All is not lost

Holy Hell! Was für eine Show! Architects bewiesen im ausverkauften Gasometer warum sie eine der heißesten Bands im Metalcore sind. Als Supportacts heizten Polaris und Beartooth der Menge ordentlich ein.

Sold out! Es wird keine Karten mehr an der Abendkasse geben, hieß es am 29.01.2019 im Gasometer und das aus gutem Grund, denn das Programm dieses Abends konnte sich mehr als sehen lassen. Polaris, gefolgt von Beartooth und dann natürlich Architects als Headliner.
Dementsprechend groß war natürlich die Freude bei den Besuchern, die sich zum Teil schon trotz zeitigen Beginns um 19.30 Uhr für die Australier von Polaris vor der Bühne einfanden. Das Quintett aus Sydney passte musikalisch mit ihrem Mix aus Post-Hardore und Metalcore perfekt in den Rahmen, trotzdem brauchte das Publikum noch ein bisschen bis es ganz auftaute. Frontman Jamie Hails -anfangs in einem leuchtend gelben Hoodie- rannte wie ein wilder Stier über die Bühne und setze alles daran um das zu ändern. Bei "Casualty" konnten die Leute ordentlich mit der Band Headbangen und Hails berichtete danach, dass es ihr zweites Mal hier in Österreich sei. Für einen Song durften die Fans auch die Handylichter auspacken und mal ein bisschen verschnaufen, bevor die Band bei den letzten Songs -und bei wachsender Besucheranzahl- nochmals alles gab. Besonders die von Jake Steinhauser gesungenen catchy clear vocals, gepaart mit dem Zusammenspiel der beiden Gitarren blieben im Gehörgang.

Setlist Polaris:
The Remedy
Casualty
Dusk To Day
Crooked Path
Consume
Lucid

 

Singalongs und alles wie immer

„Where is my fucking moshpit“, brüllte kurz darauf Caleb Shomo mit einem Selbstbewusstsein ins Mikrofon, dass man fast leicht die Augen hätte verdrehen können. Er stand mit seinen Bandkollegen von Beartooth auf der Bühne und wie es schien, kamen einige Besucher extra für die Amerikaner, oder hatten zumindest schon mal von ihnen gehört. Das Quinett -komplettiert von Kamron Bradbury, Oshie Bichar, Connor Denis und Zach Huston- legte eine solide Show an den Tag, die allerdings wenig überraschte. Songs von ihrer neuen Platte Disease, gespickt mit ein paar Stücken von Agressive und ihre größten Hits und Fan-Favourites "The Lines" und "In Between" von Disgusting. Einzig ein Schlagzeug-Solo von Connor Denis tanzte aus der Reihe, dennoch fragte man sich, was das bei einer Show als Supportband zu suchen hatte, wenn doch eigentlich die Zeit knapp bemessen ist. Ganz der Showman, bedankte sich Shomo natürlich zwischendurch immer artig bei seinen Fans und erzählte, dass die Band bei Red Bull Records sei und beteuerte wie dankbar die Band für den ganzen Support ist. „Vienna! You are out of your fucking minds! It‘s fucking amazing“, flötete er natürlich ebenfalls noch hinterher. Die Menge feuerte das noch mehr an und beim 'Woah-oah-oh-oh-oh-oh' von "In Between" kochte die Stimmung ganz von alleine. Man hatte das Gefühl spätestens ab dem Refrain plärrten 2/3 des Gasometers den Text mit und quer durch den Saal sah man freundschaftliche Umarmungen und Geschunkel. Eine gute Stimmung, ein solider Aufritt, ohne das große Aha-Erlebnis, da es seit Jahren leider immer der gleiche Schmäh ist.

Setlist Beartooth:
Bad Listener
Aggressive
Hated
The Lines
Drum Solo
Manipulation
You Never Know
In Between
Body Bag
Disease


"Now it’s time to sink or swim!"  (- Architects: A Wasted Hymn)

Mit ein paar Minuten Verspätung - aber kraftvoll wie man es von ihnen gewohnt ist - begannen Architects mit "Death Is Not Defeat" von ihrem achten und neuesten Studioalbum Holy Hell ihr Set. Gleich darauf ließen sie auch noch "Modern Misery" davon folgen und "Nihilst“ vom beliebten Vorgänger All Our Gods Have Abandoned Us. Die passende Pyrotechnik dazu durfte nicht fehlen und ein paar Rauchsäulen und ein paar kleine Feuerkracher gingen in Höhe. Sänger Sam Carter hat zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort an die Menge gerichtet und legte mit seinen Bandkollegen -Dan Searle (Schlagzeug), Alex „Ali“ Dean (Bass, Keyboards, Drum Pad), Adam Christianson (Gitarre) und Josh Middleton Gitarre) – gleich noch "Broken Cross" von Lost Forever // Lost Together nach.

Erst danach fand er ein paar Worte und erzählte, dass es ihm den ganzen Nachmittag ziemlich mies ging, aber seit er hier auf der Bühne stehe sich wesentlich besser fühle. Fast als hätte er es verschrien, kippte bei "Holy Hell" Sam Carters sonst fast perfekte Stimme für wenige Sekunden, doch sich darüber zu beschweren, käme Erbsen zählen gleich. Gitarrist Josh Middleton, der nun ein fixes Mitglied von Architects ist, hat sich toll in die Band eingefügt. Im Vergleich zur Vorjahresshow 2018 schaffte es der Brite viel mehr aus dem Hintergrund hervorzutreten und unterstütze den Frontman auch wie gewohnt routiniert mit backing vocals.

Schön anzusehen waren z.B. die Visuals bei "Modern Misery" und "Hereafter" und es freute einen auch Lieder wie "Mortal After All" zu hören, die keine Singles sind. Natürlich durfte Klassiker wie "Naysayer" und "These Colours Don‘t Run" nicht fehlen. Nach "Naysayer" schien Sam vollends aufgetaut und er wetterte in gewohnter Manier. Zuerst über das Internet und im speziellen Social Media. Dass die Leute aufpassen mögen, was sie von sich geben, denn sie könnten jemanden verletzen. Ausschlaggebend dürften einige Tweets gegen den Sänger gewesen sein, denn einen Tag später kündigte dieser auf Twitter an, dass er auf dieser Plattform eine Pause einlege. Danach sprach er noch darüber, dass man sich nicht schämen solle bei psychischen Problemen Hilfe zu suchen und man für seine Freunde da sein und nicht die Augen verschließen solle. Der Architects- Sänger berichtete daraufhin kurz von seinen eigenen Erfahrungen. Weiters merkte er an, dass die Selbstmordrate bei Männern immer noch total hoch ist und man sich als Mann nicht schämen solle Gefühle zu zeigen. Die Phrase „Man up“ ist totaler Bullshit, schrie Sam in sein Mikrofon. Recht hat er! Für Gänsehautstimmung sorgten "A Wasted Hymn" und wie immer "Gone With The Wind" in Gedenken an ihren verstorben Gitarristen Tom Searle. Mit Doomsday verabschiedeten sich die Briten von ihren verschwitzen und singenden Fans, die das ganze Konzert über fleißig Circle Pits praktizierten. Vor ihrem Abgang teilten sie noch kurz ihre Erinnerungen an alte Arena Konzerte und bedankten sich für die ausverkaufte Show. Alles in allem ein wirklich großartiges Konzert, dass den Aufrtitt im Gasometer von 2018 noch toppte.

Setlist Architects:
Death Is Not Defeat
Modern Misery
Nihilist
Broken Cross
Holy Hell
Royal Beggars
Gravedigger
Mortal After All
Downfall
Naysayer
These Colours Don't Run
A Match Made In Heaven
Hereafter
A Wasted Hymn
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Memento Mori (middle section only)
Gone With The Wind
Doomsday

Stephanie Ambros