Die oberösterreichische Landeshauptstadt versteht es, sich immer wieder mit guten Konzert-Bookings, den anderen Bundesländern überlegen zu machen. Ein Beispiel dafür ist das Ahoi Pop Festival, das von 03. - 04. November 2016 stattfand. Wir waren am zweiten und dritten Tag mit dabei.
Wenn es darum geht, in Österreich auch abseits der konzertverwöhnten Hauptstadt regelmäßig gute Bands zu sehen zu bekommen, ist der Posthof in Linz die erste Adresse. Vom 03. - 05. November fand hier das Ahoi! Pop statt.
Mit kaum etwas lässt sich das Wochenende besser einläuten als mit guten Konzerten. Den Anfang machen am Freitagabend ROBB. Die Band rund um Wahlwiener Robert Summerfield macht radiofreundlichen Alternative Soul, der wohl gemeinsam mit der lokalen Bekanntheit dafür sorgt, dass die Halle bereits gut besucht ist, als sie auf der Bühne stehen.
Danach kommen die Hidden Cameras auf die Bühne, die angenehmen Country-Rock machen. Genauso perfekt aufeinander abgestimmt wie ihre rustikalen Outfits, ist auch die Musik, die sie machen. Das wirkt leider schnell zu poliert und seelenlos. Die Mitglieder der Band sind gewiss talentiert, aber auch austauschbar. „This is our last song“, offenbart der Sänger Joel Gibbs am Schluss. „Na hoffentlich“, wispert eine junge Frau im Publikum und ein wenig kann man sich diesem Seufzer anschließen.
Die aufgekommene Langeweile macht dann einer wieder gut, der wissen muss wie es geht: Adam Green. Der geborene Entertainer und Bühnenclown aus New York ist heute besonders gut gelaunt und animiert das Publikum zum Mittanzen- und Singen (für den Song "Jessica Simpson" lässt er sogar ein Mädchen aus dem Publikum ans Mikro). Die Stimmung im Publikum ist dementsprechend gut, auch das ausgiebige Crowdsurfen von Adam wird freudig begrüßt.
Die kleine Änderung in der Bandbesetzung der ihn auf der Tour begleitenden Coming Soon ist zu verschmerzen, da auch die Ersatzmänner der Band gute Arbeit liefern. Da ist man dann fast traurig, als Adam die Bühne verlässt und an seiner Stelle Jamie Lidell die Bühne betritt. Aber auch dieser, der als Headliner des Abends verständlich die meisten Leute anzog, schafft mit seinem elektronsichen Soul Pop zu unterhalten. Das macht Vorfreude auf den morgigen Tag!
Auch der Samstag verspricht einiges an Qualität. Das Foyer ist bereits rappelvoll, als der Abend losgeht und Mynth die Bühne betreten. Die Salzburger Elektroband bringt die gesamte Halle zum Vibrieren und wärmt die Muskeln auf fürs Tanzen, die man dann danach bei Public Access T.V. braucht. Die Band bestehend aus vier Jungs die es schaffen new york cool und eine bodenständige boys next door- Ausstrahlung zu verbinden, sind eine Live-Rarität in Europa, sie touren üblicherweise nur durch die USA und das UK. Ihre Songs sind live sehr ansprechend und wissen zu gefallen, ob das Ganze auch auf Plattenlänge funktioniert, bleibt allerdings fraglich. Die Burschen um John Eatherly sind ein guter Ersatz für die Strokes (die das Touren ja beinahe ganz aufgegeben haben), nur ohne Drogen und leider auch ohne den hängenbleibenden Riffs.
Von der Agilität der US-Rocker angesteckt, ist es dann ein bisschen schwierig, sich auf den dunklen Alternative Pop von SOPHIA einzulassen. Mit charmantem Schmäh und wohlig warm klingenden Songs, schaffen sie es dann aber trotzdem, die Masse zu begeistern und ziehen vor allem die ersten Reihen in den Sog ihrer Musik. Auch die extrem gute Akustik, die in den Hallen des Posthofs vorherrscht, kommt hier wieder sehr gut zur Geltung.
Davon profitiert auch Ezra Furman. Zu dessen größten Glücksgriffen im Leben zählt nämlich seine, aus passionierten Vollblutmusikern bestehende Band, The Boyfriends. Gemeinsam mit diesen bringt Ezra seine fragilen, energetischen Songs auf die Bühne. “I get a little excited about these shows – let’s get carried away”, haucht er ins Mikro, bevor er mit seinem Song "Haunted Head" loslegt, der sofort dafür sorgt, dass die Menge sich ausgelassen zu bewegen beginnt. “It feels like Rock n Roll is the only thing I could do”, startet der dann seine Lobeshymne auf die zwei Rs, die ihm das Leben gerettet haben und es wirkt ganz so, als würde er das der Welt zurückgeben wollen, indem er selbst mit seiner Musik Leben rettet. Seine Songs sind geschrieben für die Außenseiter dieser Welt, voller Traurigkeit und Verletzlichkeit und dennoch liegt ihnen eine positive Message zugrunde. “If you’ve ever felt totally worthless this song is for you” kündigt er "Little Piece of Trash" an. Ezra redet viel zwischen den Songs und steigert sich dabei in ein fast manisches Jaulen. Es ist ein wenig schwer, dieses Leiden mitanzusehen und trotzdem die Songs zu genießen und mitzutanzen. Die meisten Menschen im Publikum lassen sich davon jedoch nicht abhalten und saugen das positive aus Ezras Worten heraus, genauso wie sich das der sensible Mann aus Chicago wohl wünscht.
So viel Gefühl sorgt für einen gebürtigen Abschluss des Ahoi Pop Festivals. Bei all dieser Exzellenz darf man auf das Booking der nächsten Ausgabe gespannt sein!