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Mit "Noch so eine Tatsache über die Welt" hat Brooke Davis einen scharfsinnigen Debütroman über den Umgang mit Trauer und Verlust geschaffen. Ein emotionaler Balanceakt zwischen Wehmut, Hoffnung und Heiterkeit, originell verpackt in einen ereignisreichen Trip quer durch Down Under mit exzentrischen Protagonisten, die man mit der Zeit einfach sympathisch finden muss.

Wie verarbeitet man Verlust am besten? Wie trauert man richtig? Was passiert nach dem Tod? Wie geht man damit um wenn ein geliebter Mensch stirbt? Darf man danach als Hinterbliebener das Leben noch genießen? Brooke Davis behandelt all diese Fragen in ihrem Erstlingswerk "Noch so eine Tatsache über die Welt", allerdings mit der richtigen Portion Leichtigkeit.  Denn die australische Autorin schickt ihre Charaktere auf einen abenteuerlichen Roadtrip.

Da wäre zu einem einmal Millie Bird, ein siebenjähriges Mädchen. Der kleine Rotschopf hat den Vater verloren und einige Zeit nach dessen Tod, wird sie von ihrer Mutter in der Unterwäscheabteilung eines Kaufhauses zurückgelassen. Das kleine Mädchen ist optimistisch, dass ihre Mutter wiederkommt und macht es sich gleich mal im Kaufhaus bequem. Im Kaffee des Shoppingcenter macht sie Bekanntschaft mit dem 87-jährigen Karl. Nach dem Tod seiner Frau kommt der Rentner ins Altersheim, hält es dort aber nicht lange aus und beschließt, nicht dort zu bleiben. Da er seinem Sohn und seiner Schwiegertochter nicht mehr weiter zur Last fallen will, landet auch er im Kaufhaus. Mit dabei hat er einige Tasten, die ihn nicht nur an den Schreibmaschinenkurs von langer Zeit erinnern, in dem er seine Eva,  von ihm liebevoll Evie genannt, kennengelernt hat. Seine Frau hat ihm Tasten mit verschiedenen Buchstaben hinterlassen und Karl versucht das Buchstabenrätsel zu lösen. Der alte Mann hat außerdem einen Tick entwickelt, nämlich zu tippen, sei es auf seinem Arm, einem Tisch oder sonst was. Millie hingegen erinnert eine Schaufensterpuppe an ihren Vater und die besagte Puppe rettet die Kleine sogar einmal vor dem Entdecktwerden durch die Kaufhaus-Security. Doch es kommt wie es kommen muss und schlussendlich fliegt sie doch auf. Immerhin kann das Kind zusammen mit Karls Hilfe fliehen und entkommt vorerst einmal dem Jugendamt. Sie kehrt zu ihrem Haus zurück und kommt bei ihrem Versteckspiel vor den Behörden in Kontakt mit der Nachbarin von gegenüber, namens Agatha Pantha. Die schrullige alte Lady hat sich nach dem Tod ihres Mannes Ron total eingeigelt und lehnt jede Hilfe von außerhalb strikt ab. Stattdessen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Alter und ihren Verfall genau zu dokumentieren. Jedes Fettpölsterchen und jede Falte mehr werden von ihr akribisch zu einer bestimmten Zeit in ein Buch getragen.
Als die rüstige 82-jährige Frau bemerkt, dass das Mädchen immer noch alleine zu sein scheint, beschließt sie wieder aus dem Haus zu gehen und sich zusammen mit Millie auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen, nachdem sie von dieser Reiseunterlagen gefunden haben. Auf ihrem Weg lehrt Agatha dem Kind auf ihre schroffe Art einige ihrer Ansichten vom Leben. Karl, der sich geschworen hat, dem Mädel zu helfen, macht sich zusammen mit der Schaufensterpuppe Manny auf, um Millie zu finden. Mit Hilfe ihrer "HIER BIN ICH MUM"-Schilder und ein paar kühnen Aktionen hat er sie bald eingeholt und schon treffen drei Persönlichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufeinander- jedoch haben alle eine Gemeinsamkeit, nämlich Verlust. Trotzdem schafft es das bunte Trio sich halbwegs zu arrangieren und von da an geht die abenteuerliche Reise durch Australien erst richtig los.

Fazit

Brooke Davis ist mit "Noch so eine Tatsache über die Welt" eine kurzweilige, herzerwärmende Geschichte gelungen, die durch ihren einprägsamen Schreibstil zwar schnell gelesen, aber nicht oberflächlich ist. Der Umgang mit den Themen Tod und Trauer wird auf eine Art herausgearbeitet, die sensibel und dennoch unbeschwert ist. Für meinen Geschmack greifen die Ereignisse auf der Reise zwar fast ein wenig zu reibungslos ineinander über, allerdings nimmt man das aufgrund der liebenswürdig gezeichneten Charaktere gerne in Kauf.
Der Schluss des Buches kommt dafür dann fast ein wenig abrupt daher und die eine oder andere Frage bleibt noch offen. Dennoch ist das Ende schön gelöst. Für alle Bücherwürmer, die kein typisches Sommerbuch lesen wollen, ist der Roman von Brooke Davis die perfekte Sommerlektüre.

Noch so eine Tatsache über die Welt
von Brooke Davis
aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Becker
erschienen bei Verlag Antje Kunstmann
gebundene Ausgabe, 280 Seiten, 20,60€ (A)
ISBN: 978-3-95614-053-2

Stephanie Ambros