Friendship goals

Im Eiltempo und bei brütender Hitze interviewten wir Rat Boy auf dem Out Of The Woods Festival in einem noch heißeren Eisenbahnwagon. Die Band, die als das nächste große Ding in Großbritannien gehandelt wird, erzählte uns über ihre Anfänge, die Arbeit an ihrem ersten Album und verpasste uns herzige Spitznamen.

Am Freitag, dem zweiten Tag des Out Of The Woods Festivals 2017 in Wiesen treffen wir Rat Boy aus Essex zum Interview. Die Gruppe besteht aus Jordan Cardy -Sänger/Gitarrist, der gerne mal zu anderen Instrumenten greift und/oder produziert - und seinen Mitmusikern Liam Haygarth (Bass), Harry Todd (Gitarre) und Noah Booth (Schlagzeug). Die vier Burschen sind mit Anfang 20 noch ziemlich jung und ihr jugendliches Verhalten lässt sich nur schwer verstecken. In der Hitze des Backstage-Raums beschießen sie sich gegenseitig mit Papierkügelchen, lachen schelmisch, spielen Gitarre, basteln an Beats auf einem Laptop und schwitzen - so wie wir auch – ordentlich. Am schlimmsten trifft es Liam, der mit gefährlich rotem Kopf und offenem Hemd fast regungslos auf der Bank sitzt und versucht seinen Körper dazu zu  bewegen ein paar Grad hinunter zu kühlen. Auch uns bietet man ein Getränk aus dem Kühlschrank an, bevor wir mit dem Interview starten. "Uns geht es gut. Uns ist nur heiß!", merkt das Quartett an, das schon auf der BBC Sound Of 2016 Liste als vielversprechender Newcomer auftauchte.


In der Schulzeit war Rat Boy der Spitzname von Jordan und dieser wurde letztendlich als Bandname verwendet. Da wir englische Spitznamen amüsant finden, möchten wir als Eisbrecher natürlich ebenfalls einen von der Band bekommen. Dennoch wollen die vier Jungs partout nicht gemein zu uns sein und so hießen wir ab sofort nur Friend 1 und Friend 2. Allerdings würden sie sich  gegenseitig  "cunt" als Nickname verpassen, meinen sie lachend, bevor sie sich ebenfalls als Friends bezeichnen. Immerhin sei Mobbing nichts Schönes  und sie einfach nicht gut in der Namensfindung.

Mit ein bisschen Hilfe von Freunden

Die Geschichte ihres Kennenlernens ist schnell erzählt. Ein Teil der Besetzung traf sich in einem  Skatepark, Harry gabelte man auf dem College auf. Dieser kaufte Jordan ein Sofa ab, brauchte allerdings drei Monate um es abzuholen, da er das Geld nicht hatte. Schlussendlich hielt die Freundschaft dann doch und am 11.08.2017 erscheint nun mit Scum das Debütalbum von Rat Boy. "Es dauerte an die zwei Jahre das Album aufzunehmen und es nahm seinen Anfang in meinem Schlafzimmer. Dann gingen wir ins Studio, zurück ins Schlafzimmer und wieder ins Studio.", erzählt Cardy. Ein großer Teil des Schreibprozesses fand auch unterwegs statt. Ihre Songs schreiben sie manchmal zusammen, dann zeigt sich wieder Jordan alleine für die Beats verantwortlich. "Wir machen jeden Tag verschiedene Sachen, nicht?!", meint der Musiker und sieht seine Bandkollegen hilfesuchend an. "Wir probieren einfach aus, was funktioniert und was nicht", berichtet Noah. Während der Arbeit an ihrer Debüt-CD bekamen sie Inspiration von den unterschiedlichsten Alben. Allerdings würden sie sehr viel Musik hören und  können deshalb keine bestimmte Platte nennen.

Doch aller Anfang ist bekanntlich nicht so leicht. Jordan begann schon in der Schulzeit Musik zu machen und schickte etliche Demos in die Welt hinaus. Immer und immer wieder. Die Aufmerksamkeit bekam er schließlich von Drew McConnell, seines Zeichens Bassist der Babyshambles. Mit und durch dessen Hilfe schloss er wichtige Kontakte in der Musikindustrie. 2015 erschien nicht nur ein Manager auf der Bildfläche sondern ebenso ein Plattenvertrag bei Parlophone Records.
Im Studio 13 lernte er Blur Gitarrist Graham Coxen und Mastermind Damon Albarn kennen. Ersterer spielt auf dem Song "Laid Back" Gitarre und der Blur Frontman zeigt sich für die Keboard-Parts auf "Turn Round M8" und "Get Over It" verantwortlich. Diese Erfahrung beschreibt Jordan -wie könnte es anders sein- als sehr cool. Den Rat Boy -Sound würde die Formation als effektvoll definieren. Hip Hop und Gitarren und mit ein bisschen Beastie Boys Vibe. "Wir werden von verschiedenen Genres inspiriert und versuchen alles zusammenzumischen." Mit unserem Vorschlag Beastie Boys trifft auf die Arctic Monkeys und Jamie T. zeigen sie sich einverstanden. Sogar ein paar Elemente die in Richtung The Clash gehen, sind in ihrer Musik vertreten.


Zu ihren meist lustigen Musikvideos meint Noah: "Wir tun uns leichter mit dummen, lustigem Zeug als ernsteren Dingen."
"Laid Back war gar nicht so blöd", finden Liam und Harry.
"Und Get Over It auch nicht. Wir sind auf jeden Fall gut im Verkleiden!", lacht Jordan.

Die gute Laune Stimmung gespickt mit fast schon einem "Tounge in cheek" - Vibe ist auf jeden Fall perfekt in Bild und Ton festgehalten.
Zum Abschluss richten die vier jungen Herren das Wort noch an euch Leser:
"Wir hoffen ihr mögt unser Album und Danke fürs Lesen!"

Scum von Rat Boy erscheint am 11.08.2017 via Parlophone Records/Warner Music.

Stephanie Ambros
Kathrin
Suppanz