Dieser Gig war groß! Parkway Drive traten im Rahmen ihrer "Reverence-Tour" im Wiener Gasometer auf und boten ihren Fans nicht nur ein musikalisches Highlight. Allerdings erwies sich das Vorprogramm leider als durchwachsen.
Wenn sich die Australiens Parkway Drive ankündigen, dann kann man davon ausgehen, dass es voll wird. So geschehen auch am 17.02.2019 im Gasometer. Nach erfolgreichen Festivalauftritten im Sommer und einer Tour in Australien befand sich die Metalcore-Band nun schon ziemlich am Ende ihrer Europa-Tournee. Nach dem Datum in Wien stand nur noch ein Konzert in Prag auf dem Programm, bevor es für sie in die Heimat geht. Im Vorfeld gab es vom Quintett schon eine Ankündigung, dass sie ihre Show auf ein neues Level heben möchten. Noch größer, noch besser.
Mörderische Sprüche
Doch bevor es für den Hauptact auf die Bühne ging, ließ man erst einmal die australische Deathcore Band Thy Art Is Murder auf die Besucher des restlos ausverkauften Gasometers – Sitz- und Stehplätze!- los, die diese mit gemischten Gefühlen aufnahmen. In Nebel gehüllt und mit einem Hemd mit Kapuze gekleidet brüllte sich Frontman CJ McMahon durch die erste Nummer "Dear Desolation". Melodische Stellen fand man im Gesang selten bis gar nicht, dafür hervorstechende Gitarren und Drums, die einiges wieder glattbügelten. Allerdings nicht die großspurigen Zwischenansangen des Sängers, die irgendwann einfach nur noch furchtbar nervten, selbst wenn man diese mit dem nötigen Augenzwinkern betrachtete. Die anderen Bands kamen auch ohne bestimmte Aussagen aus, die jetzt nicht weiter ausgeführt werden müssen. Weiters hatte man das Gefühl er könne ohne Wörter wie „fucking“ und „pussies“ keinen geraden Sätze mehr auf der Bühne bilden. Das Rammstein-Cover von "Du hast" sang das Publikum zwar brav mit, wirkte aber dennoch eher wie eine Parodie. Nichtsdestotrotz hatte die 2006 gegründete Band einige Fans in der Halle, die Songs wie "Reign Of Darkness" und "Puppet Master" ordentlich mitgrölten, auch wenn man teilweise kaum etwas verstand. Sorry, für den Headliner oder den „Main shit“ (Zitat McMahon), der sie eventuell auch gern gewesen wären – wer nicht?!- braucht es noch ein bisschen.
Thy Art Is Murder Setlist:
Dear Desolation
The Purest Strain of Hate
Holy War
Du hast (Rammstein Cover)
Reign of Darkness
The Son of Misery
Puppet Master
Routieners
Bergauf ging es mit Killswitch Engage, die deutlich mehr Anklang in der Halle fanden. Die Metalcore Band aus den USA passte nicht nur vom Stil besser dazu. Jesse Leach und seine Mannen legten wesentlich mehr Professionalität an den Tag. Die Bühnenansagen wirkten zwar erprobt, und waren der Standard, aber wenigstens nicht lächerlich. „Vienna show me what you‘ve got!“, reichte vollkommen aus um Bewegung in die Menge zu bekommen. Vom Aussehen her, bediente sich das Quintett mit Nietenarmband, Piratentuch und Co so ziemlich jedem Rocker-Klischee, doch schon ab dem ersten kraftvollen Ton zeigte sich in welche Richtung es bei ihnen geht. Perfekt eingespielt,lieferten sie ein solides Set ab, ließen die Gitarren sich mit der Stimme battlen, um dann wieder mit ihr zu harmonieren. Ein Großteil der Halle sang textsicher Lieder wie "Rose of Sharyn", "My Last Serenade", "My Curse" und ganz besonders "Always" von ihrem sechsten Album Disarm the Descent mit. Jedoch sprang der Funke noch nicht völlig über, da der Auftritt zwar gut, aber ein wenig zu einstudiert hinüberkam. Mit "In Due Time" verabschiedete sich die Formation und machte Platz für den Headliner.
Killswicht Engage Setlist:
Rose of Sharyn
Strength of the Mind
Fixation on the Darkness
Vide Infra
Hate by Design
Always
My Last Serenade
Life to Lifeless
The End of Heartache
My Curse
In Due Time
Heiß, heißer, Parkway Drive – im wahrsten Sinne des Wortes!
Das Konzert von Parkway Drive war zwar ebenfalls durchgeplant, was es auch sein musste -dazu gleich mehr!- kam durch Winston Mc Calls sonniges und dankbares Auftreten gleich mal komplett anderes zur Geltung. Die 2003 gegründete Gruppe – komplettiert von Luke Kilpatrick (Gitarre), Jeff Ling (Gitarre), Jia O’Connor (Bass), Ben Gordon (Drums) aus Byron Bay startete sogar mehr als überpünktlich in ihren Abend. Licht aus, ein ordentlicher Knall und zwei entzündete Fackeln auf dem Balkon des Gasometers, Fackeln im Publikum, die kurzzeitig die Leute ablenkten und gleich mal eine Hitze ausstrahlten, dass schnell klar wurde, dass wird was Großes. Mit "Wishing Wells" von ihrer siebten Platte Reverence – der Name, den sie auch dieser Tour hier verpassten- begannen sie und sofort kam Bewegung in die Menge. „Horns“, Fäuste, Hände und natürlich ein Haufen Mobiltelefone erhoben sich vor lauter Euphorie in der Luft. Die Aufforderung beim darauffolgenden "Prey" zu springen, befolgten alle nur zu gerne und wäre nicht einmal nötig gewesen. Bei "Carrion" vom beliebten Album Horizons (2006 via Epiatph Records) wogte der Saal von vorne bis hinten, das „Yeah, yeah, yeah, Get up, Get up“ von "Vice Grip" (Ire, 2015 via Epitaph Records )“ brüllten alle im Schlaf mit, was dem Frontman eines seiner berühmten strahlenden Lächeln aufs Gesicht zauberte. McCall und seine Bandkollegen schienen trotz ausgiebiger Tour nicht müde und erfreut auf der Bühne zu stehen. Das Tempo, dass Ben Gordon teilweise auf den Drums vorgab, war schlichtweg beachtlich, die Gitarren und Bass perfekt gespielt und aufeinander abgestimmt. Da sitzt jeder Ton. Trotz allem merkte man den Bandmitgliedern die Spielfreude nach all den Jahren immer noch an. Zwischendurch kam das Auge auch in Sachen Pyrotechnik und Licht nicht zu kurz. Dass sich die Australier ganz gerne dieses zusätzlichem Equipments bedienen, ist nichts Neues. Jedoch übertraf das Aufgebot dieses Mal alles. Wer bei "The Void" nicht vom Springen schwitzte, tat es vom Licht und von einer Art riesigen Sprühkerzenregens. Immer wieder bedankte sich der Sänger demütig bei den Fans, die ihn ihrerseits wiederum fast wie einen Priester anhimmelten. Auch seine Bandkollegen verteilten gütig Plectren und Sticks zur Freude der Besucher.
Zur Perfektionierung der Show brachten die fünf Herren für einige Lieder vier Streicherinnen mit, drei Violinistinnen und eine Dame am Cello. Das sorgte für das gewisse Feeling und dass Lieder wie "Shadow Boxing" und "Chronos" wie auf der Platte präsentiert werden konnten. Sehr schön! Ebenso gelungen war der Instrumentalteil von letzterem, bei dem Luke Kilpatrick, Jeff Ling, Jia O’Connor und Ben Gordon auf der Bühne ihren verdienten „moment to shine“ hatten, obwohl sie schon die nächste Überraschung vorbereiteten. Kurz darauf hörte und erblickte man den Sänger und die Cellistin nämlich vom Hallenende. Die beiden Musiker performten von dort "The Colour Of Leaving". Bei der Zugabe "Crushed" und "Bottom Feeder" ging es wahrlich heiß her und das nicht nur weil Winston McCall -zur Freude einiger Besucherinnen- nun ohne sein dunkles Hemd auftrat. Die Stage des Gasometers brannte und das nicht wenig. Überall wo es möglich war, schossen Flammen in die Höhe und züngelten Flämmchen kontrolliert aus den Ecken. Toll zum Anschauen, aber gefühlte 1000 Grad! Dass die Band in diesem „Ambiente“ noch spielen konnte ist bewundernswert. Bei dieser körperlichen und gesanglichen Leistung sieht man dann auch gerne davon ab, dass das Set vielleicht ein bis zwei Nummern länger hätte sein können. Spätestens wenn man dann beim Merchandisingstand den Papa im ausgewaschenen Parkway Drive T-Shirt dem Nachwuchs ein aktuelles kaufen sieht, weiß man, dass Parkway Drive etwas richtig machen muss und es nicht nur an der Pyrotechnik liegen kann. Ein gelungenes Konzert, das die Messlatte wahrlich hochlegt!
Parkway Drive Setlist:
Wishing Wells
Prey
Carrion
Vice Grip
Karma
Cemetery Bloom
The Void
Idols and Anchors
Dedicated
Absolute Power
Writings on the Wall
Shadow Boxing
Wild Eyes
Chronos
The Colour Of Leaving ( Winston and Cellist performing in the back of the venue)
_______________________________________________________________________________
Crushed
Bottom Feeder