"Unser Sound ist der gemeinsame Nenner"

Wir haben die Durchstarter Walking On Cars zum Interview getroffen um mit ihnen über ihr Debütalbum "Everything This Way", lustige Tourstories und ihr Musikvideo zu ihrem Song "Speeding Cars" zu sprechen.

Vom Geheimtipp an die Spitze der Charts und somit hinaus aus Dingle, Irland, in die große, weite Welt. Das ist die Geschichte von Walking On Cars. Dennoch kommen
Patrick Sheehy (Gesang),  Sorcha Durham (Piano/Backing Vocals), Paul Flannery (Bass/Backing Vocals ), Evan Hadnett (Schlagzeug) und Dan Devane (Gitarre/Backing Vocals) gerne in ihre Heimatstadt in Irland zurück, wo die fünf Freunde damals begonnen haben Musik zu machen. Am Samstag, 07.05.2016  gaben das Mädel und die vier Burschen von Walking On Cars hier ihr erstes Konzert im Flex. Am Nachmittag nahmen sie sich die sympathischen Musiker ausführlich Zeit um fm5 Rede und Antwort zu stehen.

fm5: Wie geht es euch? Wie läuft eure Tour bis jetzt?

Patrick: Die Tour war bis jetzt ein großer Spaß. Wir sind in Hamburg gestartet…
Paul: Genau. Hamburg, Köln, Berlin, Dubai...
Sorcha: Aarau? In der Schweiz. Gibt es das?

Wir werden es nachschauen…
Paul: Es ist vielleicht ein Spaßname und wir sagen „Danke Aarau“ und der Ort heißt eigentlich ganz anders. (lacht)

Wie reist ihr? Habt ihr einen Tourbus? Einen Van?
Sorcha: Einen Van.
Paul: Ihr könnt unseren Van draußen sehen, in dem wir unterwegs sind.

Mit all eurem Equipment und euch selbst…
Paul: Ja genau. Er ist sehr voll. Da ist hinten kein Platz mehr. Und da ist ein freier Sitz im Van und unsere Taschen sind alle auf dem Sitz gestapelt.

Und nun könnt ihr die Autos die hinter euch fahren nicht sehen?
Paul: Man kann sie sowieso nicht sehen, weil unsere Ausrüstung hinten ist. Aber wir haben eine Kamera.

Hattet ihr eine Chance ein bisschen etwas von Wien zu sehen, ein bisschen Sightseeing zu machen?

Paul: Ich hatte einen 20 Minuten Spaziergang hier her. Eigentlich ist es ein Weg von vier Minuten, aber ich habe mich verlaufen, also habe ich 20 Minuten gebraucht, weil ich nicht wusste wo ich war.

Oh nein.
Paul: Aber es war sehr schön. Es gefällt mir  gut hier. Und wir haben einen schönen Tag erwischt. Eine Win-Win Situation also.

Freut ihr euch auf eine bestimmte Stadt, die noch auf euren Tourplan steht?

Paul: Amsterdam ist das Nächste und dann geht es heim. Das ist ein besonderer Platz. (lacht). Einfach nach Hause kommen und ganz normal sein.

Habt ihr irgendwelche lustigen oder eigenartigen Tourstories oder Erlebnisse?

(Sorcha und Paul überlegen)

Zum Beispiel irgendetwas was euch auf die Bühne geworfen wurde?

Sorcha: Die Puppen!
Paul und Patrick: Oh ja! Die Puppen!
Paul: Für uns wurden Puppen gemacht.

Puppen, die wir ihr ausgesehen haben?

Sorcha: Ja. Das waren gestrickte Puppen in circa dieser Größe.(zeigt mit den Händen die Größe)
Paul: Voodoo Puppen.

Oh Ha!

Sorcha: Mit Genitalien!
(Allgemeines Gelächter)

Wir haben gelesen, dass ihr am Anfang einen unaussprechlichen Bandnamen hattet. Könnt ihr versuchen ihn uns zu verraten?

Patrick zu Paul: Los! Mach es!
Paul: Oh Jeez! Es war ALSONONAZ. Leute dachten wir wären einen eine spanische Band. Wir haben den Namen sehr schnell aufgegeben. Wir mussten ihn wechseln. Leute beim Radio haben versucht den zu lesen und wir haben uns gedacht, nein aus!

Wie seid ihr von dem Namen zu eurem jetzigen gekommen?

Paul: Wir haben circa sechs Monate damit verbracht uns einen Namen zu überlegen. Das ist wirklich eine schwere Sache, denn du kannst eine Band alles nennen „tissue paper“, „wrapper“, „cigarette packet“, wenn man das möchte…Dann waren wir genervt und hatten genug davon und alle haben irgendwelche Worte gesagt und wir hatten ein paar Punkte. Evan hat dann Walk on Cars bei der nächsten Wahl vorgeschlagen und wir haben dann gesagt, wir nennen unsere Band Walking On Cars.

Ihr seid jetzt nicht besondere Autofans oder so?

Sorcha: Nein.
Paul und Patrick: Nicht wirklich.

Außer Tourvans!

(Gelächter)

Lasst uns über euer Debütalbum "Everything This Way" sprechen. Wie seid ihr auf den Titel gekommen?

Patrick: Also der Albumtitel ist so entstanden: Ungefähr vor einem Jahr waren wir mit The Kooks in Großbritannien auf Tour und die Hallen waren größer als jetzt und es hat geheißen zu den Garderoben diesen Weg, Bühne dieser Weg, Toiletten hier entlang…
Eine Location im Speziellen, ich glaube es war Norwich - wir sind hineingekommen und wirklich alles war beschildert. Und wir dachten "Everything This Way"! Das ist perfekt! Und das ist in unseren Köpfen geblieben.

Für den Songwriting Prozess habt ihr alle zusammen in einem kleinen Häuschen gewohnt. War es schwierig sich nicht gegenseitig auf die Nerven zu gehen oder sich danach zu hassen? Oder hattet ihr einfach nur Spaß?

Paul: Wir hatten Spaß.
Patrick: Es war eine einfache Zeit, denn es gab keinen Druck. Es war sehr relaxt und es gab keine große Agenda. Wir haben Musik gespielt, haben Wein getrunken…
Paul: …Pasta gegessen. Wir haben Musik gehört, Bücher gelesen und am Ende des Monats hatten wir eine Menge Songs.
Sorcha: Wir hatten sechs Monate dort.

Ganz ohne Internet?

Paul: Kein Internet, begrenzter Handyempfang…
Sorcha: Wir hatten kein Auto.  Als wir dort ankamen, waren wir dort für Tage abgeschieden, bis uns jemand abgeholt hat und wir in die Stadt gefahren sind, wo wir den Großeinkauf für die Woche gemacht haben, all das Essen was wir benötigt haben…Aber es war großartig dort.

Würdet ihr das wieder machen? Oder würdet ihr euch lieber einmal einen Ort wie zum Beispiel Los Angeles aussuchen?

Paul: Ich denke wir würden in keine Stadt gehen.
Sorcha: Nein.
Paul: Wir mögen diese  "Mitten im Nirgendwo-Aussicht". Ich denke Los Angeles wäre zu ablenkend. Wenn dann eher oben auf einem Berg .
Sorcha: Irgendwo abgelegen.

Also eher ein Ort wie Island?

Sorcha: Ja! Sowas in der Art.

Oder Österreich. Wir haben schöne Berge!

Sorcha: Ja! Wir sind heute durch Österreich gefahren und alles hat wie eine Postkarte ausgesehen. All die Häuser auf den Hügeln. So eines wäre gut. Besonders im Winter, wenn es schneit. Das wäre toll.

Wie sieht euer Songwriting Prozess aus?

Patrick: Also wir sitzen zusammen in einem Raum und es kann mit einem Piano starten, es kann mit einer Gitarre beginnen. Und wenn etwas Gutes im Raum passiert, weiß es jeder. Und wir spielen mit unseren Instrumenten herum und es schmilzt zusammen.

Ihr startet also mit der Musik?

Patrick: Ja wir fangen mit der Musik an. Immer. Und dann haben wir etwas…
Paul: …und diskutieren für Monate und dann kommt das hinaus…

Also ihr habt nicht immer einen gemeinsamen Nenner…

Paul: Nicht immer. Aber wenn wir uns alle einig sind, dann wissen wir, dass wir es haben!
Denn wenn jemand nicht glücklich mit etwas ist, dann arbeiten wir herum und versuchen einen anderen Weg zu finden bis es funktioniert und alle zufrieden sind. Das ist es was unsere Diskussionen sind. Wir haben auch alle einen verschiedenen Musikgeschmack.
Der gemeinsame Nenner aus Allem, das ist, wo unser Sound herkommt. Das ist die Gemeinsamkeit aus einem Mix aus Klassik, Metal, Punk, Pop und so weiter.

Welche Bands oder Künstler haben euch während dem Schreiben beeinflusst?

Sorcha: Ich denke, Bon Iver. Wir haben sein zweites Album gehört, wie wir in dem kleinen Häuschen waren. Ich bin der Meinung, es hat uns irgendwie dazu gebracht, dass wir um die Ecke gedacht haben bei unserer Musik, der Instrumentierung…
Einfach das Songwriting und der Style ist so anders und unkonventionell und das hat uns denke ich geholfen klarer und anders über unser Vorgehen zu denken.
Paul und Patrick: Ben Howard , Cloud Control, Foals
Sorcha: Ich habe tatsächlich meine Liebe für Arcade Fire während dieser Zeit entdeckt.
Paul: Oh ich dachte du wärst damit geboren worden! (lacht)

Eure Musikvideos sind sehr filmisch. Wie seid ihr auf die Ideen gekommen? Speziell "Speeding Cars" ist wie ein kleiner Film.

Patrick: Ja das war wie ein Mini-Film.
Paul: Das war unser Ansatz. Wir wollten den Leuten zeigen, wo wir herkommen und wer wir sind. Und ein bisschen keltisches Zeug ist drinnen.
Sorcha: Ziemlich traditionelle Dinge, von wo wir herkommen. So wie die Prozession, die Trommeln und das Boot. Es ist ein traditionelles irisches Boot und nennt sich Currach.
Paul: Also wir hatten eine ungefähre Idee, und wir haben diese Freunde, die unsere Videos machen.
Wir haben ihnen erzählt welche Stimmung wir möchten und so weiter. Sie kamen dann mit mehr Ideen zurück und wir haben das behalten .Für das Musikvideo haben wir eine Woche gebraucht. (lacht) All unsere Freunde und Familie waren dabei , es gibt zwei oder drei Schauspieler. Der Rest sind Leute aus der Stadt, die wir kennen und denen wir Pints trinken.

Waren sie begeistert, dass sie in einem Musikvideo mitspielen dürfen?

Paul: Oh ja!
Sorcha: Sie waren es am Anfang. Dann als sie das fünfte Mal mit einem Boot auf den Rücken/Schultern den Berg hinaufgehen mussten, haben sie geflucht. Es war sehr kalt.

Wir haben gelesen euer musikalischer Hintergrund ist sehr breit. Ihr habt Rock, Metal, Punk, Hardcore, Klassische Musik etc. aufgezählt. Was war das erste Album, das ihr gekauft habt?

Sorcha: Ich kann mich nicht erinnern, welches ich als erstes gekauft habe, aber das erste Album, das ich von jemand bekommen habe war von den Spice Girls.
Paul: Mein erstes Album war Coolio - Gangsters Paradise. Es hatte nur einen guten Song drauf- "Gangsters Paradise".
(Allgemeines Gelächter)
Paul: Beim Rest der Songs habe ich mir gedacht, was zum Teufel ist das! Ich war neun oder zehn und ich hatte noch nie Rap-Musik gehört. Da wo wir herkommen ist es so isoliert und im Radio waren zu der Zeit ungefähr 10 Songs. Die waren alle gleich und dieses Lied war draußen, weil der Film gelaufen ist. Ich mochte den Sound, also habe ich die CD gekauft. Was für eine bescheuerte Aktion das von mir war.
(Weiteres Gelächter)

Wie sieht es bei dir aus Patrick?

Patrick: Das erste Album war von Green Day "Dookie". Mein Bruder hat es nach Hause gebracht.

Habt ihr schon angefangen neue Songs zu schreiben?

Alle: Ja haben wir.
Sorcha: Wir schreiben immer.

Ihr spielt heute live im Flex. Was ist der Song den ihr am liebsten live performt?

Paul: "Speeding Cars".
Sorcha: Ja. Ich mag auch "Hand in Hand", denn das ist irgendwie ein Sound zu dem man Abrocken kann.

Was wollt ihr den Lesern von fm5 noch sagen?

Paul: Danke für eure bisherige Unterstützung!
Patrick: Unser Album ist auf den Markt. Wenn ihr uns mögt, geht und holt euch unsere CD und wir hoffen, dass wir bald wieder nach Österreich kommen.

Danke für das Interview!


Co-Autorinnen: Fiona Kieffer und Gerda Doblhammer

Walking On Cars - Everything This Way
Virgin (Universal Music)
VÖ: 15.04.2016 (Österreich)

Stephanie Ambros