Der Nomade steckt genetisch in uns allen noch aus den Tagen der Menschheit, als dies die einzige Art zu Leben war. Irgendwann wurden wir dann sesshaft, okkupierten Höhlen, bauten Hütten oder Zelte, später Häuser. Heute sind wir in der Lage an den Wolken zu kratzen und haben komplexe und vielseitige Siedlungen. Doch nicht alle von uns haben den Nomaden in uns vergessen. In manchen lauert er, wartet auf seine Chance hervorzubrechen. Andere leben ihn und die zugehörige Romantik jedes Jahr aufs Neue, wenn sie mit Zelt, Caravan oder Wohnmobil in Urlaub fahren. Einige kreative Architekten, Designer, Bastler und Out-of-the-box-Denke gehen neue Wege.

THE NEW NOMADS - Temporary Spaces and a Life on the Move

Die Bauherren unserer Wohnungen und Häuser schaffen immer Größeres, wandeln Natur in Bauland und weiters in Betonwüsten um, dekorieren die Zwischenräume mit Asphalt und verbinden diese Siedlungen mit mehrspurigen Autobahnen. Zurück zur Natur nehmen wir diese dann an den Wocheenden und träumen von dem ruhigen Grün aus unserer Urzeit während wir kollektiv im Stau stehen und fragen - Warum das Ganze?

Jeder will individuell sein, sich von der Masse abgrenzen, sein eigener Mensch und Herr sein. Und dann leben viele den selben Alltagstrott, nehmen den selben Massentransport und wohnen in Bettenburgen.
Es gibt aber immer mehr Architekten und Designer, die großen Wohnraum gegen Freiraum eintauschen. Die verbaute Fläche wird kleiner und man enteckt die Natur als Erweiterung des Hauses wieder. Mobilität, Flexibilität und Anpassung an neue Ansprüche sind die Merkmale dieses Nomadenlebens im 21. Jahrhundert. Sie nehmen ihre Wohnung einfach mit, ziehen weiter wohin es ihnen gefällt, wo der Beruf sie hinverschlägt, kaufen eine Wiese und lassen sich nieder oder treiben einfach um die Welt.

Ungezwungenheit und Ungebundenheit in Kombination mit durchdachter Raumgestaltung, Reduzierung der Ansprüche auf das Wesentliche ohne deswegen sämtlichen Komfort zu verlieren und der Drang auszubrechen bewegt Individualisten zu neuen Bauten.
Das Buch zeigt uns zahlreiche dieser Beispiele auf, bietet uns Ansätze für den inneren Nomaden, liefern ihm Nahrung und damit vielleicht auch die Kraft auszubrechen. So wie es das Titelbild aufzeigt: den Partner bei der Hand nehmen und sich treiben lassen. 

Ist der Nomade wach geworden? Noch nicht?

Hier ein paar Inspirationen.

Das von Mapa Architects geschaffene Domizil namens Minimod eignet sich für 1-2 Personen, lässt sich per Tieflader tarnsportieren und bietet ein modernes Zuhause mit großen Glasfenstern und Schiebeglastüren und beinhaltet alles wesentliche zum Leben. Kompakt, modern, mit Grasdach und toller Aussicht (wenn man das entsprechende Panorama am Grundstück hat).

N55: Walking House ist ein modulares System auf Stelzen, das, einem Käfer gleich, in der Lage ist sich weiterzubewegen. Seine Energie bezieht das Haus von Sonnenkollektoren, die auch das Wasser wärmen. Das Regenwasser wird aufgefangen und im Haus verwendet. Sogar von der Kanalisation ist man unabhängig. Das Konstrukt hat seine eigene selbstkompostierende Toilette.

Applied Minds. LLC: KiraVan Expedition Vehicle - Wer  gerne auf High-Tec-Basis unterwegs sein will, nimmt dieses Fahrzeug. Der Caravan optimiert Leistung und Platz in seinem Inneren. Ausgestattet mit allen erdenklichen technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts ist er eine futuristische Kommandozentrale für Expeditionen in entlegene Regionen und bietet für Forschungsreisen, Filmproduktionen und andere Ausflüge Arbeitsplatz und Zuhause zugleich. Nur der Mond ist noch ein bisschen weit weg. Noch!

Tengbom Architects: 10 Smart Square Meters -  Neuartige und individuelle Studentenbude gefällig? Transportabel und auch noch ökologisch? Dann ist man mit diesem Haus, oder besser Häuschen, gut bedient. Die 10qm sind durchdacht und überlegt geplant. Komplett aus Holz gefertigt und mit eingebautem Mobiliar wird es vor jeder Uni zum Blickfang.

Bonnifait+Giesen: Port-a-Bach Container House -  Ein alter Schiffscontainer findet seine letze Ruhe mitten in der grünen Natur. Wasser adé. Ein ausklappbares Fassadenpanel fungiert gleichzeitig als Terasse, Glastüren verbinden Wohnraum mit Naturraum. 

Garret Finney: Cricket Trailer - Apropos Mond. Entworfen und gebaut von einem NASA Architekten verbindet es seine Erfahrung aus der Raumfahrt mit seiner Leidenschaft für die Natur. Und es findet sich sicher auch ein mondähnliches Plätzchen für diesen Caravan.

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