Wir waren für euch auf dem Out Of The Woods Festival und nahmen nicht nur das erneuerte Gelände in Wiesen unter die Lupe. Der erste Tag hatte Pokémons, ein abwechslungsreiches Programm und einen zu spät kommenden Klavierspieler zu bieten.
Bestimmt erging es dem Einen oder der Anderen schon so, dass er oder sie sich schwor, dass es der letzte Festivalbesuch war. Nicht nur wegen dem Line-Up, auch wegen dem Ambiente und den Strapazen -hier ist jetzt nicht unbedingt der Alkoholkonsum mancher Besucher gemeint-, die ein solches Event mit sich bringt. Das Anstellen in der Essensschlange oder das nervige Mitbringen von Lebensmitteln, wenn man weiß, dass einem das angebotene Essen nicht unter die Nase geht, zu wenig Sitzmöglichkeiten, etc. - die Liste ist lang. Immerhin sind drei Tage Extra-Urlaub danach nicht immer möglich.
Wiesen hatte immer schon den Ruf eine relaxte Atmosphäre zu haben, dennoch übertraf das Out Of The Woods Festival, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfand, die Jahre davor. Es gab Volunteers, die zwischendurch Mist einsammelten, einem den Weg erklärten - wenn selbst der große aufgestellte Plan keinen Aufschluss brachte und weiters unterstützen sie die Security. Auf dem Gelände selbst gibt es nun einige Erneuerungen. Tische und Bänke in einem rustikal-stylischen Look sind aufgestellt worden, der Parkplatz wurde verlegt, Food Trucks und Stände bieten eine große Auswahl an Essen, Kleidung und Schmuck an. Außerdem gab es beim Out Of The Woods Festival zwei Bühnen. Man hatte also immer eine zweite Option und der Weg zum Wechseln war schnell. Diese entspannte Stimmung ging auch an den Besuchern nicht vorbei. Und mit einem Haufen Menschen die Pokémon Go spielten, konnte für viele Leute vor Ort sowieso nichts mehr schief gehen.
"Gotta Catch 'Em All!" - die Bands selbstverständlich!
Freitag, 15.07.2016 - Tag 1
Auf der Hauptbühne begann Punkt 15:00 Uhr die österreichische Indie-Poprock Band The Beth Edges ihren Auftritt. Die Menge war zu dieser Tageszeit noch überschaubar, trotzdem fand sich vor dem Bühnengraben eine beachtliche Gruppe Fans ein und auch hinten auf dem Hang verfolgten ein paar neugierige Zuschauer in der Sonne sitzend das Geschehen. "Ihr seid wunderbar beim Mitsingen und Tanzen", rief Sänger und Gitarrist Tobias Grünzweil verzückt ins Mirko und legte gleich mit seinen Bandkollegen ihren Hit "I Can't Believe It" nach. Fehlerfrei sangen die Anwesenden den Song mit. Besonders hervorgestochen ist das Quartett nicht, aber es war eine nette Einstimmung auf den noch kommenden Abend.
Als nächstes folgten Nothing But Thieves aus Essex, die vor einem noch recht leeren Platz ihre Performance absolvierten. Vorne feierten einige Fans, für die die fünf jungen Musiker der Hauptgrund waren, das Festival überhaupt zu besuchen. Die Musik der Band war und ist aufgrund ihrer umfangreichen Elemente aus verschiedenen Genres schwer einzuordnen, wird aber wohl am besten mit dem Begriff Alternative Rock zusammengefasst. Ein Markenzeichen ist sicher die markante Stimme von Frontman Conor Mason. Die restlichen Besucher zeigten sich trotz allem eher verhalten und nur in den vorderen Reihen kam wirklich Stimmung auf. Da half auch das Pixies-Cover von "Where Is My Mind" nicht viel.
Aufgrund eines Rundgangs auf dem Gelände, verpassten wir leider -bis auf den Schlusssong ihres Sets - einen wohl sehr gelungenen Gig vom österreichischen Elektronic-Pop Duo Mynth. Die Zwillinge Mario and Giovanna Fartacek überzeugten die bis hinten volle überdachte "Halle" der Second-Stage. Auf der Hauptbühne spielte in der Zwischenzeit der Australier RYX. Auch er überraschte positiv und immer wieder bleiben Leute stehen um sich das Set anzusehen, das gespickt mit einigen Instrumental-und Elektronikparts war. Es klang fast so als ob Alt-J auf Bon Iver trifft, und dennoch war es etwas ganz Eigenes. Die ruhigen, melancholischen Songs beschwörten eine eigenartige Atmosphäre herauf. Die angenehme Stimme von RYX prägte das Ganze, rückte wenn nötig in den Hintergrund und untermalte gewisse Teile der Musik. Ry Cuming, wie der Musiker bürgerlich heißt, zeigte sich sichtlich gerührt von seinem Publikum und man sah ihm und seiner Band die Spielfreude richtig an.
Danach wurde es richtig voll auf dem Platz denn auf dem Timetable stand das Indiepop Duo BOY, das von einigen Musikern unterstützt wurde. Mit im Gepäck hatten sie jede Menge Songs, die sofort ins Ohr gingen und die Leute zum Tanzen brachte. "Ihr schaut sehr fesch aus!" flötete die zierliche Sängerin Valeska Steiner. Mit ihrer Ausstrahlung gewann sie im Nu alle Herzen und stellte ihre eher ruhig wirkende Bandkollegin Sonja Glass fast in den Schatten. "This Is The Beginning" stand ebenso auf der Setliste wie ihr Hit "Little Numbers", bei dem kräftig die "Woo-Ohs" mitgesungen wurden.
Weiter ging es nach einer ausgedehnten Umbaupause und mit ein bisschen Verspätung mit den Herren von Maximo Park. Nicht aber wegen schlechter Organisation, sondern schlicht, weil den Briten ein Mann fehlte. "Wir haben keinen Klavierspieler.", erzählte Leadsänger Paul Smith auf Deutsch. Er erschien wieder mit seinem bekannten Outfit - schwarzer Hut und Anzug. Der besagte Mann an den Tasten befand sich jedenfalls noch in der Luft und kam dadurch erst nach ein paar Liedern auf die Bühne nach. Mit Fan-Favourites wie "Books From Boxes", "Our Velocity" und "Girls Who Play Guitars" blieb kein Wunsch offen. Nachdem der Sänger noch verriet, dass nächstes Jahr mit einem neuen Album zu rechnen sei und sie hoffentlich bald wieder in Österreich spielen können gab es zum Abschluss noch "Apply Some Pressure". "Genießt das Wochenende, Danke und gute Nacht!", versuchte sich Smith sehr geübt in unserer Muttersprache.
Schluss war im Burgenland allerdings noch lange nicht, denn der nächste Programmpunkt lautete Tocotronic. Die Crew brachte im Hintergrund anstatt eines Banners einen silbernen Vorhang an, der dann in der auch in Blau, Geld und Rot erleuchtete. Nach "Romeo and Juliet" von Sergei Prokofiev als Intro ging es für Dirk von Lowtzow und seine Mannen hinaus auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Mit "Let There Be Rock" startete die deutsche Kultband in eine fulminante Show, in der sie sich immer wieder zu Personen der österreichischen Politik äußerte. Eine erst harmlos wirkende Ansprache in der es hieß, die Gruppe habe auf dem Gelände Pokémons gefangen, endete damit, dass Norbert Hofer und Heinz-Christian Strache ordentlich ihr Fett weg bekamen. "Hi Freaks" folgte darauf und das Statement, dass Exoten hier beim Gig willkommen seien. Auch gegen Identitäre und Burschenschafter wetterten sie heftig, was die Zuschauer unter Jubel stürmisch beklatschten. Bei "Kapitulation" und "Aber Hier Leben, Nein Danke!" grölte der Großteil der Besucher voller Leidenschaft mit . "Macht es nicht selbst" bescherte der Show ein würdiges Ende. Zugegeben, selbst wenn man kein Fan ist, war einem bei dem dargebotenen Repertoire nicht langweilig.
Two Door Cinema Club sollten der Headliner des Abends sein. Wer sich im Vorhinein dachte, dass die Iren nicht zum Hauptact gemacht wären, wurde schlichtweg eines Besseren belehrt.
In kürzester Zeit fuhren Roadies riesige LED-Wände auf die Bühne, über die sich während des Gigs großartige Einspielungen bewegten und die ein beeindruckendes Gesamtbild abgaben. Alex Trimble sah noch nie wie der typische Rocker aus.
So auch an diesem Abend nicht. Der auf den ersten Blick eher schüchtern wirkende Sänger und Rhythmusgitarrist, der sich nebenbei auch mal für Synths verantwortlich zeigt, trat in einer Jacke mit Leopardenprint-Stoffflicken und einem schwarzen Hemd mit weißen Punkten auf die Bühne, seine rotblonden Haare, die halb-lang sind, hingen brav herunter und auch Sam Halliday (Lead-Gitarre, Backing vocals) und Kevin Baird (Bass, Backing vocals, Synths ) sahen genauso unauffällig aus. Doch es heißt nicht umsonst "Don't judge a book by its cover." Vom ersten Ton an brachten sie die Menge mit ihrem Indierock zum Tanzen und ab und zu wagte es Trimble seine Gitarre in Rockstarpose hochzuhalten. Mit "Game Show" spielten sie einen Track aus dem im Oktober erscheinenden gleichnamigen Album. "Are We Ready" war ebenfalls ein neues Stück und keine Frage diese Band und Wiesen waren bereit. Die beliebten Songs "Sun", "What You Know" und "I Can Talk" brachten selbst den letzten Bewegungsverweigerer zum Mitwippen. Mit treibenden Schlagzeug und äußert rockigen Gitarren, aber der nötigen Portion Pop-Melodie sorgten sie für einen schönen Abschluss des ersten Abends.