Eins, zwei, drei - Frequency vorbei! Der letzte Tag hielt starke Momente bereit und rundete das Wochenende in allgemeinem Wohlgefallen ab.
Aller guten Dinge sind drei und manchmal ist das dritte Ding mit Abstand das Beste. Der letzte Tag des Frequency Festivals brachte jedenfalls Kaiserwetter und dichtes Programm. Darwin Deez oder Gengahr waren beispielsweise die ersten guten Optionen. Letztgenannte kommen aus dem wohlbehüteten Londoner Norden und machen Musik, die klingt wie frisch aus dem stilistischen Fleischwolf: Psychedelischer Gesang, der frappant an Portugal. The Man erinnerte, frickelnde Gitarren, postrockige Strukturen und ein Händchen für kleine Hymnen. Die dunkle Halle war angesichts des hervorragenden Wetters und des frühen Slots erstaunlich gut gefüllt und erlebte einen ganz stimmungsvollen Auftakt. Und bevor die doch etwas artifizielle musikalische Melange anstrengend werden konnte, war es auch schon wieder vorbei. Statt der im Timetable angegebenen vollen Stunde Spielzeit gab es knackige vierzig Minuten.
Im Artpark, an dieser Stelle bereits mehrmals gewürdigt, gab es dann ein Breakdance-Battle mit Frequency-Tickets fürs nächste Jahr als Hauptpreis. Blendend gelauntes Publikum und motivierte Tanzbeine sorgten für ordentlich Spaß im Zirkuszelt, während draußen ebenfalls ein humoristischer Ansatz verfolgt wurde: Alligatoah, der deutsche Rapper brachte ein paar seichte Gags und Partymusik, auf der Bühne thronte ein Himmelswagen und man konnte nicht umhin, Parallelen zu Helge Schneider zu finden. Das Publikum war motiviert, wartete aber hauptsächlich auf den Hit "Willst du", der weiters "mit mir Drogen nehmen?" lautet. Klarerweise eine Ansage mit Potenzial zur Festivalhymne, Lukas Strobel aka Alligatoah fragte aber zur Beruhigung besorgter Eltern sicherheitshalber nach, ob er es eh mit einer verantwortungsbewussten Jugend zu tun habe. Ja natürlich, quiekte das Bioschweinderl und gewisse Skepsis war nicht unberechtigt.
Auf der Green Stage werkten einstweilen Enter Shikari, die auf dem Frequency als sowas wie eine Konsensband gelten dürften, zieht man den enormen Andrang in Betracht. Harte Riffs und ein bisschen Emo knüppelten auf das Publikum nieder, dass sich danach geschlossen verabschiedete und einer deutlich älteren Besucherschicht wich. Die war zwar zahlenmäßig deutlich geringer, aber nicht minder motiviert und so geriet der Auftritt der einflussreichen Granden von TV on the Radio zu einem absolut gelungenen. Zwar war der Sound überdurchschnittlich schwach, der Energie auf und vor der Bühne tat das kaum einen Abbruch. Altes Liedgut wie "Golden Age" und "Wolf like me" wurde ebenso gefeiert wie das neue "Happy Idiot". Generell war das Konzert der New Yorker eine wohltuende Erfahrung auf dem Festival: endlich mal eine Band, die auf Anbiederung scheißt und sich nicht mit leeren Floskeln aufhält, sondern konzentriert und stimmig ihr Ding durchzieht. Die Setlist stellte eine schöne Mischung aus dem Gesamtkatalog dar, den Hit durfte man aber getrost bei der Performance selbst verorten. So muss Frequency!
Auf der selben Bühne waren wenig später die nächsten Gäste aus dem großen Apfel dran, die düsteren Interpol gaben sich die Ehre. Dichter Nebel und spärliches Licht ergänzte die sphärischen, postpunkigen Songs der Band, die kaum einmal zwischen den Songs pausierte, sondern sich monumental und unnahbar gab, gleichzeitig aber ein kleines Hitfeuerwerk in den Nachthimmel entsandte. "Obstacle 1", "C'Mere" und "All the Rage back home" fanden sich da, die Zeit verging wie im Flug. "Take me on a cruise" heißt einer der Songs und daran anschließend lässt sich tatsächlich von einer kleinen Kreuzfahrt durch dunkle gitarrenlastige Gewässer sprechen. Schnell vorbei wars halt, aber so ist das halt auf einem Festival oft und abgesehen von der fehlenden Zugabe war das ein rundum gelungener Auftritt.
Ähnliches gilt wohl für Martin Garrix, von dem man sagen könnte, er hat die Green Stage zerlegt. In Wirklichkeit steht er halt auf fünf Meter Höhe an einem riesigen Pult und schraubt zwecks der Show ein wenig an den Reglern herum. Die Konfettikanone und die Luftschlangen sind natürlich super für Fotos und darum geht es letztendlich auch. Her mit den Likes. Bzw. "Let me take a photo for my Instagram", wie der gute Martin freundlich bat. Ansonsten brachte er von Major Lazer bis Coldplay so ziemlich alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war und feierte eine fette Party mit vermutlich zehntausend Frequency-Besuchern. Musikalisch absolut wertlos, aber irgendwie doch auch kein schlechter Festivalabschluss. Und durchaus stellvertretend für die fünfzehnte Frequency-Sause: von denkwürdig starken Auftritten, über solide Pflichterfüllung, bis zur musikalischen Bankrotterklärung war auch heuer wieder alles dabei und hat wieder für jeden etwas bereit gehalten. Schön auch die heuer wirklich gute Organisation und die endgültige Etablierung der Weekender Stage und des Artparks als ernsthafte Alternativen zum Programm auf den beiden Hauptbühnen. Mag ein fünfzehnter Geburtstag vielleicht offiziell nur als halbrunder gelten, grundsätzlich war das eine sehr runde Sache.