Auf der Vespa durch England

Die Männer von Motorliebe - Dani Heyne, Michael Blumenstein, Marco Schmidt - sind wieder auf Tour. Dieses Mal in Großbritannien. "Auf der Vespa durch England" - von Schottland bis zur Isle of Man ist ihr dritter Band über die Motorliebe zu ihren Vespas.

Begonnen hat alles mit einem Roadtrip quer durch die Neue Welt - "Mit der Vespa durch die USA". Ihr Coast to Coast Trip auf italienischen Feuerstühlen, welche einen krassen Gegensatz zu den blubbernden Harleys aus good old USA bildeten, war ein einzigartiges Erlebnis. Am Ende waren sie zwar erschöpft und ihre Vespas blieben nicht ohne Blessuren, aber die Lust auf eine Fortsetzung war da. Wie kann man das nun toppen? Island war die geeignete Herausforderung und so entstand Band 2 - "Mit der Vespa durch Island". 2017 waren die Vespas wieder frisch gewartet und die Abenteuerlust brannte erneut. Also machten sich Dani Heyne, Michael Blumenstein und Marius Wolfram abermals auf den Weg und reisten nach Großbritannien, wo sie von Schottland gen Süden fuhren und Erinnerungen, Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen für Band 3 - "Mit der Vespa durch England" sammelten.

Der Anfang der Fahrt war auch zugleich der anspruchsvollste Teil der Reise. Mit einem 25 Jahre alten Ford Transit fuhren sie rund 2000 Kilometer von zu Hause bis Ullapool, dem Startpunkt ihrer ersten Etappe. Endlich runter von der unbequemen 3-er Bank des Transit und rauf auf die Sitzbank zwischen den Beinen. Der beginnende Tag begrüßte sie mir Sonnenschein und Mövenkacke. Der erste Aufenthalt der Vespas ist Forres, ein kleines Dorf, wo sie Burgess treffen, den Inhaber von Burges Bagpipes. Burges will einfach nur die besten Dudelsäcke herstellen. Wie gut er selber Dudelsack spielt, wird gefragt. "Gar nicht. Die besten Dudelsack-Hersteller spielen nämlich gar nicht", berichtete er.

Auf ihrer Etappe nach Oban kommen sie an den Silver Sands of Morar vorbei, einem Strand der karibisches Flair verbreitet. Das türkisblaue Wasser sieht aus wie Sommer, fühlt sich aber an wie brutaler Winter. In Oban besuchten sie die ansässige Whiskey Destillerie. Bilder machen? Was soll die Frage? Natürlich nicht. Also weiter. Der Whiskey-Laden von Euan Finlayson erwartete sie umso freundlicher und zuvorkommend. Sag mal Euan, was magst du an Schottland? "Die Landschaft, herrlich ländlich mit vielen Tieren... und natürlich unseren Whiskey." War irgendwie naheliegend.

An nächsten Morgen und nach einer kurzen Reparatur geht es weiter Richtung Lancaster, wo sie bei Craig McIntyre in Cairndow am Loch Fyne vorbei kamen. Craig betreibt ein Tonstudio mitten im Nirgendwo. Was das Nichts zu bieten hat? "Hier kann man rund um die Uhr spielen, üben, aufnehmen, Lärm machen. Es stört niemanden", verriet er.

Die Devils' Pulpit Schlucht lockt mit giftgrünem Moos und bronzefarbenen Wasser. Vor langer Zeit war sie ein geheimer Treffpunkt für Druiden, heute kommen Wanderer und Kletterer an diesen Ort.

Was trägt man in Schottland standesgemäß? Natürlich einen Kilt. Motorliebe besuchte dazu Ken McDonald von Houston Kiltmakers in Paisley. Wie viele Kilts hast du, Ken? "Zwei." Und dein Bester Kunde? "Rund 250." Und natürlich will man mal ordentlich schottisch gekleidet sein. Für die Vepsa ist der Kilt allerdings denkbar ungeeignet.

Danach wartete Glasgow  und dort musste die Gruppe nicht lange überlegen, was sie besuchen wollen: Das Riverside Museum -von Zara Hadid erbaut und mit ganz viel Motorliebe im Inneren- ist nämlich dem Museum of Transport. Weiter ging es in das kleine Örtchen Moscow und passend zum "Cow" gibt es hier tatsächlich jede Menge Kühe.  Sagt mal, Mary und Andrew Welsh, wie ist es für euch in Moscow? "Großartig. Jeder kennt jeden. Bei 100 Einwohnern macht man dann auch nichts, was die anderen nicht mitbekommen sollen."

Nach einer einer dreistündigen Überfahrt mit der Fähre begrüßte die Autoren die Isle of Man. So klein die Insel auch ist, es ist DIE Insel und so hat sie indirekt proportional zur Größe viel für PS-Liebhaber zu bieten, denn hier kann man voll aufdrehen. Die Isle of Man gepaart Sonne plus Zweirad ergibt eine geniale Mischung. Unbedingt ausprobieren, wenngleich nicht mit Vollgas sondern, mit Landschaftgenießer-Tempo! Die Einwohner sind weder Briten noch Schotten, sondern Manx. Aber es dauert fünf Generationen bis man als Manx anerkannt wird und ein Weitblick ist ratsam. Kev Gregory betreibt ein Tattoo Studio auf der Insel. "Während der Tourist Trophy ist hier die Hölle los. Da weiß ich nicht, welches Körperteil von wem ich zuerst anstechen soll."

Weiter geht es Richtung Süden. Motorliebe besuchte die The Beatles Stadt, den vielleicht bekanntesten Sattelhersteller, einen Atombunker und Scomadi- Scooter Marketing Distribution. Frank und Paul gründeten die Roller Firma, weil sie die Zeit reif war für eine Mischung aus Retro-Design mit modernen Zügen gepaart mit aktueller Großserientechnik. Natürlich hat jede Fahrt einmal ein Ende. Nach rund vier Wochen gab es noch einen Abstecher nach London. Wie könnte man diese Metropole auch auslassen?!

Fazit

Der Winter mag hierzulande zwar kalt und nebelig sein und definitiv nicht das geeignete Wetter zum Vespa fahren haben. Dennoch kommt der Sommer mit Sicherheit und damit die Begeisterung für lauen Fahrtwind, sonnengebräunte (verbrannte?) Haut, Motoröl auf der Kleidung und Benzingeruch in der Nase. Mit diesem Buch gibt es schon mal die ersten Eindrücke und Ideen als Vorfreude auf die eigentliche Fahrt. Wem das Wetter dort auch im Sommer zu kühl und feucht ist, der hat hier die ideale Lektüre für das Kaminfeuer und der Whiskey passt auch perfekt dazu. Auf jeden Fall sind die Erzählungen und Geschichten der Vespafahrer unterhaltsam und ihre Begegnungen und Eindrücke machen Schottland zu einem einladenden Reiseziel und das Buch zu einer interessanten und kurzweiligen Lektüre.

Und die Skizze am Ende des Buches deutet schon an, was folgen könnte. Die Destination mag noch ein Geheimnis sein, das Abenteuer liegt aber auf der Hand. Oder unter dem Gummi. 

Auf der Vespa durch England - Schottland - Isle of Man
von Motorliebe

Delius Klasing Verlag, Bielefeld
1. Auflage, 192 Seiten, 110 Farbfotos
.Klappenbroschur, € 25,60
ISBN 978-3-667-10920-0

 

Markus Gollner