Alles hat ein Ende, auch das Frequency. Die 14. Ausgabe des Festivals endete mit tollen Konzerten der Editors und von Travis, bei Placebo war der Songtitel "Bitter end" aber leider deutlicher Programm, als erwünscht. Ein Abschied in Wort und Bild!
Aller guten Dinge sind vier (zumindest bei Großfestivals) und so stellte der Frequency-Samstag den Abschluss und in musikalischer Hinsicht vielleicht auch einen Höhepunkt dar. Sonnenschein und kalte Windböen begleiteten die Festivalbesucher durch ihre letzten Stunden im Green Park St. Pölten, die unter anderem Gloria, das gemeinsame Projekt von Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol von Wir sind Helden, enthielten. Deren melancholisch-ruhige und textlich durchaus ausgefeilte Songs kamen gut an, richtig Party gab es dann aber erst wenig später auf der Race Stage zu bestaunen. Die Subways, quasi jedes Jahr am Frequency zu finden, bewiesen, wie sie zu ihrem Stammgast-Status gekommen sind: Nicht wahnsinnig aufregende Songs oder innovative Soundexperimente zeichnen das britische Trio aus, sondern ihr unbedingter Wille zum Rock'n'Roll. Der bekannteste Song der Band heißt ja nicht umsonst "Rock'n'Roll Queen" und auch ansonsten lieferten die Subways musikalische Mittelmäßigkeit, aber eine hundertprozentig fetzende Show, die von einem Drei-Meter-Stagedive vom FoH-Turm gekrönt wurde.
Die darauffolgende Band - ebenfalls von der Insel - lieferte etwas andere Kost und hatte zu Beginn auch deutlich weniger Zuschauer. Mit düsterem Post-Punk, eingängigen Riffs und für die Space Stage hervorragenden Sound erspielte sich die Truppe um Tom Smith aber schnell ein motiviertes und großes Publikum. In der typischen, unleugbar von Ian Curtis inspirierten Selbstumarmungs-Pose kündete der Sänger in tiefem Bariton von Wehmut, Hoffnung und Weltvergessenheit, allesamt verpackt in kryptischen Lyrics und starken Bildern.
Bereits vier Alben zehren von dieser stimmigen Kombination, der klar abgesteckte Klangkosmos funktionierte trotz Sonnenscheins auch live sehr gut und so hatte sich die Band am Ende den begeisterten Jubel hoch verdient. "You came on your own, that's how you'll leave" - gemeinsam ist man halt doch weniger allein.
In der Weekender Stage begann kurz darauf Großmeister Helge Schneider sein Programm, es dürfte dem Vernehmen nach aber eher unter den Erwartungen geblieben sein. Alle Hoffnungen erfüllten dafür Travis auf der Green Stage, die 2008 wohl einen der schönsten Gigs der Frequency-Geschichte abgeliefert hatten. Die Schotten rund um Fran Healy zogen von der ersten Minute an ein Set voller harmonischer Hymnen und elegischer Melodien auf, hatten die Fans sofort auf ihrer Seite und stellten im Vergleich zu den gleichzeitig spielenden Kooks wohl die erwachsenere Variante großen Pops dar. Vielleicht schon fast etwas zu erwachsen war jedenfalls Healys Bart, dessen graue Haare ihn erstaunlich alt aussehen ließen. Dass der gute Mann viel jünger ist, als optisch zu vernehmen, zeigte seine Agilität und Spazierfreude im Publikum, auch wenn er zurück auf der Bühne leider feststellen musste, dass sein Geldbörserl futsch war: "Oh there's a pickpocket somewhere."
Die Laune ließ er sich davon in keinster Weise verderben, Hits wie "Selfish Jean" und "Driftwood" wurden mit wunderbarer Hingabe performt, den finalen Höhepunkt bildete - wie könnte es anders sein - "Why does it always rain on me?" Mit Pogo-Einlage und kollektivem Gesang endete ein euphorisierendes Konzert, das einen beglückt den Weg zu Placebo zurücklegen ließ.
Vor zwei Jahren hatten die Mannen aus London noch nach einem einzigen Song ihr Set wegen "Unwohlbefinden" von Sänger Brian Molko abgebrochen, heuer hielten sie länger durch und wirkten sehr motiviert, die damalige Enttäuschung durch ein starkes Konzert vergessen zu machen. So ganz ideal waren die Voraussetzungen allerdings nicht, ähnlich wenig Publikum wie zwei Tage zuvor bei den Queens of the Stone Age, herbstliche Kälte und ein absolut miserabler Sound machten es eher schwer, das Konzert zu genießen. Dabei wartete das Set mit einer beeindrucken Dichte an Klassikern auf, die aber oftmals etwas lieblos dahingefetzt rüberkamen und einige Male auch erst nach längerer Zeit zu erkennen waren, da der breiige, ungefällige Sound besonders die Passagen in den höheren Frequenzen zu großen Teil abschnitt und mit übersteuerten Drums und Bass-Riffs überlagerte. Früher abzuhauen und am Heimweg noch die verhallenden Töne von "Bitter End" zu hören, war da nicht die schlechteste Entscheidung - ein "Happy End" wird die Konstellation Placebo am Frequency wohl nicht mehr nehmen.
Am Ende lässt sich wieder einmal auf ein in wesentlichen Teilen gelungenes Frequency zurückblicken, das anfängliche organisatorische Schwierigkeiten später nicht mehr erkennen ließ, mit gut gelauntem Publikum und interessanten, Neuerungen aufwartete. Die Entwicklung des Lineups über die letzten Jahre hinweg muss nicht jedem gefallen, 40.000 Menschen tut sie es jedenfalls Jahr für Jahr. Und ein paar richtige Leckerbissen findet man sowieso immer. In diesem Sinne: Die Generalprobe für das Jubiläums-Frequency nächstes Jahr ist geglückt.