Als in den 60er-Jahren zum ersten Mal Daten zwischen zwei Computern übertragen worden waren, ahnte wohl kaum jemand, wohin diese Entwicklung die Menschheit führen würde. Und es war und ist eine Entwicklung die zunehmend schneller voran geht. Mittlerweile wesentlich schneller als die meisten Menschen in der Lage sind dies zu verfolgen. Die technologischen Fortschritte sind rasanter als unsere Aufnahmefähigkeit.
Das Moor´sche Gesetz besagt, dass „sämtliche computergestützten Technologien in ihrem Wachstum exponentiell sind - nicht linear.“
Statt 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,… ist dies 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256. Nach neun „Sprüngen“ haben wir hier nicht das Neunfache, sondern das 256-fache. Man kann sich gut vorstellen wie man hier den Überblick verlieren kann. 100 ist für uns eine klare Größenordnung. Könnten Sie sagen, was bei einer nichtlinearen Sequenz an hundertster Stelle kommt?
Das Internet ist heute ein fixer Bestandteil unseres Alltags. Wir holen uns am Morgen den Wetterbericht, checken unsere Emails, suchen den kürzesten Weg zu dem heutigen Termin, stimmen unseren Terminkalender über die Cloud mit unseren anderen Computern ab, surfen beruflich und privat und zur Unterhaltung spielen wir am Desktop-PC oder Tablet und Smartphone. Wir sind also auf verschieden Art den ganzen Tag über online.
Doch der Bildschirm ist nur die Oberfläche zu der Matrix des Internets. Ein großer Teil dieser Matrix ist offen zugänglich und über eine Suchmaschine leicht auffindbar.
Doch der hellbeleuchtete Datenhighway hat auch dunkle Gassen, in denen sich die lichtscheuen Gestalten des Cyberage bewegen. Jamie Bartlett´s Buch „Dark Net“ führt uns in dieser Welt herum und beleuchtet unterschiedliche Aspekte der dunklen Gassen hinter unseren Bildschirmen:
- Geschichte/Entwicklung des Web
- Trolle: Wer glaubt, das sei eine Anspielung auf die Gestalten aus Fantasy und Geschichten irrt. Trolle nennt man Leute, die kontroverse, irreführende oder provozierende Kommentare und Meldungen verfassen und eine hitzige Diskussion oder einen Streit anzetteln wollen. Und je höher die Wellen schlagen, umso mehr freut sich der Troll. Und deren Gemeinde ist groß, mit ihren eigenen Stars und Ranglisten erfolgreicher und zugleich kurioser errungenen Provokationen.
- Pädophilie: Trolle kann man in vielen Fällen noch als harmlos erachten, Pädophile definitiv nicht. Für sie bietet die Anonymität des Darknet den geeigneten Tummelplatz zur Erfüllung ihrer Träume und Triebe.
- Waffen, Drogen: In einer Unterwelt darf der Handel mit verbotenen Waren nicht fehlen. Drogen und Waffen sind auf diversen Marktplätzen relativ leicht erhältlich, wenn man weiß, wie es funktioniert. Der Handel blüht damit. Und gelingt es den Behörden, einen Markplatz zu schließen profitiert die Konkurrenz davon.
- Bitcoin: In der Welt des internet gibt es nicht nur Online-Überweisung und Kreditkarten als Zahlungsmittel. Digitale Währungen - allen voran die Bekannteste unter ihnen: Bitcoin - ermöglichen erst einen anonymen Handel. Doch wie vieles im Leben, sind diese Währungen weder gut noch schlecht. Erst unser Gebrauch bestimmt darüber, ob wir es sinnvoll oder missbräuchlich verwenden. Die Erfinder und Produzenten digitaler Währungen denken nicht nur an Profit, sondern auch an Unabhängigkeit. Statt staatlich erzeugtem (und kontrolliertem) Geld sehen manche darin eine globale Währung, die der Freiheit des Menschen dienen kann.
- Cyperpunk: William Gibson war ein Visionär, der schon vor Jahrzehnten eine digitale Welt in Romanform zu Papier gebracht hat, die unserer Realität manchmal erschreckend nahe kommt. Viele Hacker sind keine bösartigen Ganoven, sondern intelligente Programmierer, die Scripts für sinnvolle und nützliche Zwecke einsetzen wollen.
Fazit
Wer neugierig geworden ist kann mal das Tempo auf dem Datenhighway reduzieren und in dieses Buch eintauchen. Wir verwenden das Internet und alle seine daran verlinkten Produkte ohne zu verstehen, was diese Welt alles beinhaltet.
Do not compute!
Wir leben in blindem Vertrauen auf die Technik, offener Ignoranz der Konsequenzen, bewusst gewählter Ahnungslosigkeit und naiver Leichtgläubigkeit, bis uns eines Tages ein Licht aufgeht. Nicht immer wird uns dann gefallen was zu Tage tritt. Auch hier hilft schon im Vorfeld eines - WISSEN.
Über den Autor
Jamie Bartlett ist Schriftsteller, Journalist und Direktor Direktor des Zentrums für Social-Media-Analyse beim Thinktank Demos. Er lebt in London und bloggt, schreibt, redet und philosophiert über Technik, Gesellschaft, Politik, Forschung und Internetkultur.
The Dark Net
von Jamie Bartlett
erschienen bei Plassen Buchverlage
gebundene Ausgabe, 336 Seiten, 25,70€ (A)
ISBN: 9783864702846