Frequency 2015 | Tag 2

Der Frequency-Freitag brachte eine willkommene Verschnaufpause, denn auf und vor den Bühnen war eher wenig los.

Frequency 2015
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22. August 2015
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St. Pölten

Tag zwei eines Festivals hält immer diesen einen Moment bereit, an dem man die eigene Festivalexistenz sportlich fatalistisch nimmt. Wenige Stunden Schlaf, indirekt proportional zu den genossen alkoholischen Kaltgetränken, die hygienische Gesamtsituation und die ständige Ausgelassenheit am Gelände sorgen dafür, dass man spätestens am zweiten Tag endgültig im Festival-Modus angekommen ist, in diesem entzückenden Flow, wo alles leiwand ist und alles auch ein bisschen wurscht. Schuhe, die im Gatsch versinken? Bier um 4,50? Soll sein. Schwaches Programm? Kein Drama, irgendwas findet sich schon.
Tatsächlich bot der zweite Festivaltag kaum wirklich interessante Auftritte, was nicht allzu schlimm gesehen werden sollte, sind doch die beiden anderen Festivaltage durchaus stark besetzt. Dieser Freitag jedoch bot in seiner programmatischen Durchschnittlichkeit zumindest die Chance, sich von Bühne zu Bühne treiben zu lassen und mitzunehmen, was halt jeweils gerade am Parkett war.

DAWA zum Beispiel, die bei der Vorausscheidung zum Eurovision-Songcontest Zweiter hinter den Makemakes geworden waren und auf dem weiten Weg von Wien einiges an guter Laune zusammengekratzt hatten, denn ihr Auftritt sorgte für zufriedene Gesichter und aktive Tanzbeine in Gummlern. Sogar eine Zugabe wurde vehement von den paar hundert Zuhörern eingefordert, die mit Verweis auf das enge Timetablekorsett allerdings abgewiesen werden musste. Fünfzig Minuten immerhin hatte die vierköpfige Band, die mit Cello verfeinerten Acoustic-Folk-Rock zum Besten gab, Zeit und nutzte diese offensichtlich gar nicht schlecht. Was zu hören war, klang ausgesprochen professionell, ein bisschen beliebig halt und klar, man kann auch einen Refrain zehn mal hintereinander singen. Muss man halt nicht unbedingt.

Nach DAWA war wieder internationale Kost angesagt, die Spaßtrompeten aus Liverpool namens Wombats kamen angerauscht. Einer der ersten Songs lautete auch gleich "Your body is a weapon" und wo ist dieser Spruch so zutreffend, wie auf einem Festival. Pogo, Moshpit, Free Hugs und zweisame Zeltaktivitäten sorgen für erhöhten Körpereinsatz und der erste Pogo ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Generell kamen viele neue Songs zum Einsatz und zeigten den etwas veränderten Stil der Beuteltiere auf, nämlich etwas mehr hin zu Synthie-Pop und leider auch etwas weiter weg vom rotzigen Songwriting und weg von den Zwei-Minuten-Nummern, die prägnant alles auf den Punkt bringen. Wahnsinnig viel zu sagen haben die Wombats nämlich eh nicht, aber ab und zu eine tanzbare Melodie reicht ja grundsätzlich. Am Ende kam auch noch der Hit "Let's Dance to Joy Division" zum Einsatz und ließ die Massen, auf deren Prioritätenliste grundsätzlich gerade ganz andere Dinge ganz oben standen, schnell in den Wavebreaker stürmen. "Let's Dance to Joy Division, and celebrate the irony. Everything is going wrong, but we're so happy", heißt es da und auch wenn die Ironie in dem Song eine eher plumpe ist, taugt dieser Song eben perfekt für die Festivalstimmung und die haben die Wombats absolut drauf. "Let's dance to Joy Division, and raise our glass to the ceiling." Alles geht in Oasch, aber wir sind so happy. Prost.

In der Weekender, die grundsätzlich immer einen Besuch wert ist und schon einige schöne Überraschungen bereit gehalten hat, war währenddessen Josef Salvat anzutreffen. Vom Nachnamen sollte man sich nicht allzusehr täuschen lassen, musikalischer Heilsbringer war der Australier keiner. Zwei Songs konnte man sich durchaus anhören, dann wurde es zu glatt und bei Regen, Schnee und Glätte heißt es eben runter vom Gas. Also raus aus der riesigen, aber nur spärlich gefüllten Halle und rein in den Artpark, der mit vielseitigem Programm immer eine Alternative für Timetable-Löcher und andere Auszeiten darstellte. Feuershows, Breakdance-Performances und der Auftritt einer ehemaligen Kiddy Contest-Gewinnerin standen da zu Buche, moderiert wurde das Programm von einem Beatboxer, der zwischendurch auch gerne mal selbst ein Ständchen zum Besten gab. Gutes Essen gibts da drinnen übrigens auch. Wird von Jahr zu Jahr besser, dieser Artpark. Kann man sich merken.

Ansonsten hat man an diesem Freitag wenig verpasst. Prodigy hat jeder schon mal gesehen, "Firestarter", "Invaders Must Die" und Konsorten sind zwar zugegebenermaßen Hits, aber grundsätzlich nicht unbedingt mit Intelligenz angereichert. Die Show kann getrost als 0815 durchgehen, damit war das zweite Drittel Festival auch schon wieder vorbei. Programmatisch eher dürres Land, aber so ein kleines Timeout braucht man ja durchaus hin und wieder. Und der stärkste Tag folgt ja eben noch. Tag zwei des Frequency - ein klassischer Postkartentag. Liebe Oma, herzliche Grüße aus dem schönen St. Pölten! Wetter schön, Essen gut, Lineup so lala. Bis bald, dein Burli.

Elisabeth Voglsam

Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer.
Instagram: vogigram

Julius
Schlögl