Auf ihrem fünften Studioalbum "The Spark" trauen sich Enter Shikari mit Ansätzen aus dem Pop zu spielen und schaffen es trotzdem nach sich selbst zu klingen. Mit den intelligenten Texten und den ausgeklügelten Melodien setzen sie neue kreative Maßstäbe.
"Enough. Our next album will bring our message to the masses. I want to reach as many people as possible. We will give this EVERYTHING. No more self indulgence. We’re coming for you narcissistic pop. We will replace you. ", twitterte Enter Shikari Sänger Rou Reynolds am 09.11.2016 in seiner typischen Rou Manier. Und doch ist das die Beschreibung, die man wohl am besten zum fünften Enter Shikari Album The Spark liefert. Denn irgendwie trifft sie den Nagel auf den Kopf.
Die neue CD des Quartetts aus St. Albans zu charakterisieren ist nämlich alles andere als leicht. Einerseits sind einige Melodien echt poppig, durch die eingängigen und raffinierten Beats, allerdings von stumpfsinnigen Popsongs weit entfernt. Überdies hinaus sind die rockigeren Parts, die an vorige Alben anschließen natürlich nicht ganz verschwunden. Man könnte fast sagen, die Stücke sind wie ein Wolf in Schafspelz. Außen vielleicht zuckersüß verpackt, aber innen drinnen mit Lyrics die eine Botschaft transportieren, die einem sofort zum Nachdenken bringt oder einer Melodie, die sich langsam gipfelt und entlädt. Das NHS, der Brexit, Trump und Terror sind Probleme die allgegenwärtig sind und die Briten präsentierten sich immer schon als Gruppe, die keine Angst hat gesellschaftskritisch Stellung zu beziehen. Textlich ist The Spark die bisher persönlichste Platte. Die oben angeführten Probleme und noch etliche mehr gehen so schnell an niemand vorbei und schon gar nicht an Rou. Bestes Beispiel dafür ist "Take My Country Back", das schon mit den Zeilen "I don't want to take my country back/I want to take my country forward" beginnt. Auch wenn die Welt allen Anschein nach nicht mehr lange steht, so bleibt nichtsdestotrotz ein Funke Hoffnung. Schon am Ende der anfänglich fast schon ruhigen Ballade "Airfield", die in einen furiosen Mittelteil übergeht, heißt es in der letzten Zeile "Now the wind is against you, don't give up the fight".
Das kleine Licht am Ende des Tunnels erzählt auch noch eine andere Geschichte des Frontmans. 2015 durchlebte er persönlich keine leichte Zeit, denn schon länger plagten ihn immer wieder Panikattacken. Selbstmedikation, der Druck und das viele Touren machten den Gesundheitszustand nicht unbedingt besser. Im besagten Jahr wurde es so schlimm, dass sein Körper nicht mehr konnte und Reynolds landete mit einer allergischen Reaktion im Krankenhaus. " But in my chest there's a thundering pain/It feels like God's in there, having a migraine", singt er in "An Ode To Lost Jigsaw Pieces (in two movements)". Und ein paar Zeilen weiter " We all cope somehow/We'll cope somehow", denn schlussendlich bleibt ein wenig Zuversicht. Und so wird man zu Beginn sowie zum Schluss mit jeweils einem Instrumentalstück begrüßt ("The Spark") und entlassen ("The Embers").
Nach ihrem erfolgreichen Vorgänger The Mindsweep entschieden sich Rou und seine Bandkollegen Rory Clewlow, Chris Batten und Rob Rolfe dieses Mal für David Kosten (Everything Everthing, Bat For Lashes) als Produzent. Für die einen mag es mutig erscheinen und wieder andere Fans wünschen sich bestimmt die ungestümen Platten aus Anfangstagen zurück, auf denen man ein wenig mehr Geschrei und wildere Songs fand. Jedoch schränkten sich Enter Shikari musikalisch noch nie ein und dieses Mal loteten sie diese Trennlinien eben noch ein wenig mehr aus. Sogar das Wolfsgeheul bei "Undercover Agents" findet man nach einigen Durchgängen- gerade dadurch, dass es so offensichtlich und fast schon trashig ist-, irgendwann gut platziert. Die Stücke sind, wie man es von den vier Herren gewohnt ist, anspruchsvoll arrangiert. Oftmals hört man erst bei genauem Hinhören die verschiedenen Instrumente, Arrangements und Beats heraus. So gut fügen diese sich als Ganzes zusammen oder vice versa zerbröseln von einer Einheit in kleine Stücke. Besonders gelungen sind "Rabble Rouser und "The Revolt Of The Atoms, die einen sofort in ihren Bann ziehen.
Fazit
Enter Shikari konnte man noch nie einem eindeutigen Genre zuordnen. Mit einem Mix aus Post-Hardcore, Punk, Alternative gepaart mit elektronischen Elementen oder ganz einfach Trancecore half man sich bei der Umschreibung ihrer Musik. Spätestens wenn man The Spark gehört hat, müsste man ein eigenes Genre für diese Band erfinden. Denn es ist weder nur das angeführte Genre-Gemisch noch ist es Pop. Es ist innovative Musik ohne Grenzen mit treffenden Texten und diese Mischung kann man schwer mit etwas vergleichen. Wichtig ist, dass man sich darauf einlässt und sich nicht von den ersten Tönen abschrecken lässt. Nach mehrmaligem Hören verfliegt sogar der Gedanke, dass einem das Album durch den poppigen Ansatz bald auf die Nerven geht, denn die Feinheiten der elf Stücke werden dem Hörer erst dann so richtig bewusst. Einzig die Gefahr einen Ohrwurm zu bekommen bleibt, doch dieses Übel nimmt man gerne in Kauf.
Trackliste:
1. The Spark
2. The Sights
3. Live Outside
4. Take My Country Back
5. Airfield
7. Rabble Rouser
7. Shubrin-yoku
8. Undercover Agents
9. The Revolt Of The Atoms
10. An Ode To Jigsaw Pieces (in two movements)
11. The Embers
Live: 11.12.2017 - Arena Wien
Enter Shikari - The Spark
[PIAS]
VÖ: 22.09.2017