Eine Reise mit George Ezra

George Ezra gehört zu jenen Ausnahmeerscheinungen, die von FM4 und Ö3 gleichermaßen abgefeiert werden. Seit dem Erscheinen seiner EP “Did You Hear the Rain?” auf der sich die Hitsingle Budapest befindet, reitet der 21-jährige Brite auf einer europaweiten Erfolgswelle. Ein Blick auf die Reaktion des Publikums, das sich am Montagabend zu seiner Akustik-Session im Wiener Odeon einfand, lässt vermuten, dass diese perfekte Welle noch eine Weile andauern wird.

Ein Popstar süßer als M&Ms? Dies ist die erste Assoziation angesichts des personalisierten Naschwerks welches auf die Besucher_innen des George Ezra Konzerts im Odeon Theater wartet. Der erste Auftritt des Engländers findet im Rahmen der Promotour für das soeben erschienene Album “Wanted on Voyage” statt - die perfekte Gelegenheit um abzuprüfen, ob der Sänger halten kann, was der Hype verspricht.

 

In unregelmäßigen Abständen, die einem noch unentdeckten Naturgesetz zu folgen scheinen, schickt England junge Musiker_innen mit umwerfenden Stimmen in unsere Gehörgänge. Zuletzt passierte dies mit Jake Bugg, dem schüchternen 18-Jährigen aus Nottingham, der mit seinem selbstbetitelten Album 2012 für Furore sorgte. Ähnliches wiederholt sich nun mit George Ezra. Ob die Gleichung “Stimme mit hohem Wiedererkennungswert + jungenhafter Charme = Erfolg” auch diesmal wieder aufgeht?

Ja, das tut sie. Das stellt George Ezra bei seinem Wien-Debüt eindrucksvoll unter Beweis. Vom Hit über die Ballade zum Mitklatsch-Song bietet Ezra Popmusik der besonderen Art, die auch Indiefans ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Zwischen den Songs bietet er Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Songs - Anekdoten, die der Sänger vermutlich noch 100erte Male erzählen wird oder möglicherweise schon erzählt hat. Noch ist jedoch keine Routine erkennbar und seine Freude an den positiven Reaktionen des Publikums wirkt echt. So wissen wir nun, dass seine Erfolgssingle auf einer Reise durch Europa geschrieben wurde, ohne Budapest jemals besucht zu haben. Überhaupt habe der Song rein gar nichts mit der ungarischen Hauptstadt zu tun. Und wie kam es zum Albumtitel “Wanted on Voyage”? Dies war der Sticker den Reisende früher bei Schiffsreisen auf ihrem Gepäckstück anbrachten um sicherzustellen, dass es auf die Kabine gebracht wurde. Der Rest des Gepäcks wurde im Rumpf verstaut und war bis zur Ankunft nicht zugänglich. Der Gedanke, George Ezra’s Album auf einer Reise immer bei sich haben zu wollen ist ein charmanter und passt perfekt zum Auftreten des Briten.

Dieser hat es mit einem rund 40-minütigem Auftritt geschafft sich in die Herzen des Publikums zu singen und macht Lust auf mehr. Die nächste Gelegenheit bietet sich dafür am 25. November 2014 in der Arena Wien. Bis dahin bleibt auch noch genug Zeit “Wanted on Voyage” im diesjährigen Sommerurlaub auf Dauerschleife zu hören. 

Nina Wöss

'Sie gehörte zu den Mädchen, die niemals etwas nur mögen oder gut finden, sondern schwärmen.'

K. Hagena, "Der Geschmack von Apfelkernen"