These 90s kids are on a mission

Wenn You Me At Six sich mit The Hunna und Yours Truly ankündigen, dann sind die Tickets rar und die Euphorie groß. Ein Abend zwischen Hits und neuen Songs, die ihnen immer mehr den Weg ins Stadion öffnen. Herz was willst du mehr.

The 90s kids are on a misson
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3. März 2023
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WUK

Gut gefüllt präsentierte sich das WUK am 03.03 trotz diverser anderer Veranstaltungen in der Stadt und es sollte von Act zu Act mehr werden. Trotz früher Stunde ließen es sich gut zwei Drittel der Besucher:innen nicht nehmen sich die australische Band Yours Truly anzusehen. Allerdings stand dann bei vielen der Anwesenden erst einmal „Schauen“ und das wortwörtlich auf dem Plan. Da konnte Frontfrau Mikaila Delgado noch so über die Bühne wirbeln, bei  "Hallucinate", Careless Kind" und "Lights On"  fielen einem die Fans der Poppunk Band sofort ins Auge. Ihre Mitmusiker Teddie Winder-Haron (Gitarre), Lachlan Cronin (Gitarre), sowie die Tour-und Sessionmusiker Toby Barnswarda (Drums) und Rob Hawkins (Bass) spielten solide ihr Set.

Circles

Artig bedankten sich sowohl Frontfrau als auch der Rest der Band, für das zeitige Kommen, der Konzertgäst:innen. Bei "Circles" kam erstmals ein wenig Stimmung in die Halle und beim Schlusssong "Walk Over My Grave“ schien die Menge gut aufgewärmt für den Co-Headliner, der ebenfalls ein Lied mit dem Titel "Circles" im Gepäck hatte. Doch dazu später mehr. Yours Truly passten mit ihrer Musik in Schiene von Tonight Alive, Stand Atlantic, etc. und es wäre schön, wenn sie daraus ein wenig ausbrechen würden.

Weiter im Programm ging es -schon dicht gedrängt-mit Ryan Potter, Daniel Dorney und Jack Metcalfe alias The Hunna. Soundtechnisch verstärkt noch von Tour-und Sessionmusiker Duncan Grant. Die Fans erwarteten die Briten schon sehnsüchtig, denn das letzte Gastspiel von den Herren liegt schon ein bisschen zurück. Corona Pandemie sei Dank. Das enorme Gekreische beim Intro versteht sich daher für manche von selbst. Der Ausnahmezustand war quasi erstmalig ausgerufen. Die Gruppe, die musikalisch zwischen Alternative/Indie/Pop hin-und her-liebäugelt, war natürlich begeistert und es sei ihr gegönnt. Von der ersten Nummer an ("The Storm"), fraß die Menge Potter und seinen Kollegen aus der Hand. Wobei man anmerken muss, dass The Hunna fast die funkigen Nummern mit Groove, die "verschrienen Popsongs", oder auch die durch und durch rockigen Stücke fast besser stehen. Hier sieht man ihre Bandbreite, plus sie heben sich von der breiten Masse ab. Rockballaden wie "Circles" sind zwar ganz nett (vor allem zum Mädchenherzen brechen) und auf stadiontauglich ausgelegt, haben aber so einen Bart. Beim Publikum kam es trotz allem gut an. Zu Singles wie "Fugazi", "Trash" und zum Abschluss das beliebte "Bonfire" feierte die Crowd eine Party. Vereinzelt sah man sogar kurz (unerlaubte) Crowdsurfer und Ladies auf den Schultern. So soll es sein! Das fand auch Ryan Potter, der sich immer wieder für die tolle Stimmung bedankte und anmerkte wie sie sich freuen würden hier zu sein. Seine Bandkollegen und er gaben alles und boten eine wilde Show.

21 century Misfits

Für den Headliner des Abends waren die Voraussetzungen also perfekt. You Me At Six enterten zu "Deep Cuts" im abgestimmten Bühnenoutfit –Schwarze Anzüge und T-Shirt (oder in Franceschis Fall „Unterleiberl“)- die Bühne. Nun stand man auch wirklich kuschelig im Saal, die Menge tobte und der Frontman dirigierte. Gleich beim darauffolgenden "Fresh Start Fever" gab es kein Halten mehr. Textsicher brüllten die Besucher:innen Zeile für Zeile mit, hüpften auf und ab und zauberten Josh Franceschi (Gesang), Max Helyer (Gitarre), Chris Miller (Gitarre), Dan Flint (Drums), und Matt (Bass) ein Lächeln aufs Gesicht. Die Engländer, die mittlerweile ihre achte Platte Truth Decay veröffentlichten, wirken einerseits hochkonzentriert, so gut eingespielt wie noch nie, und haben trotzdem ihre Spielfreude nicht verloren. Vor allem Josh Franceschi merkt man an, wie sehr er als Frontman gewachsen und wie gut er mit der Rolle zurechtkommt. Wenn man seine Bandkollegen beobachtet, kommen ihnen doch zwischen all der Konzentration, die verschmitzten Grinser von früher aus. Es ist schön die musikalische Weiterentwicklung von You Me At Six, das gemeinsame Älterwerden und ihre Etablierung als Liveband in die große Liga zu beobachten.
Die Setlist erwies sich ebenfalls als voller Erfolg und der Mix aus alten Klassikern und neuen Liedern kam ausgezeichnet an. Ab "Bite My Tongue" eröffnete der Sänger den Moshpit-Part und das Publikum-großteils im Alter des Quintetts- ließ sich nicht zweimal bitten. Zu "What’s It like", "No Future? Yeah Right" und  "Give" ging es ordentlich zur Sache.

Für "God Bless The 90s Kids" erkundigte sich Franceschi wie es denn mit dem Besitz des neuen Albums Truth Decay aussähe. Trotz recht vieler Besitzer:innen, meinte er mit einem Augenzwinkern," The good boy that I am, I am gonna teach you some lyrics…". Schon bald grölte es fleißig 'God bless the 90s kids/Twenty-first century misfits!' durch das WUK und dieses Zusammenhörigkeitsgefühl hätte sich nicht besser anfühlen können. Da machte es auch nichts, dass ihm kurz darauf bei "SUCKAPUNCH" ein Texthänger passierte. Die Leute setzten sich trotzdem brav auf den Boden und hopsten in die Höhe. Mit "Take On The World" stand auch eine Ballade mit Stadion-Charakter auf dem Plan, doch fast vermisste man das jungendliche, fast verzweifelte, ungestüme,  "Always Attract" ein wenig.
Frenetisch bejubelten die Fans die Wahl von "Underdog“ und "Reckless" und warfen sämtliche Hemmungen über Bord. Mit einem fulminanten "Beautiful Way" entließen die Band ihre glücklichen Fans in den Abend und demonstrierten, dass sie zu Recht bald nicht mehr hinter Namen wie Biffy Clyro und anderen großen Stadienbands verstecken müssen.

Setlist Yours Truly:
Is This What I Look Like (Interlude)
Hallucinate
Careless Kind
Composure
Lights On
Circles
High Hopes
Walk Over My Grave

Setlist The Hunna:
The Storm
Trash
Fugazi
Piece by Piece
Circles
Take A Ride (Lights, Camera, Action)
Babe, Can I Call?
Apologies
Other Side
I Wanna Know
Untouched Hearts
Can't Break What's Broken
She's Casual
Bonfire

Setlist You Me At Six:
Deep Cuts
Fresh Start Fever
Straight To My Head
heartLess
Bite My Tongue
What's it Like
No Future? Yeah Right
Give
Stay With Me
Mixed Emotions ( I Didn't Know How To Tell You What I Was Going Through)
God Bless The 90s Kids
Take On The World
SUCKAPUNCH
Underdog
Reckless
Beautiful Way

 

Julia Wagner
Stephanie
Ambros