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Mit "Tanztee - Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre" ist im März der zweite Teil mit den Stories des liebenswürdigen Pensionisten Hendrik erschienen. Auch wenn sich einige Dinge wiederholen, überzeugen die Kapitel mit witzigen und traurigen Geschehnissen größtenteils, da der aktuelle Bezug nicht zu kurz kommt.

Hendrik Groen ist im neuen Buch logischerweise ein wenig gealtert und nun 85 Jahre alt und es wird bei Gott nicht leichter für ihn und die anderen Bewohner des Altersheims. Doch aufgeben kommt für den rüstigen Rentner nicht in Frage. Zwar fällt ihm das Schreiben und Lesen inzwischen nicht mehr ganz so leicht, aber langsam kommt man eben auch an sein Ziel. Es ist ihm wichtig diese Dinge immer noch durchzuziehen, denn selbst Groen merkt, dass er vergesslicher wird und auf die Schnelle nicht mehr weiß, was er eigentlich wollte. Sein bester Freund Evert ist mittlerweile auch Besitzer eines Scooters und zusammen mit Geert werden kleine Ausfahrten unternommen. Den Alt aber nicht tot Club gibt es natürlich auch noch und auch dort werden immer noch Ausflüge und Restaurantbesuche unternommen. Dieses Mal ist die Clique fast noch mutiger, was ihre Auswahl betrifft und die Mitglieder finden sich zwischen jeder Menge Spaß und kleinen Pannen wieder. Ebenso wird die Bewohner-Kommission neu aktiviert und Alanito hat dort ordentlich die Finger im Spiel, wenn es darum geht Dinge durchzubringen. Es ist nicht immer einfach, dennoch werden kleine Ziele durchgesetzt, wie zum Beispiel, dass nur an gewissen Tischen im Gemeinschaftsraum das Jammern erlaubt ist. Das Herausfinden, ob ihrem Heim wirklich ebenfalls eine  Schließung bevorsteht, ist dann schon schwieriger. Die ersten Sanierungspläne sind schon im Gange und gegen Ende wird sogar Herr Van de Kerkhof -Master in Pflegewissenschaften- als neuer Direktor bestellt. Es dauert nicht lange und die Bewohner des Hauses stellen sich die Frage, ob die frühere Heimleitung nicht doch das geringere Übel gewesen wäre. Die Regierung setzt immer mehr auf die Pflege zu Hause und spart wo sie nur kann. Die Flüchtlingskrise beschäftigt die alten Leute selbstverständlich genauso wie das Attentat in Paris oder der Abgasskandal. Und auch der Songcontest wird natürlich ausgiebig diskutiert. Unterschiedliche Meinungen und die Sympathie untereinander sorgen im Haus immer wieder für Konfliktstoff. Hendrik's Freundin Grietje siecht in der geschlossenen Abteilung immer mehr dahin, was diesen natürlich nicht kalt lässt und auch das Befinden seiner Frau, die mit Bipolarer Störung in einer Klink ist, erweist sich für ihn eigenartiger als zuvor. Als er dann noch von Evert ein Geheimnis anvertraut bekommt, stellt das Hendrik vor einige Herausforderungen und seine Gefühlswelt wird gehörig durcheinander gebracht.

Fazit
"Tanztee - Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre" ist wieder ein Buch geworden, dass schnell zu lesen geht. Einige Dinge wiederholen sich und man fragt sich während des Lesens, ob es nicht besser gewesen wäre den ersten Band einfach abzuschließen. Wenn dann allerdings wieder aktuelle Geschehnisse auf eine amüsante und manchmal auch kritische Art und Weise beleuchtet werden, verwirft man diesen Gedanken schnell wieder. Schnell findet man den alten Mann und seine Freund wieder schlichtweg nur sympathisch und will unbedingt wissen wie es weitergeht. Die Szene im McDonalds klingt zwar klischeehaft, trotzdem kann man sich das Lachen nur schwer verkneifen. Auch die Probleme betagter Menschen werden einem einmal mehr vor Augen geführt, mal mehr auf der Gefühlsebene und dann wieder durch viel Witz, der ab und zu schon an Galgenhumor grenzt. Somit ist das Buch eine leichte und dennoch scharfsinnig beobachtete Lektüre.

Tanztee - Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre
von Hendrik Groen
erschienen bei Piper
gebundene Ausgabe, 480 Seiten, 22,70€
ISBN: 978-3-492-05827-8

Stephanie Ambros