Mando Diao - Aelita

Vom Lego, Street Fighter und Miami Vice – Mando Diao lassen ihre Jugend aufleben. Leider nur mäßig originell.

Schon mit Never Seen The Light Of Day und Infruset zeigten Mando Diao, dass sie nicht viel darum geben, was die Öffentlichkeit von ihnen erwartet. Prägten sie mit ihren ersten drei Alben einen eingängigen Stil aus 60ies-Rock im Stile der Stones oder The Who, schienen sie sich danach immer bewusster davon zu entfernen. Vielmehr öffnet sich die Band auch auf dem neuen Album Aelita den Einflüssen der 80er-Jahre, von Human-League-artigen Synthesizern über Vocoder-Verzerrungen bis zum grausam-hässlichen Cover. Das klingt auf dem Papier vielleicht spannend, ist aber über die Länge eines gesamten Albums leider ziemlich ermüdend.

„Im Vorfeld wurden wir oft gefragt, ob wir auf der neuen Platte `zu unserem alten Mando-Diao-Sound` zurückkehren würden. Unsere Antwort lautet: Es gibt keinen typischen Mando-Diao-Sound.“, sagt Gustav Norén.
Auch sein Kollege Björn Dixgard gibt in unserem ausführlichen Interview an, dass sich Mando Diao nun der Progressivität verschrieben und sich vom Genre-Denken verabschiedet haben. Damit machen es sich die beiden kreativen Köpfe hinter der Band aber etwas zu einfach. Niemand hat den besagten „alten“ Mando-Diao-Stil mehr geprägt und gefördert als Mando Diao selbst. Mit rotzigem Sound, großspurigen Interviews (schon nach dem ersten Album stellten sie sich auf eine Stufe mit Beatles und Stones) und dazu passenden Outfits (Lederjacken waren Pflicht) forderte es man schlichtweg heraus, in die Rock'n'Roll-Schublade gesteckt zu werden.Aelita soll nun eine neue Facette im Schaffen der Band hinzufügen. Norén und Dixgard (die Struktur der Band ähnelt mittlerweile jener von Oasis: zwei Masterminds und etliche Statisten rundherum) verarbeiten die Einflüsse ihrer Jugend, vom Miami-Vice-Soundtrack über die Optik und Ästhetik von Super Nintendo- und Arcade-Spielen. Wären diese Einflüsse auf einem oder zwei Songs eines klassischen Mando-Diao-Albums zusammengefasst worden, wäre es eine durchaus unterhaltsame Sache. Über ein ganzes Album verteilt klingt es auf Dauer ziemlich langweilig. Die Songs unterscheiden sich kaum, die perfekten Ohrwürmer (wie früher "Paralyzed" oder "Down in the past") gibt es schlichtweg nicht. Selbst bei mehrmaligem Hören schafft es der geneigte Hörer kaum, positive Aspekte hervorzuheben. "Lonely Driver" klingt noch am interessantesten und erinnert an einen typischen Thriller-Soundtrack der 80er. "Child" mit seinen Violinen und dem wabernden, düsteren Gesang schafft es sogar noch, etwas Klasse auf das Album zu bringen. Und auch "Sweet Wet Dreams" und "Black Saturday" sind zumindest nach mehrmaligem hören halbwegs ohrwurmtauglich. Beim Rest regiert die Skip-Taste, besonders beim nervtötenden Gestampfe von "Romeo" (selbst H.P. Baxxter wäre sich für diese Nummer zu Schade) und dem gescheiterten Vocoder-Experiment "If I Don’t Have You".

Fazit

Aelita wirkt wie das Projekt von Musikern, die ihrer Sache überdrüssig geworden und nun auf der Suche nach sich selbst sind, bleibt dabei aber uninspiriert und blutleer. Negative Reaktionen von Fans auf falsche Erwartungen abzuschieben, ist jedoch diesen gegenüber nicht fair. Schließlich sind Mando Diao für diese Erwartungshaltung größtenteils selbst verantwortlich. Man kann nur hoffen, dass Gustav Norén und Björn Dixgard beim nächsten Album wieder auf ihre Wurzeln zurückkommen. Aelita ist per se kein Totalausfall, aber im Vergleich zu früheren Werken einfach zu wenig. 

Mando Diao - Aelita
VÖ: 02.05.2014
Universal Music

Mathias Frank