Das Album "Zwei" stellt ein gelungenes Comebackalbum der Linzer "SHY" dar, das sich Interessierte unbedingt mal zu Gemüte führen sollten!
Bereits seit 1991 (!) segelt die Linzer Indie Pop-Formation SHY durch heimische Musikgewässer und durchlebte in dieser langen Schaffensperiode viele Ups and Downs: Während sich Ende der 90er bzw. Anfang des neuen Jahrtausends doch Achtungserfolge in Form von Airplay ihrer Songs bei diversen Radio- bzw. TV-Stationen sowie gar ein Deal mit EMI Austria (Album „Auf Reisen“ 2001) einstellten, so blieb der große Durchbruch der Band doch leider stets verwehrt: Und das lag wohl weniger an der Qualität des Songmaterials, das SHY bislang auf insgesamt fünf Studioalben und zwei EPs verewigten, sondern hat vielmehr businesstechnische Hintergründe: So war man doch gezwungen mehrmals die Plattenfirma zu wechseln, um erst seit „Zurück am Start" (2006) und eben dem vorliegenden Album mit einem Label, nämlich Wohnzimmer Records aus Wien, eine längerfristige Zusammenarbeit einzugehen.
Seit der Veröffentlichung von „Zurück am Start“ sind rund acht Jahre vergangen, und auch SHY haben sich wieder personell erneuert: Neben der Stammformation um Sänger Andreas Kump, Peter Lang (Keyboard, Gitarre) und Hansi Riener (Schlagzeug), bedient Phil Sicko (Porn to Hula, Ex-Deadzibel) seit einigen Jahren den Bass, Armin Lehner (Sen Lotus) die Gitarre, während Stefan Messner für die elektronischen Komponenten im Soundgefüge verantwortlich zeichnet. „Zwei“ umfasst insgesamt acht Tracks, und wurde durch Phil Sicko im Kapu-Studio aufgenommen.
Schon der Opener „Manchmal“, gleichzeitig die erste Singleauskoppelung, erweist sich als SHY-Song in bewährter Qualität, d.h. prägnante Melodien getragen von atmosphärisch Keyboardklängen verbreiten eine melancholische Grundstimmung, der man sich nur schwer entziehen kann: Beim packenden Chorus spielen sich die Gitarren dann mehr in den Vordergrund, als man es bislang von der Band gewohnt war. Freilich haben sich SHY in alle den Jahre musikalisch weiterentwickelt, trotzdem verfügen ihre Songs über einen hohen Wiedererkennungswert, da Kumps markante Stimme sowie die bandtypischen Melodien einfach rasch erkennen lassen, um welche Band es sich handelt. Bei Song Nummer zwei nämlich, "Tiere", geht es eher weniger schwermütig sondern eher unbeschwert weiter, bevor man beim dritten Song „Bruder“ in sperrige Elektro-Gefilde abdriftet, die aber auch immer wieder von eingängigen Momenten durchdrungen werden. Beim überaus hörenswerten „Zwielicht“ wird das große Geschick der Band offensichtlich, nämlich wunderschön-verträumte Melodiebögen zu schaffen, wo sich Gitarren-, Keyboard- und elektronische Parts optimal ergänzen. Nachzuhören auch beim Stück „Zwei“, ein in feinster Postrockmanier strukturiertes Instrumentalstück, das wahrlich als uneingeschränkt hörenswert bezeichnet werden darf. Mit dem nachdenklichen „Tage“ haben dann SHY wohl einen der besten Song der Bandgeschichte produziert, aber nicht nur die Musik vermag zu überzeugen, denn die bildhafte Sprache, die Sänger Andi Kump stets in seinen originellen Texten verwendet vermag ebenso zu begeistern.
Da auch die restlichen Tracks qualitativ nicht abfallen sei folgendes Fazit gestattet: Gelungenes Comebackalbum der Linzer, das sich Interessierte unbedingt mal zu Gemüte führen sollten! Das Expirment einer musikalischen Rundumerneurung ist absolut geglückt, da SHY sich gleichzeichtig auch ihrer alten Stärken besonnen haben.
SHY - Zwei
VÖ: 11/2013
Label: Wohnzimmer Records