Auf Jungfernfahrt mit Tocotronic

Tocotronic und ihr rotes Album. Eine Band, ein Konzert, ein Freudenfest. Die Open Air Arena wurde mit dem Konzert der Hamburger Kultband einmal mehr um eine denkwürdige Nacht reicher.

Trotz brütender Hitze fanden sich bei Kreisky, der perfekten Vorgruppe für einen Abend wie diesen, bereits zahlreiche ZuschauerInnen in der Arena ein. In gewohnter Präzision sezierte Sänger Franz Adrian Wenzl in seinen Texten die österreichische Lebensart. Das kurze Set bot Neulingen einen Einblick in die inzwischen zehn Jahre andauernde Bandgeschichte und enthielt einige der Gustostückchen der vergangenen Jahre, darunter "Vandalen", "Dow Jones" und "Weinkrämpfe". 

Als wenig später Tocotronic die in rotes Licht getauchte Bühne betraten und mit “Prolog” loslegten lag sie bereits in der Luft, diese besondere Ahnung, dass dieser Abend noch lange in Erinnerungen bleiben würde. Die Magie der Open Air Arena, gepaart mit sommerlicher Hitze und dem enthusiastischen Publikum ließ niemanden kalt und trug die Band vom ersten Moment an durch den Abend. Spätestens mit “Hi Freaks” wurde ausgelassen getanzt und gesungen. 

Im Zentrum der Setlist stand das aktuelle “Rote Album”. Ein großartiges, gefühlsschwangeres Werk, das vor allem live für Herzklopfen sorgt. Sollte es Menschen im Publikum gegeben haben, die bei der Darbietung von “Jungfernfahrt” keine weichen Knie bekamen, ist anzunehmen, dass diese schon längst kapituliert haben. Daneben stachen vor allem die Klassiker wie “Aber hier leben” und “Freiburg” hervor. Nach zwei Zugaben war schließlich Gewissheit, was sich bereits zu Beginn des Abends abgezeichnet hatte: eines der besten Wien-Konzerte der Band der letzten Jahre, das selbst die Burgtheater-Show (2013) alt aussehen ließ.  

Nina Wöss

'Sie gehörte zu den Mädchen, die niemals etwas nur mögen oder gut finden, sondern schwärmen.'

K. Hagena, "Der Geschmack von Apfelkernen"