Lime Cordiale: Moves like Jagger

Lime Cordiale bewies am 14.08.2023 im Flex ihre musikalische Bandbreite und weshalb sie daheim in Sydney und im restlichen Australien zurecht mehrfach ausgezeichnet sind. Als zusätzliches Extra gab es eine Tanzeinlage.

Ein schöner Sommertag Mitte August neigte sich dem Ende zu, die letzten Sonnenstrahlen trafen auf den Körper, das Wasser plätscherte sachte vor sich hin, ein paar Menschen mit Cocktails in der Hand, eine leichte Brise wehte, ganz finster ist es noch nicht. Malerisch bunte Lichter flirren, wenn man raschen Schrittes an Lokalitäten vorbei ging. Diese ließen eine Spur von kitschiger Romantik aufkommen, wenn man schlenderte. Die Hitze des Tages hängt noch im Beton, leichte Musik weht schon herum und dann kommt „er“, der berühmte Geruch der Kotze, der Donaukanal mieft leicht und du weißt, ein Konzert steht an. Im Flex, dort, wo schon viele aufstrebende und später bedeutende Bands spielten.

"I'm living with imposter syndrome/I'm just a colossal freak show", singt Lime Cordiale, die mit "Imposter Syndrome" in den Abend startet und befand sich von einer Freakshow meilenweit entfernrt. "You think you're perfect/Nobody's perfect/You think your shit don't stink?/Ha, think again" heißt es mit zum Ende des Liedes entspricht in der heutigen Zeit einmal mehr der Wahrheit. Das Flex ist aufgrund des reichlichen Sommerprogramms in und um die Stadt leider nicht ganz voll, jedoch boten Louis und Oliver Laimbach zusammen mit ihrer herausragenden Band - Felix Bornholdt, James Jennings, Nick Polovineo - musikalisch eine Pop/Rock Show, die Ihresgleichen suchte. Der Bass groovte, passte sich hervorragend an Schlagzeug und Posaune/Trompete an, die Synths, Keyboard Parts und Gitarren Riffs harmonierten ebenso unglaublich melodiös miteinander. Sogar das Kazoo fügte sich haargenau ein. Anfangs haute der nicht Ton optimal hin, der eine Laimbach Bruder schien lauter als der andere, doch es innerhalb weniger Minuten, fand man die geeignete Einstellung am Mischpult. Nun kamen die herausragenden Stimmen, angenehm dunkel bis volltönend, bestens zur Geltung.
Im Hintergrund liefen bunte Videoeinspielungen, die das Image der Australier gekonnt unterstrichen, und eine fehlende Lichtshow, die im Flex keine leichte Sache ist, vergessen ließen. In ihrer Heimat in Down Under, sind die Herren gefeierte Stars (u.a. 2020 Platz 1 in Album Charts), von Starallüren fehlte auf der Bühne jede Spur. Man kaufte ihnen sogar den alten Schmäh „It is so good to be in Vienna - AUSTRALIA!“ ab. Die Stimmung trübte ein wenig, dass ein nicht so geringer Teil der Menge das Konzert über weite Strecken nur durch ihr Smartphone wahrnahm. Selbst dann noch, als Louis eine Tanzeinlage einlegte und sich als Nachfolge für die Tänzchen von Mick Jagger ins Spiel brachte. Das spaßige Klatschen machten sie nicht mit. Ganz gut hingegen funktionierte das 'La, la, la, la' in "What’s Not To Like" und die 'Hey Hey'- Gesinge in verschiedenen Songs, denn dazu brauchte man schließlich das Hände am Handy nicht. Der Rest der Menge tanzte freudig und ausgiebig in ihren Sommer-Outfits zu den fröhlichen und vor allem eingängigen, aber auch abwechslungsreichen Songs. Mal poppig bis indie-lastig, dann wieder groovy und funky, dann wieder rockig, die Formation stellte ihre Vielfalt und Musikalität unter Beweis. "Hanging Upside Down",  "Inappropriate Behaviour" und Addicted to Sunshine" durften natürlich ebenso nicht fehlen. Die Gruppe freute sich riesig über die Besucher*innen, die sie mit T-Shirts von ihrem Flex Gig vom Jahre 2022 erblickten. Ebenfalls zeigten sie sich gerührt über die fleißigen T-Shirt und Vinyl Käufe beim diesjährigen Auftritt. Zugegeben diese hatten einen gewissen Grad an Lässigkeitsfaktor. Ihre Spielfreude strahlte Lime Cordiale weiters durch ihre kleinen und großen Witze, mal intern, mal das Publikum einbindend aus. Mit der Hitsingle „Robbery“ verabschiedeten die Australier und stahlen diesem Lied wirklich alle Herzen. Ob man wollte oder nicht, man konnte nicht anders als mit einem Lächeln und guter Laune hinaus in die wohlige Nachtluft zu treten und der Band auch hier ein ausverkauftes Sommer Open Air zu wünschen.

 

Stephanie Ambros