Neue Schulgeschichten vom Franz? Nein - Lukas statt Franz, Nikolaus Glattauer statt Christine Nöstlinger. Nach "Leider hat Lukas" ist nun Niki Glattauers amüsantes Nachfolgewerk "Leider hat Lukas schon wieder..." auf dem Markt und hält dem österreichischen Bildungssystem abermals den Spiegel vor.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Haben Sie wegen eines ungenügenden Topflappens eine Mitteilung kassiert oder mussten Sie darüber im Mitteilungsheft ihres Kindes lesen?
Dann geht es Ihnen wie Niki Glattauers fiktiver Familie Gruber. Am besten wäre es übrigens, wenn sich eine Nähmaschine in deren Haushalt befände, aber zumindest fertig machen sollte die Mutter doch bitte das Werkstück. Das ist nur eine Mitteilung von vielen im Mitteilungsheft des voll in der Pubertät angekommenen Lukas Gruber. Vater Walter und Mama Sabine dürfen sich wieder mit den Problemen ihres Sohnes in der Schule herumschlagen. Mit guten Noten hat es der Sohnemann nämlich nicht so. Nur in Religion, das er neuerdings auf eigenen Wunsch wieder (und zusammen mit Andi) besucht, läuft es gut. Andi ist neu in der Klasse und Lukas investiert einiges an Zeit in die Freundschaft, was schon bald für Verwirrungen bei seinen Eltern sorgt. Von Seiten der Schule ist es erwünscht beziehungsweise so gut wie vorausgesetzt, dass die Erziehungsberechtigten sich bei den Arbeiten der Schüler, wie Präsentationen, einbringen. Sehr zur Freude der Eltern, versteht sich, was auch wieder zu einiger Korrespondenz im Heft ihres Jungen oder zu skurrilen Anekdoten in den Aufzeichnungen von Papa Gruber führt. Dieser schreibt auf seinem Computer nämlich außerdem eine Art Tagebuch über die Eskapaden seiner Kinder und gibt auch einen Einblick in das Familienleben der Grubers. So liest Sabine im Bett oft "Gut gegen Nordwind" und Vorlieben der ganzen Familie für bestimmte ZIB1-Moderator_innen werden ausgiebig erörtert. Gegen Abschluss des Schuljahres geht es dann für Lukas und seine Mitschüler_innen noch nach Mallorca. Nach dem letzten Skikurs, bei dem Lukas sich einen Wadenbruch zugezogenen hat, verläuft auch die Klassenfahrt nicht ganz unproblematisch. Und auch erst ganz zum Schluss wird klar, ob der Sohn in die nächste Klasse aufsteigen darf oder nicht.
Niki Glattauer ist Autor, Kolumnist und selbst Lehrer und Vater zweier Kinder im schulpflichtigen Alter. Er veröffentlichte unter anderem geschätzte Sachbücher wie "Der engagierte Lehrer und seine Feinde: Zur Lage in Österreichs Schulen" und "Die PISA-Lüge: Wie unsere Schule wirklich besser wird". Auch das Kinderbuch "Schlaf gut, Susi! - Schlaf gut, schlaf!" gehört zu seinem Werk.
Richtig erfolgreich wurde er mit seinem 2013 erschienenen Roman "Mitteilungsheft: Leider hat Lukas...". Schon für dieses Buch hat er sich für seine Recherche die Mitteilungshefte von Kollegen und Freunden ausgeborgt und so ein Bild der österreichischen Schullandschaft gezeichnet. Auch bei seiner Fortsetzung "Leider hat Lukas schon wieder" wird das heimische Schulsystem unter die Lupe genommen und nicht gerade im positiven Licht präsentiert, natürlich ebenfalls wie bei seinem Vorgänger mit dem nötigen Augenzwinkern.
Mit "Leider hat Lukas schon wieder..." hat Glattauer eine gelungene Fortsetzung geschaffen. Auch wenn er mit einigen Klischees spielt, so ist das Schulsystem, der Schulalltag und das Zusammenspiel von Schülern, Eltern und Lehrer grandios beobachtet. Erinnerungen an die eigene Schulzeit kommen beim Lesen dieser kurzweiligen Lektüre hoch und verleiten einem zum Schmunzeln, auch wenn es eigentlich um ein ernstes Thema geht. Die Illustrationen von Verena Hochleitner verleihen dem Buch zusätzlich eine besondere Note.
Leider hat Lukas schon wieder...
von Niki Glattauer (Illustration: Verena Hochleitner)
erschienen bei Kremayr & Scheriau
Klappenbroschur, 208 Seiten, 24,00€ (A)
ISBN: 978-3-218-00992-8