Am 14. Juli 2018 wäre Ingmar Bergman 100 Jahre alt geworden. Margarethe von Trotta unternimmt den Versuch, ein Porträt eines der einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte zu zeichnen.
Im Jahr 1997 wurde Ingmar Bergman auf den Filmfestspielen von Cannes zum besten Regisseur aller Zeiten ernannt. Das Kino des schwedischen Filmautors und Theatermanns sprengte mit Meilensteinen wie Persona Konventionen des filmischen Ausdrucks um kommende Generationen zu prägen. Margarethe von Trotta, welche als Schauspielerin mit Größen wie Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff zusammengearbeitet hat und selbst erfolgreich als Regisseurin tätig ist, nimmt sich Bergmans Œuvre an.
Bereits das erste Bild gibt über die sentimentale Beziehung der Schaffenden zu den Filmen Ingmar Bergmans Auskunft. Der Himmel und vor dem Mond vorbeiziehende Wolken, untermalt von Dies irae – dem Prolog von Det sjunde inseglet (Das siebente Siegel) entnommen. Darauffolgende Einstellungen offenbaren, dass nicht nur die Bildgestaltung, sondern der tatsächliche Drehort dem von Bergmans Film entspricht. „Hier hat alles begonnen“, sagt Margarethe von Trotta, während parallel zu ihren Aufnahmen jene des angesprochenen Films geschnitten werden.
Nicht nur der Gesuchte, sondern vor allem auch die Suchende ist ausschlaggebend für die Seele dieses Films. Bergman bezeichnet Kunst in einem Interview als Form von Therapie für den/die Künstler/in. Von Trotta, die Det sjunde inseglet als Hauptinspiration für ihren Weg in die Filmwelt nennt, war sich zuerst nicht sicher, ob sie Auf die Suche nach Ingmar Bergman umsetzen sollte. Doch die Erinnerung an eine von Bergman erstellte Liste führte schließlich dazu, dass sie diesen Weg doch beschritt. Für das Göteborg Film Festival 1994 nannte er elf für ihn wichtige Filme, worunter neben Meisterwerken wie Akira Kurosawas Rashomon und Frederico Fellinis La Strada auch Margarethe von Trottas Die bleierne Zeit vertreten war. Hier wird deutlich, dass ihre Aufarbeitung von Bergmans künstlerischer Entwicklung mit Leidenschaft verbunden ist und eine wertschätzende Geste darstellt.
Interviews geben dabei Auskunft über seine Persönlichkeit und vor allem über den Wirkungsradius seines Schaffens bis in die Gegenwart. Familienangehörige sowie von seiner Arbeit beeinflusste und daran beteiligte Persönlichkeiten aus der Film- und Theaterbranche schaffen mit individuellen Perspektiven ein größeres, komplexeres Bild des Großmeisters. Für diese Eindrücke führt uns Von Trotta – begleitet von Film- und Archivmaterial – durch Frankreich, Schweden und Deutschland. Während beispielsweise Daniel Bergman von einem nur bedingt nahbaren Vater erzählt, kommt im Gespräch mit Regisseur Ruben Östlund (The Square) der progressive Ansatz Bergmans und dessen Bedeutung für zeitgenössische Schaffende zum Ausdruck.
Da sein Schaffen schon immer tief mit intimen Aspekten seiner Persönlichkeit verwurzelt war, sei Von Trottas Film vor allem Cineasten ans Herz gelegt. Auch, wenn sie stilistisch sehr unauffällig vorging, bietet der von ihr gewährte Einblick die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für Bergmans Gesamtwerk zu erlangen.