Zusammen mit drei Vorbands lieferten Stray From The Path am 16.10.2017 eine der heißesten Alternative Hardcore Shows des Jahres in der Wiener Arena ab.
Dass Musik verbindet wurde am 16. Oktober 2017 in der Arena wieder einmal gebührend untermauert. Sowohl die Besucher als auch die Bands kamen aus den verschiedensten Ländern (und Bundesländern) und doch waren alle aus dem gleichen Grund hier: nämlich um einen gemeinsamen Abend mit Hardcore-Musik zu verbringen.
Furiose Musik
Bei leicht schummrigen Licht durften als erster Act des Abends Renounced auf die Bühne, die sich 2013 gründeten. Vor noch nicht ganz so viel Publikum und mit viel Radau legte das Quintett aus London mit ihrem Song "Buried" los. Erstaunlich war das Gebrüll, das Daniel Gray (vocals) produzierte, als dieser in den Song einsetzte. Im Gegensatz zu seinen Bandkollegen Sam Knight (Gitarre), Daniel Rayner(Gitarre), Martin Arnold (Bass) und Jack Bryant (Schlagzeug) sah er auf den ersten Blick mit seinem Haarschnitt und dem Hemd eher wie die Marke braver Indie-Musiker aus. Tapfer schrie er gegen die lauten Drums an und ging mit der Zeit ordentlich aus sich heraus und freute sich hier zu sein. "This place is sick!" , verkündete er zwischendurch. Die Menge verhielt sich dennoch verhalten -applaudierte höflich- auch wenn der Frontman sie immer wieder aufforderte nach vorne zu kommen und die Lücken zu schließen. Bei "Anxiety in Black And White" klappte das ganz gut, doch schon bei "How Heavy The Downpour" entstanden wieder neue Löcher. In einigen der Stücken fand man ab und an eingängige Gitarrenlinien, trotzdem sprang der Funke nicht ganz über, noch nicht mal als die fünf Burschen ihren letzten Song "My Last Dying Wish" dem Headliner des Abends widmeten. Ob es an dem nicht so melodiösen Set oder der aufkommenden Hitze in der Halle lag, ist schwer zu sagen, denn spätestens ab dem zweiten Programmpunkt erblickte man die ersten komplett nassgeschwitzten Besucher.
Catchy Riffs
Die amerikanische Melodic-Hardcore-Punk Band Capsize, die bereits zum fünften Mal Wien besuchte, bewies mehr Gefühl für Melodie, als sie ihren Auftritt mit "XX (Sew My Eyes)" begannen und das zog sich durch ihre Auswahl an Liedern, die sie präsentierten. Sänger Daniel Wand hatte die Zuseher von der ersten Minute an in der Hand, Moshpits bildeten sich und die Leute sprangen, so wie sich die Gruppe -komplettiert von Ryan Knowles, Nick Lopez und Andrew Tamayo- das wünschte. Die Kleine Halle der Arena sollte in den Köpfen aller eine große Show sein, befanden die Kalifornier und schnell war vor der Bühne eine wilde Party im Gange. Bei "Favourite Secret" wiederum sangen die Fans fleißig mit und reckten immer wieder die Fäuste in die Luft. Zum Abschluss des gelungen Gigs gab es "Tear Me Apart" inklusive eines anschaulichen Circle Pits.
Anschließend enterten die Musiker von Obey The Brave mit viel Energie Punkt 21:30 Uhr die Bühne. Die routinierte Formation aus Kanada -bestehend aus Sänger Alex Erian, Drummer Steve Morotti, Bassist Cory Wilson und den beiden Gitarristen Terrence McAuley und John Campbell- hatte einen Haufen Fans im Publikum, die man zwischenzeitlich nach dem Aufruf Erians zum Stagediving, ebenso auf der Bühne antraf. Die Moshpits wurden größer und die Band spielte unter anderem "On Your Own" von ihrer im Juni 2017 veröffentlichten Platte Mad Season. Das Arrangement der Gitarren harmonierte gut, jedoch gingen anfangs einige Songs zu sehr nahtlos ineinander über. Nach "Mad Season" übergaben sie ihren Platz an den Hauptact.
Kein Platz für Rassismus
Mit "The Opening Move" starteten Stray From The Path ihr Konzert und schnell verstand man die Berechtigung von Drew York (vocals), Tom Williams (Gitarre), Anthony Altamura (Bass) und Craig Reynolds der Headliner zu sein. Die Band aus Long Island (New York) wusste genau wie sie mit der bereits heftig schwitzenden Menge umzugehen hatte. Allerdings gehörte eine Verschnaufpause -verständlicherweise- nicht dazu und schon nach ihrem zweiten Stück regierte in der Halle und auf der Bühne das Chaos - freilich im positiven Sinne! Sämtliche zuvor ausgeführten Praktiken wie Moshpits, Stagediving und Circle Pits fanden quasi gleichzeitig statt. "Wir sind eine Band, die keine Angst hat ihre Meinung auszusprechen", rief Drew in sein Mikrofon. Voller Leidenschaft setzte er seine Rede fort und bekräftigte, dass jeder auf einer Stray From The Path-Show willkommen ist. Selbst wenn alle Menschen unterschiedlich sind, wir wären eine Gemeinschaft. Einzig Rassismus sei vollkommen unerwünscht. Diese Aussage beklatschten die Fans natürlich heftig. Obwohl er diese Zwischenansage schon bei vorherigen Gigs dieser Tour verwendete, glaubte man sie ihm aufs Wort. Immerhin sind solche Statements in der jetzigen Zeit umso wichtiger. Danach folgte passenderweise "Goodnight Alt-Right" von ihrem aktuellen Studioalbum Only Death Is Real (VÖ: 08.09.2017), -ein Song gegen die Alt-Right Bewegung. Das Zeile "Nazi punk fuck off" am Ende des Tracks plärrte logischerweise die ganze Arena voller Inbrunst mit. Von der vorigen CD Subliminal Criminals (2015) präsentierten sie "D.I.E.P.I.G" und von Anonymous (2013) stand "Black Friday" auf ihrer Setlist.
Die musikalische Leistung aller vier Bandmitglieder war schon fast unheimlich, denn das Zusammenspiel von Gitarre und Bass hätte nicht genauer sein können. Genauso stimmte die Chemie mit ihrem neuen englischen Schlagzeuger Craig Reynonlds, der seit 2016 in der Band ist. Die exakten und kraftvollen Schläge auf seine Drums fügten sich perfekt ein und vor Drew Yorks gesanglicher und gleichzeitig körperlicher Leistung kann man nur den Hut ziehen. Ständig in Bewegung leitete er ohne Berührungsängste die SFTP-LiebhaberInnen durch Abend. Beendet wurde das Set der Amerikaner mit "First World Problem Child" und "Only Death Is Real" in einem Saal in dem mittlerweile gefühlte 100 Grad und völlige Ekstase herrschten.