Auf den Spuren des kurdischen Regisseurs Yılmaz Güney. Von einem verrückten Revolutionär, dessen Waffe das Kino war.
Dem türkischen Regime war der sozialistisch gestimmte Schauspieler und Filmemacher, der für eine „nationale, demokratische Volksrevolution“ einstand, ein Dorn im Auge. Nachdem Yılmaz Güney in einem Handgemenge einen Richter tötete, schrieb er im Gefängnis das Drehbuch für Yol. Für jenen Film wurde er 1982 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Palme d’or geehrt. Die Mythenbildung um diese einzigartige Geschichte versucht Hüseyin Tabak in Die Legende vom hässlichen König zu begründen und aufzubrechen.
In detektivischer Manier ergründet Tabak in dieser deutsch-österreichischen Produktion die Geschichte eines Mannes, der nie zur Ruhe kam. Stilistisch arbeitet er dabei unter anderem mit Bildern, Filmausschnitten, Privataufnahmen, selbstgeführten Interviews mit Größen wie Michael Haneke als auch Nahestehenden des 1984 an Magenkrebs verstorbenen Filmschaffenden. Verbunden wird das Material durch Aufnahmen von Tabaks Reise durch Güneys Leben, welche die enge Beziehung des Machers zu seinem Vorbild und gleichzeitig zu seinem Werk, der Dokumentation, verdeutlicht. Sein Arbeitsprozess führt immer wieder zur Frage "Wer ist Yılmaz Güney?". So erlebt das Publikum den Mann nicht nur aus der idealisierten Perspektive eines Verehrers, sondern auch als eine raue, unangenehme Persönlichkeit. Seine leidenschaftliche, dennoch reflektierte Arbeit verhindert aber nicht, dass der Spannungsbogen stellenweise bricht. Mit dem Anspruch in die Tiefe von Güneys Leben zu gehen, mag der Film die Aufmerksamkeit eines Publikums, das in keiner engeren Beziehung zu seinem Schaffen steht, in Momenten der ausgiebigen Erforschung verlieren.
In der Ausleuchtung von Güneys Persönlichkeit, die als Symbol der Revolution verstanden wird, hier allerdings vor allem unter den jüngeren Generationen nicht bekannt ist, steckt Tabaks große Leistung. Auch, wenn sein Schicksal in der Vergangenheit liegt, vergegenwärtigt die Erzählung seiner Geschichte die Aufforderung, der Sand im Getriebe der Welt zu sein.