Fragmentarische Einblicke in das Leben einer Weltenbummlerin

In “Die Sprachlosigkeit der Fische”, dem Debütroman von Margit Mössmer, dreht sich alles um Gerda. Doch wer ist diese geheimnisvolle Frau?

Gerda - eigentlich kein Name, der aufregendes verspricht. Verspielt? Fehlanzeige. Eher assoziiert man damit die Hausfrau vom Lande. Doch langweilig wird es mit dieser Protagonistin keine Sekunde, eher im Gegenteil. Bereits in der ersten Episode des Romans wird klar: diese Frau ist schwer zu fassen. Ob Südamerika, London, Griechenland oder ihre Heimatstadt Wien - kaum sind ihr die LeserInnen an einen neuen Ort gefolgt, entwischt sie ihnen auch schon wieder. Ihren Männern und WegbegleiterInnen geht es ebenso. Verschiedenste Figuren tauchen schemenhaft an ihrer Seite auf und nur selten trifft man eine Person in der nächsten Episode wieder. 

Apropos Episoden. Der 129-Seiten starke Roman gliedert sich in 25 Episoden, manche von ihnen nur zwei Seiten lang. Dies hat einerseits seinen Reiz - man lernt Gerda in verschiedenen Lebenssituationen kennen, andererseits entsteht nach der Hälfte des Buchs das Gefühl, dass nur an der Oberfläche gekratzt wird. Es fällt schwer sich in die Figur hineinzuversetzen und ihre Entscheidungen nachzuvollziehen. 

Was beeindruckt sind Mössmers Stil und ihre Gabe Orte und Atmosphären zu beschreiben. Es gelingt ihr innerhalb weniger Sätze noch nie davor besuchte Plätze vor dem inneren Auge der LeserInnen auferstehen zu lassen, unabhängig davon in welchem abwegigen Winkel der Welt sich Gerda gerade befindet. Das macht “Die Sprachlosigkeit der Fische” zu einem idealen Buch für den Sommer - der Wunsch, ebenfalls neue Orte zu erkunden, steigt mit jeder Seite. 

Über die Autorin:
1982 in Hollabrunn (NÖ) geboren, lebt und arbeitet in Wien. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie der Hispanistik. Redakteurin und Ressortleiterin beim Freien Magazin FM5. Seit 2007 arbeitet sie im quartier21/MuseumsQuartier Wien. Veröffentlichungen in Magazinen. 2010 wurden Texte aus Die Sprachlosigkeit der Fische beim Ö1 Literaturwettbewerb Wörter.See prämiert und mit Burgschauspielerin Dorothee Hartinger vertont.

Die Sprachlosigkeit der Fische
Margit Mössmer
Gebundene Ausgabe: 136 Seiten
Verlag: Edition Atelier; Auflage: 1 (Februar 2015)
Sprache: Deutsch
Preis: 16,95 Euro

 

Nina Wöss

'Sie gehörte zu den Mädchen, die niemals etwas nur mögen oder gut finden, sondern schwärmen.'

K. Hagena, "Der Geschmack von Apfelkernen"