Lenny Kravitz | 17.12. | Stadthalle

Ende gut, alles gut? Nun ja, ganz so einfach gestaltet sich dieses Fazit leider nicht. Aber erzählen wir die Geschichte lieber von vorne. Seine aktuelle Tour führte Lenny Kravitz nach langer Zeit wieder nach Wien - die Erwartungen waren dementsprechend groß.

Lenny Kravitz
|
18. Dezember 2014
|
Stadthalle Wien

Nachdem das Konzert im November aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung verschoben werden musste, konnte das Publikum am 17.12. in der Stadthalle nun endlich testen, ob der Musiker den Ansprüchen gerecht werden würde.

Verwunderung stellte sich schon beim Betreten der Stadthalle ein. Der Großteil der Sitzplätze mit Vorhängen versteckt, auch im Zuschauerraum blieb genug Platz für Ausdruckstanz. Nun denn, wenn die Atmosphäre stimmt, ist die Anzahl der BesucherInnen bekanntlich meist egal. Dieser Umstand wurde an diesem Abend jedoch gehörig auf den Prüfstand gestellt.

Mit mehr als 40 Minuten Verspätung betrat der Sänger kurz vor halb neun die Bühne und löste einen Sturm der Begeisterung aus. Soweit so gut. Die ersten drei Nummern - Dirty White Boots - American Woman - It Ain't Over 'Til It's Over - erwiesen sich als äußerst vielversprechend. Und dann? Langeweile. Tote Hose. Auch ein äußerst harter und enthusiastischer Kern von Fans im Front Of Stage Bereich konnte die Stimmung in der für diese Veranstaltung überdimensionalen Halle nicht mehr heben. Mitsingen? Fehlanzeige. Klatschen? Weniger ist mehr, schien das Motto der Anwesenden zu sein.

Betreibt man Ursachenforschung kommt man zu dem Schluss, dass die Show den Erwartungen des Publikums nicht gerecht werden konnte. Lenny Kravitz kann inzwischen zu den alten Hasen, den Acts, die jeder Pop-Rock Fan einmal live gesehen haben sollte, gezählt werden. Demzufolge hätte der 50 Jährige eine Greatest Hits Show abliefern müssen. Dem wurde die Setlist jedoch nur teilweise gerecht. Darüber hinaus dürfte Kravitz’ Kunst, Songs live auf bis zu 20 Minuten auszudehnen, einige BesucherInnen verstört haben. Instrumentalsolos mögen das Herz der Jazz- und Funklastigen Fans zum Jubilieren bringen, erwiesen sich für das an 3-minuten-Songs gewohnte Ö3 Publikum aber mitunter als anstrengend.

Der Zugabenblock wurde schließlich zum atmosphärischen Höhepunkt des Konzerts. Mit Are You Gonna Go My Way war die Stimmung endlich dort, wo sie bereits zwei Stunden zuvor hätte sein sollen - am Siedepunkt.

Elisabeth Voglsam

Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer.
Instagram: vogigram

Nina
Wöss

'Sie gehörte zu den Mädchen, die niemals etwas nur mögen oder gut finden, sondern schwärmen.'

K. Hagena, "Der Geschmack von Apfelkernen"