Mit "Blutgrund" legt Peter Glanninger den zweiten Fall seines Kriminalbeamten Thomas Radek vor. Ein Buch mit einem reizvollen Thema, das gut beginnt, und zum Schluss hin seine Schwächen enthüllt.
Seit seinem letzten großen Fall ("Finsterdorf") ist einige Zeit vergangen und Thomas Radek hat seine Bleibe in Senftenberg endgültig aufgegeben. Zu anstrengend das ständige Pendeln, denn der Kripobeamte ist nun nicht nur in einer neuen Gruppe tätig sondern studiert jetzt auch.
In St. Pölten wird Wanderarbeiter Radu Tirla auf dem Weg nach Hause brutal zusammengeschlagen. Thomas Radek, seines Zeichens Kriminalbeamter im LKA Niederösterreich, bekommt mit seinen Kollegen den Fall zugeteilt, doch was zuerst wie eine schnell abgetane Sache scheint, ist im Endeffekt erst das Ende vom Anfang. Kurz darauf ist Tirla aus dem Krankenhaus verschwunden und zusätzlich gibt es ein zweites Opfer, dieses ist allerdings tot. Der Tote war ein Journalist, so wie dessen Schwester Sonja, die nun ebenso auf der Bildfläche erscheint, wie ein Parteifunktionär, der sich für Wanderarbeiter einsetzte.
Hinzu kommen Korruption, Gier, Macht und Personen in den nötigen Positionen. Schon bald finden sich Radek und sein Kollege Neumann immer wieder in verzwickten und gefährlichen Situationen wieder. Außerdem wären noch folgende Fragen zu klären: Hängen die beiden Morde zusammen? Was hat Reporter Valentin Gebert herausgefunden? Sind womöglich Sonja und Parteifunktionär Klaus Winkler ebenfalls in Gefahr? Und wie sieht es eigentlich mit ihnen selbst aus?
Fazit
Die ersten zwei Drittel von "Blutgrund" hat Peter Glanninger zu einem ordentlichen Krimi aufgebaut, denn dieser Teil des Buches liest sich recht spannend. Die Personen könnten eine Spur nahbarer sein und die Erzählweise mehr aktiv statt passiv, doch das ist Geschmackssache, wie das für die Leser:innen wirkt. Mir persönlich hätten ein paar spritzige Dialoge anstelle von z.B. Ortsbeschreibungen und Beobachtungen besser gefallen. Problematisch ist allerdings der letzte Teil des Buches, der den würdigen Abschluss meiner Meinung nach nicht schafft. So wird der Mörder ziemlich unspektakulär einfach so serviert. Sicherlich geht es „nur“ um den "Blutgrund", was jetzt keinen blutrünstigen Mörder rechtfertigt, trotzdem haben selbst die Handlanger eine auffälligere Präsentation. Jedoch zieht sich selbst deren Vernehmung durch die Seiten. Jetzt sei diese Schlichtheit Herrn Glanninger eventuell aus früherer Berufserfahrung zu Gute zu halten, allerdings auch die private Geschichte des Herrn Inspektors am Ende ist mehr als mühsam. Darüber hinaus ist das „Teambuilding“ selbst bei der Knickerbocker-Bande mit mehr Euphorie beschrieben, als hier. Ebenso hilft ein Geschichtestudium einem Polizisten kaum, wenn dieser nur hauptsächlich Lehrveranstaltungen besucht. Diese Fähigkeit hätte man ausbauen können und nicht in Bezug auf strukturierten Papierkram. Das macht die Persönlichkeit nicht unbedingt interessanter oder ansprechender. In dieser Hinsicht funktioniert in so manchem Krimi das einfache und effiziente Rezept nach „trinkender, eigenbrötlerischer, Kommissar“ nach skandinavischen Vorbild immer noch etliche Male besser.
Mit einem spannenden Showdown am Ende, der sich vielleicht nicht ganz an die Wahrheit im Polizeialltag hält , hätte man wesentlich mehr herausholen können, aber immerhin die Spannung der letzten 80 Seiten halten können. Dann nimmt man dem Polizisten zumindest eher leichter ab, dass er -Vorsicht Spoiler!- zum Schluss das Mädchen bekommt. Positiv anzumerken ist, dass man den zweiten Band unabhängig vom ersten Buch lesen kann.
Blutgrund
von Peter Glanninger
erschienen bei GMEINER Verlag
Klappenbroschur Premium, 448 Seiten, 17,00€