Wiedersehen nach dem Tod

In Heidi Emfrieds Krimi "Wiener Wiederauferstehung" leben Tote wahrhaftig länger. Dieses Buch vereint gekonnt Spannung, IT, Wiener Flair und kernige Sprüche.

"Wiener Wiederauferstehung" ist mittlerweile der dritte Fall von Inspektor Leo Lang und seiner Truppe und die Recherchen des Mordes sind mehr als speziell. Autorin Heidi Emfried, die bis zu ihrer Pensionierung (Ende 2013) als IT-Expertin und Leiterin arbeitete, bringt hier nicht nur ihr Wissen mit ein, sondern wurde für diesen Band auch für die Shortlist des Leo-Perutz-Preises 2022 nominiert. Dieses Buch kann man wie "Die Akte Kalkutta" (Band 1) und "Des Träumers Verderben" (Band 2) gut unabhängig von einander lesen. Mehr über das Einheit und über das Privatleben der Polizeibeamten erfährt man natürlich, wenn man als Leser:in von Beginn an dran bleibt.

Adrian Stuiber, ein Programmierer und Gründungsmitglied von "Being Alive" wird bei einer Warte im Wald tot aufgefunden. Schnell ist klar, dass es sich hier um Mord handelt. Kurz darauf muss wohl oder übel die Fahndung nach einem jungen Mann aus Afghanistan an die Öffentlichkeit. Doch ist das wirklich der Schuldige? Die Polizisten sind sich da selbst nicht so sicher. Immerhin hat der Tote bei einer aufstrebenden Firma gearbeitet, die quasi tote Menschen via Algorithmen und Avataren zum Leben erwecken konnte. Unstimmigkeiten im Unternehmen stehen ebenfalls auf der Agenda der Beamten. Schließlich kannte Adrian seine Kollegen seit der Schulzeit. War es wirklich Freundschaft? Ebenso will das Finanzielle beleuchtet werden, der Kundenstamm und deren Zufriedenheit. Wenn da nicht nur das ewige Thema Datenschutz wäre. Zusätzlich müssen noch Konkurrenz und die familiären Verhältnisse geprüft werden. Langeweile kommt bei Leo Lang, Helmut Nowotny, Gabriel Schneebauer, Roberto Goncalves, Cleo Oberlehner und Chef Bruno Sickinger nicht auf. Nebenbei läuft es auch privat bei Lang nicht ganz so rund, denn Freundin Marlene hat plötzlich nur noch „ihre Mode“ im Kopf. Und als Sahnehäubchen bekommt er noch die alljährliche Weihnachtsfeier, die wie immer auf den letzten Drücker organisiert werden muss, aufs Auge gedrückt.

Fazit

Heidi Emfried schafft es mit "Wiener Wiederauferstehung" IT und Krimi zu verbinden. Das Buch ist nicht nur interessant, sondern auch fesselnd. Darüber hinaus sind einige Szenen hinaus im Kriminalroman wirklich auf dem Punkt (z.B. das leidige Thema Weihnachtsfeier, Befragung von so mancher Person) und die Dialoge und Sprüche teilweise einfach nur köstlich. Hier hervorzuheben vor allem Helmut Nowotny, Roberto Goncalves und Gabriel „Schneezi“ Schneebauer. Es ist generell erfrischend, wie schön die einzelnen Charaktere und das Lokalkolorit im Buch ausgearbeitet sind. Herrlich beobachtet, bleibt da nur sagen. Für geübte Krimi:leserinnen ist das Ende eventuell vorhersehbar, nichtsdestotrotz macht es Spaß bis zum Ende dran zu bleiben, denn die ganze Aufmachung und Idee ist überzeugend und einmal etwas Neues. Weiters sind zudem die Überlegungen über die Kommunikation mit den Lieben über den Tod hinaus, sowohl eine faszinierende, als auch irgendwie ein bisschen unheimliche Sache.  Ein vorzüglicher Lesespaß, der den Leo Perutz Preis 2022 mehr als verdient hätte.

Wiener Wiederauferstehung
von Heidi Emfried
erschienen bei VerlagAnton Pustet
Softcover, 336 Seiten, 22,00€

 

Die Verleihung des Leo Perutz Preises 2022 findet am 12.10.2022 statt und ist mit 5.000 Euro dotiert. Vergeben wird der Preis vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Kulturabteilung der Stadt Wien.

Stephanie Ambros