Still into Paramore

Am 29.06.2017 brachte Paramore nicht nur die Open Air Arena zum Kochen, sondern erfüllte einem Fan einen Herzenswunsch. Dieses Konzert der Extraklasse bleibt sicher noch länger in den Köpfen der Zuschauer.

Für einen Paramore-Fan aus den Anfangstagen war die Setliste, die seit einiger Zeit im Internet kursierte, nicht unbedingt sehr vielversprechend. Songs des ersten Albums All We Know Is Falling standen jedenfalls nicht darauf und von Riot! gab es -trotz 10-jährigen Jubiläums- nur ein paar Stücke.
Doch dazu später mehr. Immerhin veröffentlichte die Band vor kurzem eine neue CD und wollte natürlich den Fokus auf die neuen Stücke legen. Die Fans – ob alt oder neu- kamen sowieso in Scharen, denn das letzte Konzert in Wien fand 2007 statt.

Bevor der langersehnte Hauptact auf die Bühne durfte, bestritten erst einmal Bleached aus Los Angeles das Vorprogramm. Jennifer Calvin, Jessica Clavin, Micayla Grace und Nick Pillot präsentierten ihre punkig-angehauchten Alternative-Rock-Songs in der langsam untergehenden Sonne der Open Air Arena. Obgleich aller Bemühungen sprang der Funke auf die Besucher nicht ganz über. Diese klatschten zwar zumindest in den vorderen Reihen artig nach jedem Song oder wenn es im Lied erwünscht war, standen sonst aber nur auf ihren Plätzen. Da halfen auch keine typischen Ansagen wie "Thank you Vienna! Are you guys excited to see Paramore?". Hörte man die Stücke des Quartetts zum ersten Mal, klang es zwar ganz nett, allerdings stach auch nichts Besonderes heraus, das sich einem ins Gedächtnis einprägte.

"We are Paramore!"

Punkt 21:00 Uhr hatte das lange Warten dann ein Ende und Hayley Williams, Taylor York und Zac Farro stürmten unter tosendem Jubel auf die Bühne. Die Frontfrau musste sich gleich noch ein paar Mal verbeugen und dabei ihre (momentan) weiß-blonden Haare schütteln, bevor sie mit "Told You So" vom neuen Album After Laughter in den Abend starteten.
Gleich darauf gab es "That’s What You Get" (zu finden auf Riot!), was vor allem Fans, die der Band seit Jahren die Treue halten, freute. Mit "Brick By Boring Brick“ von ihrer dritten Platte Brand New Eyes ging es ohne Pause weiter und Hayley zeigte einmal mehr wie gut sie ihr Publikum in der Hand hat. Beim Break des Liedes sang fast jeder in der Menge das "Ba-da-ba, ba-da ba-ba-da Ba-da ba-ba, ba-da-ba ba" mit.

Danach bedankte sich das kleine Energiebündel brav bei den Leuten für das Kommen und freute sich, dass sie es nach so langer Zeit wieder mal in Wien auftraten. Der Beat von "Caught In The Middle" brachte ordentlich Bewegung in die Masse, die daraufhin ausgelassen tanzte. Dass ein unglaubliches Stimmvolumen in ihr steckt, stellte die 28-jährige Sängerin bei "Turn It Off" gekonnt unter Beweis. Ihre Bandkollegen Zac und Taylor, sowie die zusätzlichen Musiker Justin York, Joey Mullen, Logan MacKenzie und Joey Howard, spielten souverän ihre Instrumente, trotzdem stahl ihnen Williams -die immer gerne betont,dass Paramore eine Band ist-, ein bisschen die Show. Leicht zu spritzen begann es als die ersten Töne zu ihrem Twilight-Hit "Decode" anklangen. Zum Glück gab es bei der nächsten Nummer "Caught Myself"  -das mit einer Menge Gitarren arrangiert ist- von Regen keine Spur mehr.

"This show feels so good", rief Hayley immer wieder freudig in ihr Mikrofon und man glaubte es ihr aufs Wort. In der Setliste fand sich außerdem das Fleetwood Mac- Cover "Everywhere". Das Lied störte zwar nicht, notwendig wäre es jedoch nicht gewesen. Jedenfalls hätte die Band, die sich 2004 in Franklin/Tennessee gründete, genug eigenes Material. Gerade einige der jüngeren Besucher schienen leicht verwundert und hörten das Lied wahrscheinlich zum ersten Mal. Ein Stück von All We Know Is Falling, eine B-Seite oder ein weiteres Stück vom 2007 erschienen Erfolgsalbum Riot! wäre an dieser Stelle vielleicht passender gewesen. Als letztes Lied vor der Zugabe verwendeten sie "Misery Business", ihren Hitsong aus Poppunktagen. Traditionell holte die Band jemand aus dem Publikum um mit ihnen zu singen. An diesem Abend durfte neben einem Mädchen auch ein junger Mann im Rollstuhl auf die Bühne und stahl im Nu die Herzen der Menge, als er der Band überschwänglich dankte und meinte er fühle sich wie ein Schmetterling. Wiktor rührte sowohl Band als auch Besucher beinahe zu Tränen, obwohl auch seine Mitstreiterin keine Scheu vor der großen Menge zeigte und eine gute Figur machte.

Zac is back!

Bei der Zugabe begab sich, der wieder zur Band zurückgekehrte,  Schlagzeuger Zac Farro in die Mitte und bekam die Gelegenheit ein Lied seines musikalischen Projekts Half Noise zu spielen. "Scooby’s In The Back" ist eine Mischung aus Indie-Pop und Alternative Rock und fügte sich gut in das Programm ein.
Danach betonte die Sängerin nochmals, dass sowohl Band als auch Besucher Paramore seien und alle brüllten selbstverständlich "We Are Paramore".
Mit "Hard Times" wurde die glückliche Menge in die laue Sommernacht entlassen und auch wir können dem Trio nur zu dieser grandiosen Show gratulieren. Trotz des Mangels an alten Klassikern überzeugte Paramore vollends und es bleibt nur zu sagen: "Paramore - we are still into you"!

Setliste:
Told you so
That’s What you Get
Brick By Boring Brick
Still Into You
Caught In The Middle
Turn It Off
Decode
Caught Myself
Hate to see your heart break
Fake Happy
Everywhere (Fleetwood  Mac-Cover)
Rose-colored Boy
Playing God
Ain’t It Fun
Misery Business
--------------------------
Forgiveness
Scooby’s In The Back
Hard Times

Stephanie Ambros
Kathrin
Suppanz