"Redefining Arts" - das ist das Motto des Donaufestivals. Auch dieses Jahr ist das wieder in Form von Music, Soundart, Performance und Installationen geschehen.
Der sechste und letzte Tag des Donaufestivals wurde thematisch von Klangarchitektur und sonoren Sphären bestimmt. Doch zuvor gab es noch das laufende Programm zu bestaunen, wie etwa die Performance von Monster Truck und Theater Thikwa mit dem Titel "Dschingis Khan". Hierbei wurden in Form einer kruden Show über die Mongolei - mit DarstellerInnen mit Down Syndrom – im Stil einer Wild West-Show die Tendenz des Westens, fremde Kulturen zu orientalisieren und verfälscht und barbarisch darzustellen, persifliert, sowie die gemeinsamen Wurzeln und Denkmuster von Rassismus und Behindertenfeindlichkeit dargestellt. Dies erfolgte zum einen durch die Show selbst, in der vermeintliche Traditionen der Mongolen, wie etwa Tänze, Kampfübungen oder Musik vorgeführt wurden und zusätzlich auch noch durch die „Regie“, die die DarstellerInnen wie Zirkustiere herumkommandierte und auch nach dem Ende der „Mongolian Show“ noch weiter wie eine göttliche Stimme aus dem Off herrschte.
Roberta Lima verwandelte den Innenhof des Kreuzgangs im Minoritenkloster in ihren Performance-Space, in dem sie ihre "Objects of Seeing" aufgebaut hatte und in ihrer Performance „Queer Way“ in Bewegung brachte. Von dröhnenden Rhythmen begleitet, setzte sie diese Objekte in Bewegung – Objekte die eine Analogie zu ihrer eigenen Lebenserfahrung als Migrantin darstellen. Denn genau wie MigrantInnen, haben diese Objekte Schwierigkeiten damit, sich in vorgegebenen geometrischen Mustern zu bewegen. Auch durch den Bruch im Raum, den diese Objekte erzeugen, so wie etwa ein sich um die eigene Achse drehender Spiegel, sollen neue Blickweisen auf den Raum und die Menschen und Objekte darin ermöglicht werden.
Die Wiener Performance Ikonen God’s Entertainment waren dieses Jahr doppelt am Donaufestival vertreten – in Form der Installation „Al Paradiso“ und mit der Performance „NIEMAND HAT EUCH EINGELADEN – Teil II der Neuen Europäischen Tragödie“. „Al Paradiso“ oder „Eine Installation die zum Schweigen bringt“ schafft einen beklemmenden Raum in dem der Tod allgegenwärtig ist und dieser so thematisiert wird und zugleich das (un-)mögliche Entrinnen von diesem gezeigt wird. Am Boden verteilt liegen offene Särge in die man sich als BesucherIn hineinlegen und sich so sowohl auditiv als auch visuell in ein Unterwassergrab begeben kann. Zwar ist der Hinweis auf die Flüchtlingssituation am Mittelmeer offensichtlich und naheliegend, allerdings geht es bei der beklemmenden Installation mehr um das sich fallen lassen, in das Nichtsein des Todes und sich so der politischen Freiheit des Nichtseins hinzugeben, um so die Eigenständigkeit all derer zu sehen die zugleich vor dem Tod weglaufen, sowie auf ihn zulaufen.
Die Performance, der neuen europäischen Tragödie zweiter Teil, befasste sich ebenfalls am Rande mit der Flüchtlingsthematik, viel stärker aber mit der österreichischen Gesellschaft und ihrem Umgang mit ebendieser zwischen Willkommenskultur und dem Aufziehen von Mauern. Hier hält der Riese der Angst alle als Geisel während der Boden mit Refugees Welcome, antimuslimischem Christentum und österreichischen Werten besprüht wird. Die fein säuberlich wertegedüngte Erde wird dann in Kleinsthaufen gespalten und zu einer Schlammschlacht missbraucht, alles während die Figur der Rationalität verzweifelt versucht sich gleichzeitig gegen die Schwerkraft und das Chaos durchzusetzen. Insgesamt wird die österreichische „Trachtendemokratie mit sozialdemokratischem Hintergrund“ samt ihren Widersprüchen und ihrer Heuchelei durch den Kakao gezogen, vor allem die katholische Kirche und die leere Reden schwingende Staatsmänner bekommen ihr Fett ab. All dies ereignet sich zwischen post-mortem Taufen, post-mortem Staatsbürgerschaftsverleihungen und einer Rechtfertigung durch chorisch vorgetragene Smiths Lieder. Zum Abschluss bekommt man noch den „österreichischen Wichser“ zu sehen, die Personifizierung des „Masturbationalismus“, der völlig verhüllt in seiner österreichischen Flagge und umgeben von ur-österreichischen Symbolen in seiner Kiste scheinbar nonstop onaniert.
Pantha du Prince präsentierte sein neues Album “The Triad”, dieses Mal nicht alleine, sondern wie der Titel schon sagt, im Trio. Die melodischen Deep Techno Klänge luden zum Tanzen und Feiern, aber auch dazu, die Augen zu schließen und auf dem Klangteppich davonzuschweben. Das Arrangement auf der Bühne tat noch seinen Teil zu der träumerischen Atmosphäre, mit den drei MusikerInnen in einem Halbkreis die anfangs konkave, kreisrunde Spiegel auf den Köpfen trugen, die die strategisch positionierten Spotlichter reflektierten, die in der zweiten Hälfte gegen Kuchenform-ähnliche Menschenmasken ausgetauscht wurden. Im Anschluss spielte Stefan Kozalla aka DJ Koze im Stadtsaal auf. Dieser wirkte mit seinem Standard-Clubsound zwar etwas fehl am Platz zwischen den übrigen Acts, konnte aber den bis zum Rand gefüllten Stadtsaal nichtsdestotrotz zum Tanzen bringen
Alle Fotos von David Visnjic