It is lonley at the top, denn selbst ist "Die Kuratorin". Norbert Maria Kröll bildet in seinen Buch nicht nur die Kunstwelt, sondern auch die heutige Gesellschaft ab. Eine bissig, lustig und treffende Geschichte, die nicht nur durch die Hauptfigur überzeugt.
Norbert Maria Kröll bekam schon für seine ersten beide Romane "Sanfter Asphalt" (2017) und "Wer wir wären" (2018) Preise und Stipendien. Für sein neuestes Werk "Die Kuratorin" gab es für den Autor das Wiener Literaturstipendium sowie den Theodor-Körner-Preis und das ist nur gerechtfertigt.
Dem 1981 in Villach geborene Schriftsteller, der in Wien und Mödling lebt und arbeitet, bringt auf 301 Seiten eine herrliche Satire aufs Papier und schafft es wunderbar, als Mann aus der Sicht einer Frau zu schreiben. Seine Hauptfigur, Regina Steinbruch, die Chefkuratorin Regina der Belvertina, ist die Karrierefrau par excellence. Mit der richtigen Ellbogentechnik, das versteht sich von selbst. Ihr ist jedes Mittel recht, die anderen Kolleg*innen sind "lieb", jedoch in ihren Augen schwach. Sie ist –ihrer Ansicht nach- eine richtige Feministin, die es sich durchgekämpft hat, Regina beweist auch, dass sie über gewissen Männern steht. Alle Volltrottel. Sie kann mehr, weiß mehr, lässt sich nichts gefallen. In der Kunstwelt kennt sich Frau Doktor sowieso besser aus. Sie ist innovativ, hat über Laurie Anderson promoviert, denn verstaubte Kunst braucht niemand. Für ihre Ausstellungen, die eher an Performances erinnern, bespricht sie mit den Künstler*innen radikale Ideen. Diese setzt sie natürlich durch und um. Sie weiß genau, wie sie alle um den kleinen Finger wickelt und benutzt. In der privat und beruflich. Bloß nicht zu viel Nähe. Als Regina jedoch bei einem One-Night-Stand schwanger wird, gerät ihre durchgeplant-herrische-Welt aus den Fugen. Allerdings gibt es nichts, wofür die Kuratorin nicht eine Lösung finden würde. Bald stehen ihre beste Freundin Sue und deren Partnerin Jen als Adoptionseltern fest. Dennoch geht vom Baby so ein himmlischer Geruch aus und die harte Fassade der Fachfrau beginnt zu bröckeln. Auch durch ihren familiären Hintergrund werden diese Gefühle noch erschwert.
Fazit
"Die Kuratorin" bildet durch die Überspitzung nicht nur wahnsinnig gut die Kunstwelt ab, sondern bringt auch Themen wie Feminismus, Kapitalismus und das bedingungslose Grundeinkommen auf den Punkt. Das Buch ist satirisch komisch, manchmal wirklich fast schon zum Lachen, dann wieder so, dass einem dieses fast im Hals stecken bleibt. Vor allem die Ausstellungen und gewisse Alltagsszenen von Regina sind so bizarr und drollig geschrieben, dass man die Beschreibung der Protagonistin einfach nur für gelungen halten kann. Die Nebencharaktere und Geschichten, die manchmal zu wahr sind (z.B. E-Mails, Apotheke), sind grandios beobachtet. Das Werk ist „fresh“, frech und wirklich aktuell. Ebenso arbeitet der Autor die wichtigen Angelegenheiten wie Kinder und Arbeit vereinen, die Care-Arbeit und Kinderwunsch schön ein. Das ganze Buch hindurch kann die Leser*innenschaft auch ausgezeichnet das Näheverhältnis von der Protagonistin zu bestimmten Personen, Dingen und sich selbst beochten. Das rasante und rigorose Ende machen das Buch zu einer richtigen Perle!
Die Kuratorin
von Norbert Maria Kröll
erschienen bei Kremayr & Scheriau
gebundene Ausgabe, Hardcover mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 24,00€