Die Geschichte eines jungen Mannes auf dem Weg in die Schauspielwelt. Hervorragend beobachtet, witzig und herzerwärmend zugleich.
Ja, es ist so. Beim Schreiben brilliert er ebenfalls! Joachim Meyerhoff, seines Zeichens Regisseur und Schauspieler (unter anderem am Burgtheater) ist nicht nur in der Theaterwelt ein Publikumsliebling.
Mit seinen Geschichten über sein Jahr in Amerika und die Kindheit - mit dem Vater als Direktor einer Psychiatrie - konnte er als Autor ebenfalls schon beachtliche Erfolge verbuchen.
Mittlerweile ist sein drittes Buch "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" erschienen, in welchem er über die Jahre während seiner Zeit auf der Schauspielschule erzählt.
Was für ein Theater!
Eine Zivildienststelle in München und auch schon die Zusage dafür. Was für ein verlockendes Angebot! Hauptsache hinaus aus der alten Heimat. Doch Joachim Meyerhoff hat sich anders entschieden, nämlich für die Schauspielschule. Genauer gesagt, die renommierte Otto Falckenberg-Schule, bei der er sich auf gut Glück beworben hatte und unerwartet angenommen wurde. Für diesen Lebensabschnitt ging es aus Schleswig nach München und da sich so schnell keine Wohnung finden lassen konnte, zog Meyerhoff kurzerhand bei den Großeltern ein. Schlussendlich blieb er während seiner ganzen Ausbildung auf der Schauspielschule bei ihnen in deren Villa in Nymphenburg. Diese Wohngemeinschaft bietet dem jungen Joachim schon bald einen wichtigen Rückhalt Denn auch wenn die geforderten Aufgaben der Schauspielschule - wie zum Beispiel als Nilpferd Theodor Fotane vorzutragen -für die Leser teilweise zum Brüllen sind, so stößt der Protagonist teilweise an seine Grenzen. Das Ganze wird durch die noch immer gegenwärtige Trauer um seinen mittleren Bruder, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, nicht gerade erleichtert.
Die Großmutter, eine ehemalige Schauspielerin und der Großvater ein pensionierter Philosophie-Professor blühen während der Zeit mit ihrem Enkel richtig auf. Mit ihrer schrulligen aber auch liebenswürdigen Art, ihren Ritualen und ihrem eigenen Tagesablauf, bei dem fleißig getrunken wird, schaffen sie es, dass Meyerhoff gerne zu ihren nach Hause kommt. Auch später als er schon ein Engagement an einem Theater in Kassel hatte, reist er, wann immer es ihm möglich ist, bis zu ihrem Tod auf Besuch zu ihnen.
Fazit
Schon seine ersten beiden Bücher sind Joachim Meyerhoff mit "Alle Toten fliegen hoch. Amerika" und "Wann wird es endlich so, wie es nie war" sehr gelungen und man vermochte gar nicht zu entscheiden, welches besser sei. Nach Vorlage seines neuesten Werkes wird einem diese Entscheidung nicht gerade erleichtert, denn "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" ist ähnlich großartig geworden.
Die Sprache in diesem Roman ist schlichtweg wunderschön und die Personen, Orte, Kindheitserinnerungen, sowie neuere Geschehnisse, sind so bildlich beschrieben, dass man sich schnurstracks in der Geschichte wähnt. Zeitweise lacht man Tränen, da manche Ereignisse so pointiert beschrieben sind. Andere sind wiederum so rührend geschildert, dass man im nächsten Moment wahrlich schlucken muss. Eine Lektüre die so sympathisch erzählt ist, dass man ewig weiterlesen könnte. Ein Muss!
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Wer zusätzlich noch die Möglichkeit hat eine Lesung des Autors zu besuchen, sollte diese unbedingt wahrnehmen. Joachim Meyerhoff kann richtig gut vorlesen, beziehungsweise auswendig rezitieren und die schöne Sprache der Bücher bekommt durch die richtige Betonung noch das besondere Etwas.
Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
von Joachim Meyerhoff
erschienen bei Verlag Kiepenheuer & Witsch
gebundene Ausgabe, 352 Seiten, 22,70€(A)
ISBN: 978-3-462-04828-5
nächste Lesung in Österreich:
19.01.2016 - Schauspielhaus, Graz