Blue Bird Festival | Tag 1

Das Blue Bird Festival feiert in diesem Jahr sein Jubliäum und lässt es (für seine Verhältnisse) richtig krachen. Am ersten Tag brachten allen voran How To Dress Well und Patrick Wolf das Porgy & Bess zum Beben.

Im Jubiläumsjahr ist das Line Up des Blue Bird Festivals so grandios wie selten zuvor und deshalb auch vollkommen zurecht restlos ausverkauft. Eröffnet wurde der dreitägige Konzert-Reigen von den Holländern I am Oak, die mit ihren einfühlsamen und größtenteils ruhigen Alternativ-Folk die Menge zum träumen und zum mitwippen brachten. Musikalisch erinnert die Band an Dry The River (die an diesem Wochenende ebenfalls noch aufgeigen werden): langsame Kuschelsongs wechselten sich mit rockigeren Nummern ab, bei denen die Band zum Schluss fast noch das Schlagzeug in seine Einzelteile zerlegte. Alles in allem eine gute Band mit guten Songs und einen Konzertbesuch wert. Nicht ganz so positiv fällt leider des Resume über den Auftritt von Gravenhurst aus. Mit viel Verspätung und fast schon beneidenswerter Ruhe und Langsamkeit betrat die Band rundum Nick Talbot die Bühne und ließ sich erst einmal (sehr) viel Zeit, überhaupt zu beginnen. Die dargebotenen Songs gleichen leider fast einem Einheitsbrei und die langen Pausen, die Nick Talbot vor allem dazu nutze, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen (der Mann produziert offenbar sehr große Mengen Schweiß während nur eines einzigen Songs), trugen ihr übriges dazu bei, dass wouhl der Großteil des Publikums es nicht unbedingt bedauerte, dass der Auftritt aufgrund des späten Beginns früher als geplant endete. Zum Glück verstand es die nachfolgende Band, das Publikum wieder aus dem Halbdelirium zu holen: Tom Kell aka How To Dress Well (leider hat er selbst die Antwort auf diese Frage noch nicht gefunden) betrat samt 3-köpfiger Band die Bühne. Sofort wurde klar, warum Klaus Totzler in seiner Ankündigung How To Dress Well mit James Blake verglich: die Beats brachten den Boden des Porgy & Bess im wahrsten Sinne des Wortes zum beben. Auch SOHN lässt sich als Vergleich, vor allem was den Gesang betrifft, heranziehen. Die Amerikaner konnten sowohl mit beatlastigen Nummern, als auch mit Balladen vollends überzeugen – herausragende Bühnenpräsenz, tolle Musik und eine gute Stimme fassen den Auftritt von How To Dress Well zusammen. Das Highlight stand aber noch bevor: niemand geringerer als Patrick Wolf war gekommen, um eine Solo-Show zu spielen und, wie man an den Outfits und an dem Glitzer in vielen Gesichtern im Publikum deutlich erkennen konnte, waren viele vor allem wegen ihm gekommen. Mit ebenfalls viel Verspätung betrat ein Mann in kniehohen Schnürstifeln, Knickerbocker-Hose und Glatze die Bühne und nahm eine Gitarre in die Hand, was im Publikum Getuschel auslöste: „Ist er das?“, „Wie sieht der denn aus?“ – ja, er war es tatsächlich. Patrick Wolf begann sein Set mit einem langen Gitarren-Solo und erst nach einiger Zeit, als er die ersten Töne sang, konnten die letzten Zweifel an der Identität des Mannes ausgeräumt werden. Was darauf folgte, war ein nettes Konzert mit einigem Geplauder und schönen Momenten. Den Fans hats gefallen - und: Was will man mehr?

Heute geht es weiter mit Dry the River, David LeMaitre, Fräulein Hona und Christy & Emily.


 

Elisabeth Voglsam

Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer.
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