Familienbande

Die Erfolgsautorin Susan Abulhawa schildert in "Als die Sonne im Meer verschwand" eine bewegende Familiengeschichte in Palästina, die allerdings nicht auf voller Länge überzeugen kann.

Nach ihrem Erfolgsbuch "Während die Welt schlief" legt Susan Abulhawa mit "Als die Sonne im Meer verschwand" ihr neuestes Werk vor. In diesem Roman erzählt die Autorin die Geschichte einer Familie in Gaza. Die Familie ist ziemlich groß und Abulhawa erzählt von verschiedenen Perioden aus den Lebensläufen einzelner Mitglieder. Am Anfang der Erzählung konzentriert sie sich auf Nazmiyya und ihre Angehörigen, über die an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden soll. Zwischendurch wird auch von Bombenangriffen, Plünderungen und Übergriffen der Israelis auf die Palästinenser berichtet. Ebenso darüber, wie die Zivilisten ihren Alltag trotz des Krieges meistern und versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die Einführung in die Kapitel übernimmt -außer in denen über ihn selbst - ein Junge namens Khaled. Sonst wechselt die Perspektive der Charaktere immer wieder. Die Hauptperson ihrer Geschichte ist allerdings Nur.

Nur lebt bei ihrem Großvater in Amerika. Als dieser erkrankt und schlussendlich stirbt beginnt für das Mädchen ein Martyrium. Als sie erwachsen ist und als Psychotherapeutin für die Sozialbehörde arbeitet, bekommt sie von Jamal, einem Psychologen aus Gaza, die Möglichkeit in das Land ihrer Vorfahren zu reisen. Die junge Frau bietet nicht nur Therapiesitzungen an sondern kümmert sich um Khaled, einen Jungen, der wie sie vermutet, unter dem Locked-in-Syndrom leidet. Nach einiger Zeit ist Nur in dessen Familie involviert und sie entdeckt eine Vernetzung zu ihren Verwandten.
Sie lernt außerdem die Kultur und Sitten der Palästinenser kennen und ihre Liebe zu Jamal beflügelt sie zusätzlich. Doch bald muss sie erkennen, dass sie alles durch die rosarote Brille gesehen hat. Nur muss entscheiden wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Auf ihrer Suche poppt auch ihre Vergangenheit wieder auf. Doch die Psychologin lernt auch, was der Zusammenhalt einer Familie bedeutet und wie es ist, einen Ort zu haben den man als sein Zuhause bezeichnet.

Fazit

Die bildliche und ausdrucksstarke Sprache von "Als die Sonne im Meer verschwand" fallen gleich zu Beginn der Geschichte auf und es ist nicht schwer, sich im weiteren Verlauf des Buches die Personen und Orte vorzustellen. Dennoch braucht man ein paar Kapitel, bis man sich in den Meer aus Personen vollends zurecht findet. Der abgedruckte Familienstammbaum und vor allem das Glossar auf den letzten Seiten sind unabkömmlich. Die Phrasen und Ausdrücke auf Arabisch unterstreichen zwar einerseits die Atmosphäre, stören zweitweise aber doch ein wenig den Lesefluss des Romans. Die Geschichten der einzelnen Personen sind jedoch geschickt verwoben und führen zu einem runden Ganzen. Durch ihre blumige aber auch unerschrockene Erzählweise hat Susan Abulhawa ein Buch geschaffen, dass einen nicht so schnell kalt lässt, das zwischendurch aber auch seine Längen hat.

Als die Sonne im Meer verschwand
von Susan Abulhawa
aus dem Amerikanischen übersetzt von Stefanie Fahrner
erschienen bei Diana Verlag
gebundene Ausgabe, 384 Seiten, 20,60€ (A)
ISBN: 978-3453291706

Stephanie Ambros