Nova Rock Encore 2021: Das Fazit

Mit einer Besucherzahl von rund 15.000 fand am 11.09.2021 das Nova Rock Encore Festival im Wiener Neustädter Stadion statt. Das bunt-durchmischte Line-Up konnte trotz der Absage von Clawfinger die Zuschauer/innen überzeugen.

Wegen der COVID-19 Pandemie wurden auch dieses Jahr einige tolle heimische Konzerte & Festivals abgesagt- zum Glück vieler Musikbegeisterter jedoch nicht das Nova Rock Encore. Zwar in einem dezimierten Ein-Tages-Format, konnte es dennoch eine gute Portion an Rock & Alternative präsentieren- mit teils sehr unterschiedlichen Auftritten und Darbietungen.

Nach einem strikten COVID-Clearing konnte die Fans relativ rasch in das Musikgeschehen eintauchen. Die Eröffnung des Festivals leitete die seit 2014-bestehende, österreichische Band Fleks ein. Der Genremix aus Stonerrock mit einer Prise Punk kam wohl bei den meisten Besuchern/innen gut an, denn innerhalb kürzester Zeit fand der Großteil davon vor der Bühne.  Souverän meisterte das Trio ihren Gig und machte definitiv Lust auf mehr. Der Zeitplan wurde strikt eingehalten und nach einer kurzen Umbaupause erschienen die Publikumslieblinge Russkaja auf die Bildfläche. Auch sie konnten beim der Menge durchaus punkten, denn ihre Warmherzigkeit und Gelassenheit, gepaart mit musikalischem Können und einer Portion Russischem Flair, wechselte sich gekonnt mit Mitmachaktionen a la Singalongs und Moshpitformationen. Etwas härter ging es dann bei Jinjer zu- die vierköpfige ukrainische Gruppe rund um Power-Frontfrau Tatiana Shmailyuk zog Jede*n in ihren Bann; die Sängerin verzauberte fast schon sirenenartig die Fans mit ihrer teils engels-, teils teufelsgleichen Stimme. Die Übergänge von cleanem Gesang ins Growlen und Screamen dauerten nicht einmal Minuten! Verbunden mit melodischen Gitarrenriffs und perfekt getimten Drums war es ein sehr solider und gelungener Auftritt. Kein Wunder, dass das Quartett schon zweimal den Best Ukrainian Metal Act Award gewann.

Die vierte Band am Plan war gewiss mit Abstand ein Grund, weswegen viele den Weg ins Stadion fanden. Wollten sie doch Måneskin, die Doppel-Gewinner des Sanremo Festivals sowie des Eurovision Song Contests 2021, einmal live erleben. Die Gruppe zeigte einmal mehr, wie man alles richtig macht. Da passte einfach alles- angefangen bei der einzigartigen Chemie und Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern, dem musikalischen Können, dem Charisma, sowie dem Spiel mit dem Publikum, bis hin zu dem zu 100% abgestimmten Modestil innerhalb der Gruppe, es nichts nichts, was Måneskin nicht unter Kontrolle hatte, zu keinem Zeitpunkt ihrer Show. Man musste nicht einmal die Formation von Vornherein mögen- sobald man sie so zusammen erlebt, auf einer Bühne, versteht man ziemlich rasch wie und wieso der Hype um sie entstanden ist- gerechtfertigt ist er allemal! Die ersten vier bis fünf Reihen reservierten die eingefleischten Fans für sich. Allerdings sah man schon nach wenigen Songs wie so ziemlich Jede*n, bewusst oder unbewusst, in ihren Bann zogen.
Frontmann Damiano David und Gitarrist Thomas Raggi stagediveten nach guter, alter Rock`n`Roll Manier, während die Bassistin Victoria de Angelis bewies, dass nicht nur Männer ihre Nippel präsentieren können und dürfen, wenn ihnen danach ist. Sogar eine Zugabe gewährte man den Italienern. Nach dieser sehr energiegeladenen Show übernahmen Millencolin das Ruder- die Festival Veteranen konnten nicht mehr dieses Niveau an Präsenz und Ausstrahlung halten, dennoch muss man auch erwähnen, dass zu dieser Zeit bereits viele - leider schon vom Hunger geplagt- weg von der Bühne in Richtung Essensstände pilgerten und somit den Gig der schwedischen Punkrocker verpassten. Nichtsdestotrotz lieferten sie ebenfalls eine stimmige und eindrucksvolle Performance ab und demonstrierten, dass sie genauso auf dieses Festival gehören!

Als Nächstes traten die sehnsüchtig erwarteten Waliser Bullet For My Valentine, die eine gute Mischung aus ihren älteren und neueren Alben zum Besten gaben. Eingefleischte Fans sangen bei Liedern wie "Waking the Demon" sowie "The Last Fight" lautstark mit und man spürte richtig, dass die Heavy Metal Band in ihrem Element ist und sich auf der Bühne definitiv wohl fühlte. Der Übergang zu den heimischen Seiler & Speer hätte vom Genre her nicht größer, allerdings vom Emotionalen her nicht passender sein können. Das „Hödn“-Duo - bestehend aus den bekannten Österreichern Christopher Seiler und Bernhard Speer- spielte sich so richtig die Seele vor dem vollen Stadion aus dem Leib. Den krönenden Abschluss legte dann noch Österreichs Aushängeschild Parov Stelar hin.
Wer bis zu dem Zeitpunkt das Gefühl hatte, nicht genug getanzt zu haben, konnte dies nun auf jeden Fall nachholen. Gerade die letzten zwei letzten Acts machten deutlich, dass das Publikum am Nova Rock Encore ebenso mit Genres abseits des „klassischen“ Rock & Metal Festivals etwas anfing und es auch gar nicht so verkehrt ist, das Ganze stilistisch gesehen noch mehr aufzubrechen.

Zusammengefasst lautet mein Fazit: Es war ein überaus gelungenes Festival, das wirklich für jeden Geschmack etwas bieten konnte und es bleibt nur zu hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder die Chance haben werden, unser geliebtes Nova Rock in seinem typischen 4-Tages Format erneut begrüßen zu dürfen.

Die Chancen stehen jedenfalls gut. Save the Date:
09.-12.06.2022 -  Nova Rock @ Pannonia Fields (Vorsicht wieder gewohnte Standard Location!

Neli Fritsch

"Music to me is the air that I breathe, it`s the blood that pumps through my veins, that keeps me alive"

~ Billie Joe Armstrong, Green Day

Thomas
Löger

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