Sie kennen Adam Sandler? Und was hat er mit dem dritten Tag des Blue Bird Festivals zu tun?
Im Prinzip eh nix konkretes, könnte man sagen. Doch Adam Sandler hat einen langjährigen Film-Buddy namens Rob Schneider. Da die Karriere von Rob Schneider eher dahin mäandert als floriert, hält er sich regelmäßig mit kleineren Nebenrollen in den Filmen des Komödienstars Adam Sandler über Wasser. Genannter Rob Schneider war noch nie ein Liebling der Kritik (obwohl der Autor hier gestehen muss, die Filme durchwegs amüsant zu finden), doch hat er eine Tochter. Diese Tochter nennt sich Elle King und begeisterte am Samstag das Publikum am Blue Bird Festival – orgiastischer Applaus war der verdiente Lohn.
Fast mochte man vergessen, dass Elle King eigentlich erst vor wenigen Wochen kurzfristig als Ersatz für Joan as a Police Woman gebucht wurde, und das erste Mal in Wien gastierte. Es wirkte, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, als das Porgy & Bess mit ihrem Country-Soul und ihrer schieren Bühnenpräsenz zu begeistern. Zwischen den Songs erzählte sie die jeweiligen Entstehungsgeschichten – vorwiegend über gebrochene Herzen und durchzechte Nächte in Ohio, New York und Kalifornien. Gleichzeitig präsentierte sie die Stories so trocken und zynisch, dass selbst Charlie Harper daneben wie ein verlorener Romantiker wirkt. Dieser Entertainment-Faktor gepaart mit einem gewaltigen, rauchigen Stimmorgan (durchaus auf Augenhöhe mit Adele oder Elin Larsson von den Blue Pills) und Charisma im Überfluss lassen darauf hoffen, dass das Porgy & Bess an diesem Abend den ersten Österreich-Auftritt eines werdenend Weltstars erleben durfte.
Überhaupt war die Feierlaune am Samstag präsenter also noch am Tag Zwei, wollte man meinen. Die 18-jährige Britin Bridie Monds-Watson aka Soak eröffnete den bunten Reigen mit fragilem Singer-Songwriter-Pop, bevor Schmieds Puls eine atmosphärisch-jazzige Show zum Besten gaben. Der prinzipiell düstere Sound von Schmieds Puls wurde von der sympathischen Sängerin Mira Lu Kovacs immer wieder mit witzigen Geschichten über Charles Bukowskis rivalisierende Liebschaften oder das Ende von Interstellar (Spoiler inklusive) aufgelockert.
Nach Elle King war auch Monica Martin mit ihrer Combo Phox sichtlich in Feierlaune, den Whisky im Weinglas stets zelebrierend. Das Septett aus den ländlichen Gefielden Wisconsins war sichtlich motiviert, hatte aber nach dem mitreißenden Auftritt von Elle King einen schweren Stand. Unterhaltsam wars trotzdem. Headliner des Abends war John Bramwell, seines Zeichens Sänger von I Am Kloot, der, nur mit Reibeisen-Stimme und Akustikgitarre ausgestattet, finaler Gratulant zum ersten Runden Geburtstag des Blue Bird Festivals war. Routiniert und gut gelaunt gab er folkigen Brit-Pop zum Besten, erzählte nebenbei Schwänke und Streiche, die unter Alkoholeinfluss entstanden sind (wie gesagt, die Feierlaune war omnipräsent), und sorgte so für einen stimmigen Fade-Out.
Fazit
Das Blue Bird bot auch heuer wieder eine willkommene Alternative zum hinlänglich bekannten Konzerttreiben, abseits der Massenkompatibilität. Der Erfolg gibt den Veranstaltern der Vienna Songwriting Association Recht - die Nische für Indie-, Folk- und Jazz-Fans dürfte somit auch weiterhin gut besetzt sein.