sei. PR Stunt oder nicht, auch diese Story führte bei Sophie Passmann zur Überleitung von quirky girl trifft Football jock. Es ist der American dream in jedem Teeniefilm ihrer Generation. Swift hingegen werde von allen Seiten bewundert und ein Rolemodel, dass sich die Autorin gewünscht hätte. Freundschaftsbändchen und Zusammenhalt. Gemeinsam mit dem Publikum ließ es sich auch viel besser über die Ex-Freunde aushauen und über den Typen beim Poetry Slam. Als aus dem Publikum die Frage kommt, ob Sophie eine Umarmung möchte, antwortet diese:“Ich möchte coole Frauen in meinem Leben!“ Gegen Schluss führte die Schriftstellerin den ihr so wichtigen Unterschied zwischen Scham und Peinlichkeit aus, den sie im Buch so deutlich macht. Weiters bekam auch die Presse ihr Fett weg, die nach Veröffentlichung des Buches die Schönheits OP als Aufhänger bevorzugte, anstatt sich an die sexuelle Belästigung zu trauen.
Sophie Passmann strahlte eine Direktheit, aber auch Vertrautheit aus, man kann sie sich gut als beste Freundin vorstellen. Das weiß auch das Publikum zu schätzen und dankte es ihr mit Standing Ovations. Die Nummer mit dem Klatschen kam einem vielleicht ähnlich vor, wenn man vor einigen Jahren auf Lesungen anderer deutscher Künstler:innen zugegen war, doch Sophie Passmann fand schnell in ihre eigene Linie, die überzeugen konnte. Ein gelungener Abend mit einer wichtigen Botschaft!


Pick Me Girls
von Sophie Passmann
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
gebundene Ausgabe, 224 Seiten, 22,70€

Stephanie Ambros