Sophie Passmann lässt in "Pick Me Girls" einige Teile ihres Lebens Revue passieren und setzt sich nicht nur mit der Definition des Begriffs auseinander. Die Autorin vereint in ihrem Werk nachdenkliche, genauestens gezeichnete Bilder, gepaart mit pointierten Aussagen.
Sophie Passmann legt nach eigener Aussage mit "Pick Me Girls" ihr bisher persönlichstes Buch vor. Persönlich wurde ihr 224 Seiten langes Werk auf jeden Fall, denn die Autorin nimmt ihre Leser:innenschaft mit auf eine Reise quer durch ihr Leben. Doch damit nicht genug, denn das Thema "Pick Me Girl" wird aus mehreren Perspektiven beleuchtet. Die Fragestellung umfasst ebenso Feminismus, Selbstliebe und Akzeptanz, Gewicht und Körper, Social Media, Klamotten, Männer, Frauen und Filme. Da es in der heutigen Popkultur quasi für alles einen Namen gibt, passierte es, dass Sophie Passmann über den Begriff "Pick Me Girls" stolperte. Einfach übersetzen kann man den Begriff zwar, doch so leicht ist die Sache dann auch wieder nicht. Findet zumindest Sophie und präsentiert ein Plädoyer aus der Perspektive eines Millennials. Bei dem Ausdruck "Pick Me Girl" geht es um Frauen, die die typisch weiblichen Interessen hinten anstellen und sich dadurch erhoffen vom männlichen Geschlecht beliebter und attraktiver wahrgenommen zu werden. Shopping zum Beispiel ist gleich einmal uncool. Bestimmte Musik und Sportveranstaltungen sind ein Muss. Sophie Passmann entdeckt in sich nun dieses Muster. So hörte die Schriftstellerin vier Monate Blink182 und besuchte Sportveranstaltungen, die sie eher weniger interessierten. Ebenso berichtet, die 1994 geborene Moderatorin, Satirikerin und Autorin, von ihrer angeordneten Diät in der Kindheit und ihrer Essstörung in der Jugend. Von viel zu weiten T-Shirts und Tumblr. Sie zeigt auf, dass einiges bei ihr durch äußere Einflüsse bedingt war und ist. Prägende Teeniefilme ihrer Generation nimmt Passmann genauso auseinander, wie tagelange Shitstorms, das Verhalten von Männern zum Beginn ihrer Karriere oder das Auftreten von Jugendlichen und ihr heutzutage in einem Restaurant. Den männlichen Blick im Allgemeinen. Sophie Passmann schreibt von Selbstakzeptanz, Selbstannahme und Beauty OPs. Ihre Therapieerfahrung fließt genauso mit ein, wie Hilfe und Anekdoten via Internet. Sophie Passmann dokumentiert in welchen Bereichen Frauen unterdrückt werden, Erwartungshaltungen einem erdrücken, und bietet einmal mehr ein schlaues Buch, in dessen Situationen man sich hinein fühlen kann. Die Autorin vereint in "Pick Me Girls" ausgezeichnet beobachtete Szenen, gut gewählte Komik & Pointen und genügend Tiefsinn. Einige Feministinnen laufen zwar gegen die „bürgerlich beschriebenen“ Probleme und "Passmanns Feminismus" Sturm, jedoch hat die Autorin nie behauptet ein Manifest zu schreiben. Ihr Werk ist fesselnd, treffend und spricht sicher einigen Leser:innen aus der Seele. Die Lehre aus dem Text, die so manchem fehlt, ist sehr wohl vorhanden: Es geht vielen Frauen* ähnlich. Im Team ist man stärker, auch wenn man sich nicht immer einig ist. Scham und Peinlichkeit sind nicht gleichzusetzen. Jede* hat ein Recht sich gut behandeln und das zu machen, was ihr Spaß macht! Geben wir es zu, so ein Buch hätten wir doch alle mal gebraucht!
Pick Me Girls
von Sophie Passmann
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
gebundene Ausgabe, 224 Seiten, 22,70€
Weitere Bücher von Sophie Passmann:
Monologe angehender Psychopathen oder: Von Pudeln und Panzern (2014)
Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch (2019)
Sophie Passmann über Frank Ocean (2019)
Komplett Gänsehaut (2021)
Sophie Passmann schreibt außerdem Texte für "Die Zeit" und moderiert zusammen mit Joko Winterscheidt den Podcast "Sunset Club." Auf ZDFneo ist sie gemeinsam mit Tommi Schmitt in der Talkshow "Neo Ragazzi" zu sehen. Ihre Follower:Innenzahl auf Instagram beträgt mittlerweile 356.000.
Lesung: 28.09.2023 - SimmCity, 20:00 Uhr - ausverkauft!