Out Of The Woods Festival 2016 - Tag 2

Am zweiten Tag des Out Of The Woods-Festivals lernten wir, wie die Veranstaltung zu ihrem Namen kam, machten eine kleine Zeitreise, landeten in einer verwunschenen Welt und nahmen natürlich wieder einige Acts aus dem In- und Ausland in Augenschein.

Die Taylor Swift-Fans unter euch wissen bestimmt, dass die Sängerin auf ihrem Album 1989 ein Lied hat, das den Titel "Out Of The Woods" trägt, -genau wie dieses Festival hier. Kein Zufall, hieß es im Presse-Container. Denn wer liebt nicht ab und zu ein bisschen T-Swift, zumindest als "guilty pleasure". Das Event hat seinen Namen also von einer Song-Referenz und wenn man sich das Gelände so anschaut, ist er doch überaus passend. So schön, wie für manche die Popmelodien des Weltstars, war es in Bezug auf das Wetter am zweiten Tag nicht. Zwischendurch gab es immer wieder ein wenig Nieselregen, es war kühl und verhangen. Doch ein Sprichwort besagt, dass es kein schlechtes Wetter sondern nur schlecht angezogene Leute gibt und so trotzen die meisten Besucher am Samstag der Witterung. Da der Platz vor den Bühne in Wiesen überdacht ist und die zweite Stage sich in der ehemaligen "Essenshalle" befand, konnten sich die Musikfans ohne sehr nass zu werden ein vielseitiges Programm ansehen.

Punkt 15: 00 Uhr enterten Blossoms aus Stockport die Bühne. Die fünf Jungs, deren Look schon Indieband schreit, sind der neueste Geheimtipp aus Großbritannien und bewiesen das auch trotz früher Stage-Time. Was sofort auffiel war der große Sound der Band, die Gitarren wechselten zwischen rockigen Parts und Popmelodien hin und her, vermischt war das Ganze mit Keyboard und Synths und einem Schlagzeug, dass sich nicht zu sehr in den Vordergrund spielte. Die Einflüsse der Band sind breit gefächert von Arctic Monkeys, Abba, Oasis und viele mehr, sogar ein bisschen Taylor Swift, wie sie im Interview mit fm5 erzählten. Die Stimme von Sänger Tom Ogden erinnerte sogar bisschen an Alex Turner von den Arctic Monkeys. Der junge Frontman zeigte sich sehr motiviert und richtete in den Pausen zwischen den Stücken die Worte an das Publikum. Songs wie "Getaway" und "Charlemagne" von ihrem Anfang August erscheinenden Debütalbum standen auf ihrer Setliste und erwiesen sich als sehr eingängig und luden die Besucher unweigerlich zum Tanzen ein.

Anschließend wurde man auf eine Reise mitgenommen, die einen in eine andere Welt katapultierte. Die 1996 geborene Aurora (Askens)aus Norwegen ließ einen sofort -mit ihren blonden Haare, dem langen, weißen Tüllrock und einer sehr traditionell-wirkenden Jacke- an eine Elfe denken. Die Songs, die sie mit ihrer Band performte waren einmal ruhig und zerbrechlich, dann wieder kraftvoll und voller Energie und erwärmten sichtlich die Gemüter der Leute. Ihr wäre ein wenig kalt und sie hoffe den Leuten auf dem Platz wäre warm, stammelte die junge Frau anfangs schüchtern ins Mikrofon und konnte es kaum glauben, dass ihr so viele Menschen zusahen. Für ihre Ohrwürmer "Running With The Wolves" und "Warrior" erntete sie langen Applaus, was die Sängerin offenkundig überraschte. Davon ermutigt, erzählte sie gegen Schluss noch von ihrer Nackenstarre und dass sie sich deswegen nicht so bewegen konnte. Allerdings merkte man ihr das kaum an, denn ihre Gebärden, wenn sie sang, waren sehr ausdrucksstark und schon alleine wegen ihrer Ausstrahlung musste man Aurora einfach herzig finden.

Danach folgte James Hersey, der vor allem bei den weiblichen Besucherinnen sehr beliebt zu sein schien. "Ich habe meine allererste Show in Wiesen auf den Schultern meines Vaters"gesehen", erzählte er, bevor er mit seinen Mitmusikern in ein Set vollgepackt mit Popsongs startete. Die Leute schwangen das Tanzbein, besonders aufregend war die Show dennoch nicht und hätte auch aufs Donauinselfest gepasst. Steaming Satallites waren eine Spur rockiger und hatten eine Fanschar vor Ort, die die Gruppe aus Salzburg feierten. Um das Mitklatschen im Takt musste Sänger und Gitarrist Max Borchardt nicht extra bitten. Für uns, brachte trotzdem erst das zum Abschluss gespielte "How Dare You" den Funken zum Überspringen, dass seinen großen Sound langsam entfaltete und zum Schluss vor Kraft strotze. Eine Schippe drauf, was rotzige laute Gitarren und ein treibendes Schlagzeug angeht, legte dann im weiteren Verlauf des Abend Band Of Skulls. Mit ihrer Mischung aus Garage-und Hard-Rock, begeisterte das Trio aus Southampton alle, denen es bis jetzt zu ruhig war."Let's play some Rock'n'Roll", erläuterte Matt Hayward (Gesang und Gitarre) eifrig sein Vorhaben. Zuvor bedankte er sich noch artig dafür, dass er hier mit seinen Bandkollegen Russell Marsden (Schlagzeug) und Emma Richardson (Bass und Gesang) spielen durfte. Letztere erschien ganz in schwarz und sah fast wie eine weibliche Version von Joey Ramone aus, wenn man dem Publikum so zuhörte. Bei "Bodies", dessen Melodie unglaublich catchy ist, tanzte und sang die Menge aus vollem Hals. Bei ein paar Instrumentalparts und Solis war die Meinung allerdings eher geteilt.

21:30 Uhr markierten viele Besucher dick auf ihren Zeitplan, denn die Deutschrock Band AnnenMayKantereit  war da an der Reihe. Auf dem gut gefüllten Platz waren viele Zuschauer, die nur für Christopher Annen (Gitarre und Mondharmonika), Sänger und Multiinstrumentalist Henning May, Severin Kantereit (Schlagzeug) und Bassist Malte Huck den Weg nach Wiesen auf sich nahmen.Unter Jubel betrat May mit seinem Bandkollegen die Bühne, auf dem Kopf hatte er eine rote Mütze. und nach einer kurzen Vorstellung begannen sie ihren Auftritt mit der Nummer "Wohin du gehst".
"Danke für den herzlichen Empfang!" , freute sich May unter anhaltenden Applaus. "Es geht mir gut" folgte, die markante, raue Stimme des Leadsängers ist logischerweise omnipräsent.Bei einigen Tracks spielte Annen Gitarre und Mundharmonika gleichzeitig und May wiederum packte die Melodica aus. Mit " Come Together" coverten sie einen Song von The Beatles. Nicht schlecht, aber unserer Meinung nach, hätte es nicht sein müssen. Da wir sowieso noch einen Blick auf The Strypes erhaschen wollten, wechselten wir zur Second Stage. Die vier jungen Herren aus Irland versetzen einen gleich in die 60er Jahre zurück. Nicht nur das Aussehen von einigen Bands aus dieser Ära hatten sie für sich entdeckt. Mit ihrer Mix aus Rock'n'Roll und Blues erfreuten sie in überzeugender Rockstar-Manier Jung und Alt. Bei "I Don't Want To Know" packte Sänger Ross Farrelly die Mundharmonika aus und brachte dann mit Josh McClorey( Gesang und Gitarre), Pete O’Hanlon (Bass, Mundharmonika) und Evan Walsh (Drums) ordentlich Bewegung in die stetig wachsende Menge.

Der Hauptact an diesen Abend hieß Crystal Castles und war nicht unbedingt jedermanns Sache. Der Ruf ihrer -durch und durch- elektronischen Musik, die sich vom restlichen Line-Up gehörig abhob, vertrieb einige Besucher, bevor die Band überhaupt angefangen hatte und hinterließ leere Stellen auf dem Platz vor der Main Stage. Mit einer gewaltigen Lichtshow und stampfenden Beats im Hintergrund ging es für Ethan Kath und Edith Frances, mit einem Schlagzeuger auf die Bühne. Ein Markenzeichen des Duo sind die völlig verzerrten Gesangsparts. Am Anfang der Show hörte man allerdings nur "Geräusch" aus dem Mikrofon und die elektronische Musik. Dies wurde erst nach ein paar Nummern besser. Die Sängerin mit den knallrosa Haaren, war ständig in Bewegung, hüpfte und wirbelte herum, dass ihr Mantel nur so flog. Trotzdem wurde man den Gedanken nicht los, dass sie Alice Glass, die frühere Sängerin des Projekts, kopierte. Diese legte die Latte mit ihrem Coolness-Faktor reichlich hoch für ihre Nachfolgerin. Zwischendurch zündete sich Frances immer wieder eine Zigarette an und übergoss sich mit Wasser und machte mit ihrer Performance weiter. Kein Wort richteten sie an das Publikum, was zum geheimnisvollen Image der Musiker gehört. Immer wieder suchten mitten im Gig kleine Grüppchen das Weite. Ob es an der Musik lag oder gar an der neuen Sängerin, ist schwer zu sagen. Vielleicht war es auch einfach nur die Müdigkeit oder das Wetter. Wer weiß das schon?!
Die alten Songs von Crystal Castles funktionierten besser, als neuere Stücke wie "Concrete". Nichtsdestotrotz, wenn man sich auf die Musik einließ, konnte man sich ausgiebig dazu bewegen und hatte -so wie wir- eine super Zeit auf dem Out Of The Woods-Festival.

Stephanie Ambros
Kathrin
Suppanz