Alltags- und Superhelden

fm5 hat mit dem gefragten Musical-Darsteller Oliver Arno über seine Projekte und Bühnenerfahrungen geplaudert. Im Interview spricht er außerdem über seine erste Single "Ein Held Zu Sein", die Zusammenarbeit mit SK Rapid Wien-Spieler Steffen Hofmann und seinen Traum als Solo-Künstler durchzustarten.

Knabenchor, Starmania Casting, zwischendurch ein Jus-Studium, dann ab ans Konservatorium und als ausgebildeter Musical-Darsteller, der bis zu drei Oktaven singen kann, hinaus auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Der Lebenslauf des 1980 geborenen Oliver Arno ist vielfältig, auch wenn der gebürtige Vorarlberger verrät, dass er relativ bald gemerkt hat, dass Starmania nichts für ihn ist. Jahre später möchte er nun auch noch als Solo-Künstler Fuß fassen. "Ein Held Zu Sein" heißt die Single, die er als Vorboten ins Rennen schickt und kein geringerer als SK Rapid Wien-Spieler Steffen Hofmann ist im dazugehörigen Musikvideo zu sehen. "Ich habe seine Frau, die eine regelmäßige Musical-Geherin ist, bei einer Premiere in Wien kennengelernt und so auch ihren Mann Steffen. Für das Video wollte ich einen Fußballer und habe mir gedacht, ich frage ihn einfach mal", berichtet Oliver über die Idee zur Zusammenarbeit.

Deutscher Mainstream-Pop

Privat schlägt sein Herz für die deutsche Mannschaft Borussia Dortmund und das schon seit seiner Zeit im Gymnasium. Seit mittlerweile drei Wochen kann er seine Leidenschaft für den Verein ein wenig mehr ausleben, denn Arno ist für die Proben seines nächstes Engagements und für das Stück selbst in Dortmund und freut sich schon darauf, endlich mal wieder ein Match besuchen zu können. Ganz so international wie in Sachen Fußballmannschaft, soll es beim musikalischen Projekt des 36-Jährigen vorerst nicht zugehen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem deutschsprachigen Markt, immerhin textet und singt er in seiner Muttersprache. "Ich kann mich da so viel besser ausdrücken als in einer Fremdsprache. Im Englischen fehlen mir die Wörter, um meinen Empfindungen Ausdruck zu verleihen. Natürlich ist das Zielpublikum um einiges kleiner und beschränkt sich auf drei Länder. Ich bin zwar einerseits ein Newcomer, habe allerdings auf der anderen Seite schon viel Bühnenerfahrung", erklärt der Sänger, der außerdem Klavier spielen kann, voller Selbstbewusstsein und Elan sein Vorhaben. Der angestrebte Sound soll eher den Mainstream bedienen, dennoch möchte er eine Nische in Österreich finden. Das Debütalbum ist noch in Arbeit, obwohl es schon um die 15 Songs gibt. Doch jene Stücke möchte der Musiker nicht alle auf einmal veröffentlichen. "Vielleicht kommt zuerst nur einmal eine EP um zu sehen, ob ein Song dabei ist, der funktioniert und cool bei den Leuten ankommt." Nichtsdestotrotz müssen erst die richtigen Lieder und sein persönlicher Stil für eine Veröffentlichung gefunden werden. Eine Möglichkeit sieht Oliver Arno in deutschen Texten kombiniert mit einem Sound der in Richtung One Republic geht. "Die Band könnte ich jeden Tag rauf und runter hören", zeigt er sich von Mastermind Ryan Tedder und dessen Bandkollegen begeistert. "Außerdem gehen die Lieder ins Ohr und sie regen zum Mitmachen an." Auf Deutsch müsse man allerdings umso mehr aufpassen, damit das ganze Konzept nicht in Richtung Schlager geht, ist er auf der Hut und ebenso auf der Suche nach einem Weg, um solche Songs zu produzieren.

DIY

Ideen für Melodien kommen dem nach Wien gezogenen Akteur meistens im (Halb-)Schlaf. "Dann muss ich sofort zu meinem Handy laufen und das aufnehmen."
Die Grundidee für "Ein Held Zu Sein", ist schon vor circa 10 Jahren entstanden, doch fehlte die Muse für die weitere Auseinandersetzung damit. Letztes Jahr, als Arno den Werther in Lotte-das Musical das erste Mal verkörpert hat, ist er auf die gespeicherte Datei gestoßen und plötzlich nahm alles seinen Lauf. Der Text ist zum Teil auch in Wetzlar in den Spielpausen entstanden. "Ich habe mich ein bisschen von der Rolle anstecken lassen. Das Freiheitsdenken und die Frage, was uns davon abhält mehr zu sein als wir sind, haben mich inspiriert. Denn eigentlich steckt in jedem ein Held. Wir müssen ihn nur heraus kitzeln." Die erste Single ist ganz nach dem Do It Yourself-Prinzip entstanden. Alles wurde von Oliver selbst arrangiert, die Musiker wurden organisiert, als Produzent wurde sein Freund Lawrence Karla von SoundDesignStudios Lenzelot verpflichtet. Auch wenn noch einiges in der Schwebe ist, möchte der Österreicher demnächst Live-Auftritte absolvieren. In kleinen, heimeligen Clubs könnte er sich seine ersten Schritte gut vorstellen. Trotz der ausgiebigen Bühnenerfahrung , wird eine gewisse Nervosität vorhanden sein. "Da ist man dann irgendwie "man selbst" und kann sich nicht hinter einer Rolle verstecken." Zur Einstimmung ist im Oktober ein Live-Stream Konzert zusammen mit seinem Gitarristen Konstantin auf youtube angedacht. Dass man in der heutigen Zeit um die sozialen Medien nicht herumkommt und in welcher Youtuber mehr Follower als Popstars haben, findet er in gewisser Weise kurios. Gerade deswegen, versucht er sich mit dem Fluch und Segen, den Social Media mit sich bringt, so gut wie möglich auseinander zu setzen.

Heldenhaft

Zurzeit ist jedoch erst einmal das Musical -sein berufliches Standbein- auf dem Plan. Im Herbst und Winter steht er am Theater Dortmund als Joe Gillis in Sunset Boulevard auf der Bühne. Davor war Arno bis in den Juli hinein in der Wiederaufnahme von Lotte das Musical als Werther zu sehen. Stimmlich seine bis jetzt größte Herausforderung und auch das Wetter spielt aufgrund der Freiluft-Location eine große Rolle. In so einem Kostüm kann einem schon ganz schön warm werden, wenn es 30 Grad hat und man dem Publikum eine Performance bieten muss. So warm, dass der Schweiß, der einmal ins Mikro getropft ist, für den Ausfall dessen gesorgt hat. Aber vor so einem kleinen Missgeschick ist kein Darsteller gefeit und diese zeigen auch, dass man menschlich ist. Konkurrenzkampf ist für den Profi ebenfalls nichts. "Sicher ist es sehr erbauend wenn man eine Rolle ergattert, aber es hat keinen Nutzen, wenn man sich darüber ärgert, dass ein Kollege sie bekommen hat", gibt er diplomatisch zur Antwort. Umso charmanter ist zum Abschluss des Interviews seine Erzählung über den Superheld aus seiner Kindheit. "Ich bin total auf He-Man/Masters Of The Universe abgefahren. Wir haben früher viele Comics gelesen, denn damals konnte man nur lesen und draußen spielen", schwelgt er in Erinnerungen aus der Vergangenheit.
Wie seine Zukunft im Musikuniversum ausschaut und ob er den Helden in sich wecken kann, darf man auf alle Fälle gespannt beobachten.

Stephanie Ambros