Taxi cab at the light

Quer durch Wien mit dem Uber/Taxi und den Fahrer ins Kreuzverhör nehmen. Musikjournalist Robert Fröwein hat genau das in seinem Buch "Ein Leben voller Abzweigungen. Taxifahrer aus aller Welt über ihr Leben in Österreich" gemacht. Ein Plädoyer für Integration. Großartig.

Ein Taxi bitte oder doch ein Uber? Beim Taxi ist man als Fahrgast immer mit dem mulmigen Gefühl im Bauch unterwegs, dass man nicht weiß, was der Spaß kostet. Außerdem ein Aufstand der Taxifahrer, dass sie eine Prüfung ablegen und alle Straßen und Gassen in Wien für den Taxischein auswendig lernen mussten. Beim Uber der Fixpreis und der praktische Druck auf die App. Dafür immer wieder dubiose Firmen. Schwarze Schafe von Fahrern auf beiden Seiten.  Dann die Pandemie, die Maskenpflicht und die Tatsache, dass die Leute wieder mehr zu Fuß gehen oder überhaupt Lockdown herrscht. Der Markt bricht ein, Flughafenfahrten bleiben aus, Stammkundenfahrten (Meetings finden online statt) sind eingeschränkt und oft bleiben nur noch ein paar Fahrten pro Tag.  Zum Schluss folgt dann noch die Umstellung und Regelung dass Uber-Fahrer nur noch mit Taxi-Lizenz fahren dürfen.

Robert Fröwein spricht  mit den Fahrern nicht nur über diese Problematik und Themen,  sondern ebenso über ihr Leben in Österreich. Manche machten einen Taxischein und ärgern sich über Fahrer, die für ein oder zwei Jahre aus dem Osten kommen. Einige Dienstleister servieren ihm kuriose Geschichten aus dem Nähkästchen über so manchen ihrer Fahrgäste. Die meisten erzählen ihrem Fahrgast von ihrem Leben bevor sie in die Hauptstadt gekommen sind. Berührende Stories, interessante Informationen über andere Länder,  oft reicht die Fahrzeit nicht aus um das Gespräch zu vertiefen.  Warum gibt es bei manchen Uber-Unternehmen so selten Fahrerinnen? Auch auf einen Fahrer aus Österreich und einen Sportler, der fast Profi geworden wäre,  trifft der Journalist.

Fazit
Robert Fröwein ist mit "Ein Leben voller Abzweigungen. Taxifahrer aus aller Welt über ihr Leben in Österreich" ein nicht nur interessantes, sondern auch wirklich menschliches Buch gelungen. Der Schriftsteller versteht es geschickt mit journalistischer Finesse auf jeden der Fahrer einzugehen und das meiste aus der Fahrt zu machen. Aus jedem der Kapitel kann die Leserschaft etwas anderes mitnehmen. Schade ist nur, dass er auf keine Fahrerin getroffen ist. Das ist jedoch wohl eine Glückssache. Es hätte bloß noch eine interessante Perspektive sein können. Nichtsdestotrotz ist das Buch gerade in Zeiten wie diesen wichtiger denn je, zeigt wie schön es ist aufeinander zuzugehen, und andere Kulturen und Menschen kennenzulernen!

Der Autor Robert Fröwein ist den meisten Menschen als Musikredakteur bei der Kronen Zeitung bekannt, für die er seit 2012 arbeitet.  Seine Vielfalt bewies der 1985 geborene Grazer unter anderem schon mit einer Reportage über Nairobi.  Für sein Steckenpferd, die Musik, begann er schon früh für Online Magazine (Popmusikbereich) zu schreiben, arbeitete als Journalist bei der Kleinen Zeitung, der Grazer Woche, dem !ticket Magazin und der Musikzeitschrift  Slam Magazin. Der Metal Spezialist verfasste  2015  außerdem für den Austrian Heartbeats-Reiseführer für aktuelle Musik in Österreich  einen Abschnitt über das Thema Heavy Metal.


Ein Leben voller Abzweigungen. Taxifahrer aus aller Welt über ihr Leben in Österreich
von  Robert Fröwein
erschienen bei Leykam
gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 22€


 

Lesungen:
24.09.2021 - Thalia Wien Mitte/W3 Landstraßer Hauptstraße 2a/2b
25.09.2021 - Graz, Explosiv
 

Stephanie Ambros