Alex Beer - Der dunkle Bote

Alex Beer bietet mit "Der Dunkle Bote" wieder feinste Krimikost und zeichnet ihre Charaktere mindestens genauso schön wie Robert Galbraith, nur eben in einer anderen Zeit. Ein Buch zu dem man sogar öfters greifen kann.

Wir schreiben das Jahr 1920 in Wien und für die meisten Menschen ist es keine leichte Zeit, denn wirtschaftlich ist die Lage schlecht. Nur die ganz Reichen in der Stadt  genießen noch einen hohen Lebensstandard, während der Rest der Bevölkerung schauen muss, wie er um die Runden kommt. Selbst einst  bessergestellte Frauen gehen mittlerweile als Prostituierte anschaffen. Wer Arbeit hat und genug zum Leben verdient, der kann sich glücklich schätzen.  Doch wie lange das noch der Fall ist, das weiß keiner so genau, denn nicht nur  der Handel mit Schmugglerware, sondern auch mit Geld aus dem Ausland gerät ins Blühen. Die Polizei versucht alles um diesen einzudämmen, scheint dennoch irgendwie machtlos dagegen zu sein. Die Nachwehen des 1. Weltkriegs sind in der Stadt immer noch präsent, Parteien nutzen es für ihre Programme und Märsche, Kriegsverwundete, Kriegsweisen und unterernährte Kinder zieren das Stadtbild und die Medien machen sich das Thema natürlich ebenfalls zu Nutze. Der Judenhass in Wien weist  schon damals erschreckende Spuren auf, denn für viele Leute war es praktisch, dem (ihrem) Elend ein Gesicht zu verpassen.

In all dem Chaos mittendrinnen, findet sich nach dem ordentlichen Cliffhanger des zweiten Bands, der sympathische Ermittler August Emmerich. Der Inspektor, der immer noch auf der Suche nach Xaver Koch und seiner Familie ist und sich gerade am Zentralfriedhof auf einem Informanten wartet, wird von dort weggeholt. Sein  liebenswürdiger junger Kollege Ferdinand Winter und er müssen nämlich in den 6. Bezirk zu einer Leiche. Diese wurde ziemlich makaber in Szene gesetzt und es gibt auch ein sehr eigenartiges Bekennerschreiben. Zurück in ihrem kleinen Büro von Leib und Leben beginnen die beiden Kriminalisten sich ordentlich in den Fall zu verbeißen, was nicht immer in ungefährlichen Aktionen endet. Würden sie den Fall lösen, dann stände Emmerich und Winter nämlich ein größeres Büro in Aussicht. Doch es soll natürlich nicht bei einer Leiche bleiben und seine ganze Freizeit verschwendet der sympathische August mit der Suche seiner Lebensgefährtin Luise.  Als dann noch sein Bekannter aus Kindheitstagen Veit Kolja und die neugierige Journalistin Alma Lehner auftauchen scheint der Trubel perfekt und das weitaus gemütlichere Zimmer in weiter Ferne.

Fazit

Eines vorweg, man muss die Vorgänger  "Der Zweite Reiter"  und  "Die Rote Frau" nicht gelesen haben, nichtsdestotrotz macht es logischerweise viel mehr Spaß, die Handlung über mehrere Bücher zu verfolgen. "Der Dunkle Bote"  ist mittlerweile nun schon der  dritte Band der Buchreihe rund um August Emmerich. Die österreichische Autorin Alex Beer (eigentlich Daniela Larcher) hat wieder ein Krimierlebnis erschaffen, dass einen  einfach  in den Bann zieht. Die Geschichte ist spannend geschrieben - das Finale setzt sogar noch eines drauf,  die Fäden sind  gut gesponnen und keine Seite ist zu viel.  Die Wiener Ausdrücke und Schauplätze in der Story sind wieder herrlich eingestreut und erklärt. Weiters sind die  historischen Fakten gut recherchiert und nehmen den Leser mit auf eine Reise in die vergangene Zeit. Die Personen sind schön ausgearbeitet und man kann so richtig mit ihnen mit-leben und- fühlen. Vor allem der Charakter von August Emmerich, der die Obrigkeit hasst und ein Herz für die Armen hat, ist wunderbar gezeichnet. Ebenso Ferdinand Winter, der sich immer mehr zum Partner etabliert wächst einem so ans Herz, dass man an gewissen Stellen das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Alma Lehner, die das erste Mal vorkommt, besticht ebenfalls als großartig beschriebener Charakter und hat so richtig Pfeffer im Hintern. Genauso wie diese Lektüre, die die Vorfreude auf den vierten Band mächtig schürt. Eine große Leseempfehlung!

Stephanie Ambros